So verhinderst und korrigierst du chromatische Aberrationen
Lerne mehr über Farbränder, wie du solche Abweichungen schon beim Fotografieren verhinderst und wie sich diese in Adobe Photoshop Lightroom entfernen lassen.
Was ist chromatische Aberration?
Chromatische Aberration, auch bekannt als Farbrandbildung, ist eine Farbverzerrung, bei der die Ränder von Gegenständen auf einem Bild unerwünschte farbige Ausfransungen oder Ränder aufweisen. Das geschieht oft bei Metalloberflächen oder bei starken Kontrasten zwischen hellen und dunklen Objekten, wie einer schwarzen Wand vor einem strahlend blauen Himmel. Jeder Abweichungstyp verursacht dabei andere farbliche Ränder um Objekte herum.
Wenn sich das Kameraobjektiv nicht auf jede der verschiedenen Wellenlängen weißen Lichts fokussieren lässt, führt das zu blau-gelben, rot-grünen oder magenta-violetten Rändern. Verursacht wird dies durch den Brechungsindex der Glaslinse: Licht verschiedener Wellenlängen dringt mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durch das Objektiv. Manche Objektive haben dann Schwierigkeiten, alle Farbtöne auf derselben Fokusebene zu fokussieren.
Korrekturen für chromatische Aberration
Zwar lässt sich diese Verzerrung bisweilen schon bei der Aufnahme verhindern, du kannst aber auch erlernen, wie man die vier verschiedenen Arten der chromatischen Aberration automatisch oder manuell in Lightroom korrigiert. „Dabei handelt es sich um Anpassungen, die ungeübten Betrachtern meist gar nicht auffallen würden. Die Korrektur lässt Fotos aber sehr viel lebensechter erscheinen“, sagt der Fotograf und Videograf Nick Mendez.
Vermeide Farbränder schon bei der Aufnahme
Vermeide chromatische Aberrationen durch die Wahl eines hochwertigen Objektivs und vermeide Weitwinkelobjektive sowie wenn möglich Aufnahmen mit kleiner Blendenöffnung. „Am besten verhindert man das natürlich schon beim Fotografieren selbst“, sagt der Modefotograf Adam Rindy.
Mit kleinerer Blendenöffnung fotografieren
Der Fotograf und Dozent Adam Long empfiehlt, mit hohen Blendenzahlen zu fotografieren – also mit geringer Blendenöffnung – um Farbverzerrungen zu vermeiden, besonders wenn man ein günstigeres Objektiv einsetzt. „Wenn man mit einem billigen Objektiv und weit offener Blende, also etwa mit Blendenöffnung 1.8 fotografiert, steigt die Wahrscheinlichkeit für chromatische Aberrationen stark an. Wenn man dagegen eine kleinere Blendenöffnung wählt, wie 5.6, passiert das eher weniger“, erklärt er. Versuche, mit höheren ISO-Werten, mit einem Blitzgerät oder mit längeren Verschlusszeiten zu arbeiten, wenn du mit kleinerer Blendenöffnung fotografierst, um den Lichtverlust auszugleichen.
Optimiere die Fokusebene
Weitwinkelobjektive mit kürzeren Brennweiten neigen eher zur Farbrandbildung. „Wenn man mit 18 Millimetern fotografiert, kommt es viel eher zu Farbabweichungen, weil man eine extreme Brechung durch die Linse hat“, sagt Long. Hier ist es hilfreich, eine mittlere Brennweite zu wählen. Bei einem 18-55-mm-Objektiv wählt man beispielsweise 30 Millimeter.
Farbabweichungen in Adobe Lightroom beheben
Einfache chromatische Aberrationen lassen sich in Adobe Lightroom durch Auswählen der Option Chromatische Aberration entfernen im Abschnitt „Farbe“ des Bereichs „Objektivkorrekturen“ entfernen. Mit den Steuerelementen zur Farbsaumentfernung kannst du Farbsäume entlang kontrastreicher Kanten erkennen und entfernen, die durch chromatische Aberrationen der Linse verursacht werden. Klicke auf das Symbol „Farbsaumentfernung“ im Bedienfeld „Optik“ und verwende dann die Farbsaumauswahl, um einen grünen oder violetten Farbton im Foto aufzunehmen und den Rand zu entfernen. Du kannst lilafarbene oder grüne Farbtöne auch lokal mit dem Farbsaumregler im lokalen Bedienfeld „Korrekturpinsel“, „Linearer Verlauf“ oder „Radialer Verlauf“ entfernen.
Laterale oder transversale chromatische Aberration
Farbquerfehler, auch als laterale oder transversale chromatische Aberration bezeichnet, sind blau-gelbe oder rot-grüne Randbildungen, die sich meist mit der Option „Chromatische Aberration entfernen“ in Lightroom Classic beheben lassen.
Axiale oder longitudinale chromatische Aberration
Farblängsfehler, auch axiale oder longitudinale chromatische Aberration genannt, entstehen oft, wenn Bilder mit großer Blendenöffnung gemacht werden (niedrige Blendenzahl). Sie lassen sich mit dem Farbsaumregler ab Lightroom 4.1 und darüber entfernen.
Nutze chromatische Aberration für außergewöhnliche Effekte
Experimentiere bewusst mit chromatischer Aberration bei Videos oder Fotos in Adobe Photoshop, Premiere Pro oder After Effects. Aus einem gewöhnlichen Foto oder Video kannst du ein künstlerisch wertvolles Werk machen, indem du mit Farbrändern spielst oder die Farbkanäle Rot, Grün und Blau auftrennst (RGB-Splitting). „Chromatische Aberration kann eine gewisse Unruhe oder eine psychologische Perspektive in einem Bild eröffnen“, sagt Long.
Farbränder als Fotoeffekt
Indem du Farbränder in Photoshop erzeugst, kannst du einen gewissen 3D-Eindruck und Retro-Charme erzielen, ähnlich wie bei diesem Architekturposter von Fabio Rahmani.
Kunstwerk von Rus Khasanov
Farbränder als Videoeffekt
Wenn du Farbränder oder RGB-Splitting in Premiere Pro oder After Effects auf ein Video anwendest, kannst du einen psychedelischen Effekt erzielen, ähnlich den Filmen mit Öl und Farben von Rus Khasanov.
Wenn du nicht stilistisch eine bestimmte Stimmung mittels bewusstem RGB-Splitting erzeugen möchtest, kannst du durch das Entfernen von chromatischen Aberrationen die Bildqualität deiner Aufnahmen auf einfache Weise stark verbessern und unrealistisch wirkende Farbränder entfernen, die ungeübte Fotografen eventuell gar nicht bemerken. „Wenn ich mir alte Fotos ansehe, fallen mir die Farbränder auf und dann bin ich entsetzt, dass ich sie die ganze Zeit über nicht bemerkt habe“, sagt Mendez. Überprüfe deine Arbeiten auf chromatische Aberration und versuche, diese mit Lightroom zu entfernen.
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