Erstelle kontrastreiche Fotos mit Silhouetten-Fotografie.
Silhouetten sind weit mehr nur leere Flächen. Planung und Postproduktion deiner Silhouetten-Aufnahmen nehmen daher etwas Zeit in Anspruch.
Was ist Silhouetten-Fotografie?
Unter einer Silhouette versteht man eine dunkle Kontur oder Form, die sich vor einem helleren Hintergrund abhebt. Die meisten Silhouetten zeigen eine Person im Profil. Die ersten Silhouetten entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich als kostengünstige Alternative zu gemalten Porträts. Sie wurden in Form von Zeichnungen, Skizzen oder Scherenschnitten angefertigt. Heutzutage werden Silhouetten meistens mit der Kamera aufgenommen.
Silhouetten-Fotografie zeigt die dunklen Umrisse des Bildmotivs in kontrastierenden hellen Szenen, z. B. vor Sonnenuntergängen oder Studiohintergründen. Da hier die Betonung auf einem starken Kontrast liegt, nehmen sie eine Sonderstellung unter den Fotografiediszplinen ein. Zu den Aufgaben der Fotografen gehört es normalerweise, eine uneinheitliche Beleuchtung zu korrigieren oder Schatten anzugleichen. In der Silhouetten-Fotografie geht es dagegen darum, die Schatten so tief und dunkel wie möglich auszugestalten.
Silhouetten-Arten.
Bevor es ans Fotografieren geht, entscheide zuerst, welche Formen und Winkel auf dem Foto betont werden sollen. „Was ist interessanter – die Silhouette des Kleids oder die des Gesichts?“, so die Fotografin Dawndra Budd. „Es ist ähnlich wie bei der Schwarz-Weiß-Fotografie, wo man auch viel in Formen denkt.“
Sobald die Form feststeht, überlege dir, ob du eine perfekte Silhouette oder eine Teil-Silhouette aufnehmen möchtest.
Perfekte Silhouetten.
Perfekte Silhouetten sind die, die die meisten Menschen mit dem Begriff Silhouette verbinden: ein komplett dunkles Motiv vor einer hellen Lichtquelle, als ob man eine Person oder ein Objekt gegen die Sonne betrachtet. Die Form des Objekts ist gut vor dem klaren, hellen Hintergrund zu erkennen.
Teil-Silhouetten.
Teil-Silhouetten zeigen eine Seite des Motivs mit wenig Licht, und die andere Seite liegt vollständig im Dunkeln. Mit Teil-Sihouetten lässt sich oft eine leicht mystische Stimmung oder der Eindruck erzeugen, dass das Motiv teilweise in der Dunkelheit verschwindet oder aus ihr hervortritt. Beide Silhouetten-Typen profitieren von der digitalen Nachbearbeitung. Teil-Silhouetten erfordern in der Regel einen höheren Aufwand, bis ein gewünschter Effekt erzielt ist.
Silhouetten-Fotos vorbereiten.
Eine gelungene Silhouette ist ein Paradoxon, denn sie zeigt einen Effekt, den die meisten Fotografen vermeiden möchten: einen tiefschwarzen Bereich in der Mitte des Fotos. Die heutigen DSLR-Kameras sind nicht dafür ausgelegt, Dunkelheit zu fotografieren. Mit den Voreinstellungen soll eine gleichmäßige Belichtung im gesamten Bild erreicht werden, d. h. die Kamera wird versuchen, den Kontrast zwischen hellem Hintergrund und dunkler Silhouette aufzulösen.
„Im Prinzip arbeitest du gegen deine eigene Kamera, denn die versucht, die Schatten in den dunklen Bilddaten herauszuarbeiten“, weiß der Fotograf Jeff Carlson. „Deine Absicht und das, was deine Kamera für ein gelungenes Foto hält, stimmen nicht überein.“ Aus diesem Grund fotografiert man Silhouetten nahezu immer im manuellen Modus.
Es gibt eine einfache Möglichkeit, die Kamera auszutricksen, damit sie ein Silhouetten-Foto aufnimmt. Du richtest sie zuerst auf eine helle Lichtquelle, z. B. den Himmel, und machst dann sehr schnell ein Bild deines Motivs. „Die Kamera stellt die Belichtung auf den hellen Himmel ein“, erklärt Dawndra Budd. „Und da das Motiv von hinten beleuchtet wird, wirkt es dunkel.“
Eine andere Möglichkeit, das Motiv dunkler hinzubekommen, ist eine Erhöhung der Verschlusszeit. Je länger die Kamerablende geöffnet ist, desto mehr Licht kann einfallen. Bei kürzeren Verschlusszeiten kann die Kamera das Licht einer hellen Lichtquelle (blauer Himmel, Sonnenuntergang, Studiobeleuchtung) aufnehmen. Die Zeit reicht jedoch nicht aus, um die geringere Lichtmenge des von hinten beleuchteten Motivs einzufangen. Auf diese Weise ist auf dem Foto der Hintergrund hell und gut zu sehen, und das Motiv wird zur Silhouette.
Nachbearbeitung von Silhouetten-Fotos.
Manchmal erzielt man das perfekte Foto (tiefschwarze Silhouette vor hellem Hintergrund), indem man zwei Bilder kombiniert oder eine Aufnahme in der Nachbearbeitung korrigiert. In der Fotografie arbeitet man auch mit sog. Aufnahmeserien (Bracketing). Dabei bleiben Kamera und Objekt statisch, und nur die Kameraeinstellungen werden variiert. Durch Kombinieren unterschiedlicher Aufnahmen des Hintergrunds und des Motivs lässt sich der gewünschte Silhouetten-Effekt mit strahlend hellem Hintergrund und dunklem Motiv erzielen.
Aber auch bei korrekt belichteten Silhouetten kann es passieren, dass das Bild dunstig oder an den Rändern unscharf wirkt. „Das kann ein Bild ruinieren, wenn alle Lichter ausgebrannt sind“, erklärt Dawndra Budd. Besonders die Kanten der Silhouette müssen oft nachbearbeitet werden. „Das Optimum wäre natürlich, wenn das Foto schon bei der Aufnahme perfekt wäre. Aber Adobe ist deshalb so erfolgreich, weil genau das so gut wie nie passiert“, räumt Jeff Carlson ein. „Gerade bei Silhouetten.“ Kombiniere mehrere Bilder oder schwärze das Motiv im Nachhinein, um die Silhouette stärker herauszuarbeiten.
Selbst wenn du gar nichts änderst, solltest du das Bild unbedingt noch einmal überprüfen.
„Unter Umständen ist die Silhouette nicht dunkel genug. Auf dem Display mag sie gut aussehen, aber wenn dein Display nicht korrekt kalibriert ist, fällt vielleicht nicht sofort auf, dass die Aufnahme nicht perfekt ist“, gibt Carlson zu Bedenken. „Ein Blick auf das Histogramm zeigt, ob das, was schwarz aussieht, auch wirklich schwarz ist.“ Verlasse dich nicht nur auf deine Augen. Um sicherzugehen, dass die Silhouette wirklich tiefschwarz ist, sieh dir die Daten in Adobe Photoshop Lightroom oder Photoshop an und prüfe, wie das Bild auf unterschiedlichen Bildschirmen oder auf (Foto-)Papier aussieht.
Mit Silhouetten ikonische Bilder kreieren.
Silhouetten lassen niemanden kalt. Sie faszinieren den Betrachter und sind eine gute Möglichkeit, um Landschaftsaufnahmen mit menschlichem Leben zu versehen, ohne dabei den Fokus auf die Landschaft zu verlieren. So lässt sich auch die Relation zwischen Mensch und Natur wunderbar darstellen, indem man vor einer atemberaubenden Naturkulisse die Menschen nicht normal belichtet, sondern als Silhouette zeigt. Die Silhouetten sind dann gleichzeitig Projektionsfläche oder Platzhalter für den Betrachter.
Silhouetten können auch die Grundlage für andere Bilder oder Formen dramatischer Fotokunst sein. „Ich finde Silhouetten wunderschön und geheimnisvoll“, gesteht Dawndra Budd. „Außerdem lassen sich daraus sehr coole Doppelbelichtungen erstellen.” Im Grunde ist eine Silhouette wie eine leere Leinwand, die Betrachter und Künstler einlädt, sie mit ihren Gedanken und Ideen zu füllen. Gut gemachte Silhouetten sind mehr als nur dunkel.
Mitwirkende.
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