Alles im Fokus mit Objektivkalibrierung.
Kalibriere das Objektiv deiner DSLR‑Kamera, um möglichst scharfe Autofokus-Bilder zu gewährleisten. Erfahre, wann und wie du diesen wichtigen Wartungsschritt durchführen solltest.
Was ist Objektivkalibrierung?
Objektivkalibrierung, die auch als Autofokus-Kalibrierung bezeichnet wird, ist eine Methode, um bei Verwendung des Autofokus die Position des Fokuspunkts in deinem Bild einzustellen. In der Theorie sollte der Autofokus immer für scharfe Bilder sorgen – mit dem von dir gewählten Motiv im Fokus. Bei einer DSLR‑Kamera erfordert ein Autofokus-Bild jedoch eine klare Kommunikation zwischen Objektiv (das Licht hereinlässt), Autofokus-Chip der Kamera (der bestimmt, wann das Bild im Fokus ist) und Kamerasensor (der das Bild erzeugt).
So kann es passieren, dass das Motiv durch den Sucher im Fokus zu sein scheint, aber das erzeugte Bild am Ende unscharf ist. Und das kann bei jeder Brennweite auftreten.
„Das ist das Schlimmste“, erklärt Fotograf Felipe Silva. „Du nimmst Fotos auf, z. B. bei der Hochzeit eines Kunden, verwendest den Autofokus und am Ende liegt der Fokus auf dem Ohr statt auf den Augen. Die Kamera zeigt zwar an, dass der Fokus richtig ist, aber wenn du ganz nah heranzoomst, siehst du, dass er etwas danebenliegt.“
„Es findet eine Fehlkommunikation zwischen Kamera und Objektiv statt“, so Fotograf Jason Weingart. „Und die Objektivkalibrierung kann korrigieren, wie weit die beiden auseinanderliegen.“
Wodurch wird die unerwartete Unschärfe verursacht?
Wenn du ein neues Objektiv kaufst, sollte es wie erwartet mit deiner Kamera funktionieren, genauso wie das Autofokus-System. Doch selbst bei neuen Kameras und Objektiven können manchmal Fehler bei der Positionierung ihrer Komponenten auftreten. Und mit der Zeit können die internen Komponenten sich verschieben und so dafür sorgen, dass deine Bilder unscharf werden.
Wie oft sollten Objektive kalibriert werden?
Du musst Objektive nur kalibrieren, wenn du merkst, dass der Autofokus deiner Kamera mit einem bestimmten Objektiv keine scharfen Fotos aufnimmt. Hierbei kann es auch einen Einfluss haben, wie stark deine Ausrüstung genutzt wird. In der Regel muss eine solche Kalibrierung alle 6–24 Monate für jede Kombination aus Kamera und Objektiv durchgeführt werden.
Wenn du deine Objektive oft wechselst, ist das kein Problem. Viele Kameras erkennen die spezifische Seriennummer, die Objektiven zugewiesen ist, und merken sich die Kalibrierungseinstellung vom letzten Mal.
Müssen spiegellose Kameras kalibriert werden?
Nein. Die Objektivkalibrierung ist bei spiegellosen Kameras und Objektiven nicht erforderlich. Das liegt daran, dass spiegellose Kameras keinen Autofokus-Chip verwenden. Stattdessen übernimmt der Kamerasensor sowohl Fokus als auch Bildaufnahme – damit kann keine Fehlkommunikation stattfinden.
So kalibrierst du ein Objektiv.
Für die Kalibrierung musst du auf kontrollierte Weise eine Reihe von Fotos aufnehmen, damit du genau siehst, wie weit der Fokus danebenliegt. Dann kannst du ihn mithilfe der Kameraeinstellungen korrigieren. Wenn das gewählte Motiv deines Bildes unscharf ist, bedeutet das, dass deine Kamera entweder den Hintergrund oder den Vordergrund scharf stellt. Hintergrundfokus bedeutet, dass der Fokus leicht hinter deinem Motiv liegt – beim Vordergrundfokus liegt er leicht davor.
Durch die Kalibrierung sagst du deiner Kamera, dass sie den Fokus nach vorne oder hinten verschieben soll, wenn sie das Bild erzeugt. So stimmt das fertige Bild mit dem überein, was du im Sucher oder auf dem Kamerabildschirm siehst.
Voraussetzungen der Objektivkalibrierung.
Für die Kalibrierung brauchst du eine gut beleuchtete Umgebung, eine flache Oberfläche und ein Motiv mit Markierungen, die sich einfach messen lassen. Du kannst spezielle Objekte kaufen, die als Motive für Testfotos dienen. Ihr Design ist darauf ausgelegt, den Fokus zu finden, z. B. mit Fokuspyramiden oder Kalibrierungsdiagrammen. Du kannst aber auch eigene Objekte erstellen.
Verwende beispielsweise ein gebundenes Buch und ein 30‑Zentimeter-Lineal mit deutlichen Markierungen. Stelle das Buch auf die untere Kante, sodass der vordere Buchdeckel zur Kamera zeigt. Klebe ein kleines Stück Papier, auf das du ein „X“ zeichnest, auf den vorderen Buchdeckel (auf Höhe der Mittellinie). Lehne dann das Lineal in einem 30‑Grad-Winkel flach auf ein Objekt, wie z. B. eine Kaffeetasse. Das Lineal muss sich direkt neben dem Buch befinden und das obere Ende muss von der Kamera weg zeigen. Der Mittelpunkt des Lineals (15 cm) muss auf Höhe der Mitte des vorderen Buchdeckels liegen, also der Stelle mit dem Stück Papier.
Der Weg zum kalibrierten Objektiv.
Nachdem dein Kalibrierungsdiagramm (oder dein selbst gebautes Buch-Lineal-Konstrukt) und dein Stativ bereit sind, führe die folgenden Schritte durch, um dein Objektiv zu kalibrieren:
1. Es werde Licht.
Führe die Kalibrierung in einer gut beleuchteten Umgebung durch. „Ein niedriger bis mittlerer ISO reicht aus, je nachdem, wie lichtempfindlich die Kamera ist“, rät Weingart.
Befestige deine Kamera auf einem Stativ und verwende einen Timer, um die Testfotos aufzunehmen, um Kamerawackeln zu verhindern. Wenn deine Kamera eine Einstellung zur Vibrationsminimierung bietet, schalte sie für die Kalibrierung aus. Verwende, wenn möglich, eine Wasserwaage, um sicherzustellen, dass sich deine Kamera nicht zur Seite neigt, wenn du sie auf die flache Testoberfläche richtest.
3. Richte die Kamera auf dein Motiv.
Platziere das Objekt, das du zur Kalibrierung verwendest, auf der Oberfläche und richte deine Kamera darauf. Das Objekt sollte sich so nah an der Kamera befinden, wie es dein Objektivtyp zulässt, bzw. so nah, dass du das Objekt noch scharf stellen kannst.
4. Öffne dein Objektiv.
Nimm mit der niedrigsten Tiefenschärfe oder der größten Blende auf, die mit deinem Objektiv möglich sind. „Der niedrigste Blendenwert ist immer der richtige, egal wie niedrig“, so Weingart.
5. Lege die Verschlussgeschwindigkeit fest.
Das Bild sollte so scharf wie möglich sein. Nimm also mit der kürzesten Verschlussgeschwindigkeit auf, die die Beleuchtungssituation zulässt.
6. Nimm das Foto auf.
Schalte den Autofokus ein und nimm ein Foto auf – und zwar so, dass das Kalibrierungsdiagramm bzw. der vordere Buchdeckel im Fokus ist. Vergleiche dann deine Aufnahme mit dem, was du im Sucher siehst. Wenn das erzeugte Bild einen Hinter- oder Vordergrundfokus aufweist, erkennst du das daran, wo der Fokus auf dem Kalibrierungsdiagramm bzw. dem Lineal liegt.
7. Optimiere deinen Fokus.
Öffne die Autofokus-Einstellungen deiner Kamera. Kamerahersteller haben oft eigene Namen für diese Einstellung (Details findest du im unteren Abschnitt). Wenn der Fokus zu weit hinten liegt (Hintergrundfokus), füge eine positive Korrektur (+1–15) hinzu. Wenn er zu weit vorne liegt (Vordergrundfokus), füge eine negative Korrektur (-1–15) hinzu.
8. Versuche es immer wieder.
Nimm weiter Testbilder auf und passe die Stärke der Korrektur an, bis der mittlere Fokuspunkt nicht nur im Sucher, sondern auch im fertigen Bild scharf ist. „Das Ganze ist wie ein Ratespiel und kann einiges an Zeit kosten. Es braucht auf jeden Fall mehrere Versuche, um es richtig hinzukriegen“, erklärt Weingart. „Doch auch wenn es mühselig ist … schwierig ist es nicht.“
Unterschiede zwischen Kameramarken.
Kameras haben oft eigene Bezeichnungen für das Tool zur Autofokus-Feineinstellung. Bei Nikon- und Canon-Kameras heißt die Option oft „AF‑Feinabstimmung“. Bei Kameras von Sony nennt sie sich in der Regel „AF‑Mikroeinstellung“. Führe vor der Kalibrierung immer eine Internet-Suche durch, um Tutorials für dein Kameramodell zu finden. Bestimmte Marken bieten möglicherweise neue Funktionen oder Tricks, um den Prozess zu vereinfachen.
Tipps für eine erfolgreiche Kalibrierung.
Passe deinen Autofokus langsam an, sieh dir zur Unterstützung Videos an und verwende während der Kalibrierung die RAW‑Dateien deiner Testbilder:
- Gehe langsam vor. „Stelle die Korrektur nicht gleich von 1 auf 15, sondern lieber von 1 auf 2“, empfiehlt Silva. „Nimm dir Zeit, um den richtigen Wert zu finden.“
- Nutze Online-Ressourcen. „Ich rate dazu, sich Videos davon anzusehen, wie jemand die Kalibrierung durchführt. Jedes Tutorial kann hilfreich sein“, so Weingart.
- Führe die Kalibrierung mit exportierten RAW‑Bilddateien durch. „Wenn du deine Testbilder untersuchst, brauchst du Software zur Bildnachbearbeitung“, erklärt Weingart. „Vertraue für die Kalibrierung nicht darauf, was du auf dem Kamera-Display siehst. Hierfür brauchst du eine RAW‑Datei, um die Schärfe deines Bildes richtig zu erkennen.“
Untersuche deine Bilder während der Kalibrierung in Adobe Photoshop Lightroom.
Mit Lightroom kannst du deine RAW‑Bilddateien hochladen und bearbeiten – statt komprimierter JPEG-Bilder. So siehst du jedes Detail auf deinem Foto. Kalibriere deine Autofokus-Einstellungen für jede Kombination aus Objektiv und Kamera und optimiere dann alle Aspekte deiner Bilder in Lightroom, um überwältigende Fotos zu erzielen.
Mitwirkende.
Mit Adobe Photoshop Lightroom erfolgreicher sein
Bearbeite deine Fotos schnell und einfach mit den Lightroom-Vorgaben. Mit der Cloud-basierten Foto-Speicherverwaltung kannst du von überall aus auf deine Projekte zugreifen.
Das könnte dich auch interessieren:
Dokumentiere besondere Anlässe – Event-Fotografie.
Erfahre von professionellen Event-Fotografen, wie flüchtige Momente optimal festhältst.
Videoformat zuschneiden leicht gemacht.
Erfahre, wie du deine Video-Clips zuschneiden und ihre Größe anpassen kannst, um das gewünschte Seitenverhältnis zu erreichen.
Kerning (Unterschneidung) – eine Einführung.
Erfahre mehr über Kerning und wie du deine Typografie verbessern kannst.
Einführung in die Sportfotografie.
Entdecke die Vielseitigkeit der Sportfotografie – von Live-Events bis hin zu Mode-Shootings.