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Von Pyrotechnik bis Prosthetics: ein Leitfaden für Spezialeffekte.
Lerne die Unterschiede zwischen Spezialeffekten und visuellen Effekten kennen – mit interessanten Rück- und Ausblicken. Starte dann dein eigenes Filmabenteuer.

Die Anfänge von Spezialeffekten.
Seit ihrer Erfindung werden Kameras von Filmemachenden eingesetzt, um Tricks zu erzeugen und das Publikum zu begeistern. Das Erschaffen von Magie und Illusionen gehört zu den spannendsten Mitteln der Filmproduktion, und kein Blockbuster kommt ohne Spezialeffekte und visuelle Effekte (SFX und VFX) aus.
„Spezialeffekte sind eine Kunstform. Viele SFX-Artists haben nie eine Kunstschule besucht, sondern kommen vom Zeichnen, Modellieren und Malen“, merkt Regisseur Darion D'Anjou an. Dieses künstlerische Schaffen wird in der Geschichte der Form sichtbar.
Ein historischer Exkurs.
Als Oscar Rejlander 32 verschiedene Negative zu einer Fotomontage kombinierte, legte er den Grundstein für die Entwicklung von Spezialeffekten. Als Pionier für Special Effects im Film gilt jedoch Georges Méliès – er entdeckte den Stop-Trick oder Stop-Motion-Trick. Für diesen Effekt wird die Kamera angehalten, und alle Darstellenden verharren in ihrer Position. Dann wird die Szene oder das Bühnenbild verändert, und die Aufnahme wird schließlich fortgesetzt. Diese Technik kam in den Anfängen der Filmgeschichte häufig zum Einsatz, um Personen verschwinden zu lassen oder einen Überraschungseffekt zu erzeugen.
Der Künstler und Filmemacher Méliès schuf noch viele weitere Spezialeffekte in mehr als 500 Kurzfilmen. Die verblüffenden Ergebnisse erzielte er mit unterschiedlichen Belichtungen, Zeitrafferfotos, Animationen und von Hand gemalten Farben. Ab diesem Zeitpunkt wurden immer mehr Techniken für Spezialeffekte entwickelt, die den Weg für eine zweite Kategorie ebneten: visuelle Effekte.
Visuelle Effekte und Spezialeffekte.
Spezialeffekte werden häufig mit visuellen Effekten gleichgesetzt. De facto gibt es aber Unterschiede. Spezialeffekte, die auch als „Praktische Effekte“ bezeichnet werden und weitere Unterkategorien haben, werden live am Set erzeugt (Beispiel: eine kontrollierte Explosion in einer Action-Szene). Visuelle Effekte hingegen werden bei der Postproduktion oder im Schneideraum erstellt. Am Anfang experimentierten Filmemachende direkt mit der Filmrolle. Heute entstehen visuelle Effekte durch Bearbeitungstechniken wie Animation und CGI (Computer-Generated Imagery).
Beide haben ihre Stärken und Schwächen. „Spezialeffekte sind in vielen Fällen von Vorteil, weil Schauspielerinnen und Schauspieler direkt am Set darauf reagieren können. Außerdem werden automatisch Lichteffekte und andere Nebeneffekte erzeugt, die sonst oft mit hohem Kostenaufwand digital erstellt werden müssen“, erklärt Regisseur Steven Bernstein. Spezialeffekte erfordern allerdings auch spezielles Equipment, geschultes Personal und eine sorgfältig ausgearbeitete Choreografie. Das kann für Neulinge in der Filmproduktion eine große Herausforderung darstellen. Visuelle Effekte hingegen eröffnen unendlich viele Möglichkeiten, sofern die beiden Grundvoraussetzungen erfüllt sind: technische Kompetenz und eine kreative Vision.


Spezialeffekte: Creatures und Composites.
Die bekanntesten Spezialeffekte begegnen uns in den klassischen Monsterfilmen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Viele dieser Produktionen faszinieren durch schier unglaubliche Prosthetics und Creature Suits. Seither hat sich in diesem Bereich zwar einiges getan, doch sind viele Grundprinzipien bis heute gleich geblieben.. Willis H. O’Brien erschuf Modelle aus Ton (später aus Gummi über Drahtmodellen), die in mühevoller Kleinarbeit durch Stop-Motion-Animation zum Leben erweckt wurden. Die Technik kam bei Filmen aus der frühen Hollywood-Ära zum Einsatz, wie etwa in King Kong.
Die Modelle wurden Bild für Bild bearbeitet und positioniert, um den Eindruck zu erwecken, dass ein gigantischer Affe durch New York wütet. Später ging man dazu über, zwei Techniken miteinander zu kombinieren: In Jurassic Park von Steven Spielberg wurden die Dinosaurier mittels Animatronik und CGI zum Leben erweckt.
Ein weiteres Verfahren ist das Compositing. Dabei wird eine Szene vor einem Greenscreen aufgenommen, der bei der Nachbearbeitung z. B. durch fantasievolle Landschaften und fremde Welten für einen Action-Film ersetzt wird. Der Vorgänger des Greenscreens war übrigens eine echte Leinwand, auf die Footage projiziert wurde. Mit der Greenscreen-Technik ist u. a. das Cockpit der X-Flügler in der Science-Fiction-Filmreihe Star Wars von George Lucas entstanden.
Digitales Compositing ist eine der besten Methoden für die Erzeugung moderner Special Effects. Ein Paradebeispiel dafür ist das Film-Musical Across the Universe von Julie Taymor, in dem die Wirkung der Musik durch Composites untermalt wird. In der Filmtrilogie Der Herr der Ringe von Peter Jackson wurden Miniaturmodelle ganzer Städte mit Filmaufnahmen und Matte-Paintings kombiniert, um Szenen realistisch wirken zu lassen.

Visuelle Effekte: digitale Welten und Aliens.
Greenscreens und Bluescreens ermöglichen die Kombination von Spezialeffekten mit visuellen Effekten. Die Leinwand, also ein reales Objekt, dient als Medium für digitale Effekte. In der modernen Filmproduktion sind visuelle Effekte allgegenwärtig – von Filmen mit Superhelden bis hin zu Science-Fiction. Mithilfe innovativer Computer-Technologie werden inzwischen komplexe digitale Welten erschaffen.
Digitale visuelle Effekte hielten vor allem mit den Filmen von James Cameron Einzug. Der Film Abyss – Abgrund des Todes aus dem Jahr 1989 hielt das Publikum mit einem CGI-animierten Unterwasser-Alien in Atem (auch wenn die Kreatur nach heutigen Standards eher rudimentär erscheint). Sein Nachfolger war ein Metallmonster in Terminator 2, das inzwischen etwas in die Jahre gekommen ist. Ganz anders bei Avatar: Für das Sci-Fi-Epos wurde erstmals eine komplette CGI-Welt generiert. An der Produktion waren mehr als 900 Animationsprofis beteiligt, und es kamen zahlreiche Motion-Capture-Suits zum Einsatz.
Teams für visuelle Effekte sind häufig sehr groß. „Selbst für kleinste Effekte brauchen wir Leute für Lichtgestaltung, Compositing und Visual Effects. Wir erstellen oft ganze Simulationen, und das geht nur mit einem Team“, erklärt D’Anjou. Ob Spezialeffekte oder visuelle Effekte zum Einsatz kommen, ist nicht selten eine Kosten- oder Personalfrage.
Einsatzmöglichkeiten für SFX.
Spezialeffekte und visuelle Effekte sind im Grunde Tools zur Umsetzung einer Vision von Filmschaffenden. Der Aspekt „Tool“ fällt jedoch oft unter den Tisch. Tatsächlich dienen Spezialeffekte und visuelle Effekte aber einem konkreten Zweck: Das Publikum soll in die Geschichte eintauchen. Mit der Entscheidung, ob Special Effects oder visuelle Effekte verwendet werden, steht oft viel auf dem Spiel. „Ich habe an Projekten gearbeitet, bei denen 23 Kameras nötig waren, um die Szene richtig rüberzubringen. Und dafür hatten wir nur einen oder zwei Versuche“, berichtet Bernstein.
Bilder von Darion D'Anjou

Das Handwerkszeug.
Sobald das Footage im Kasten ist, sind visuelle Effekte an der Reihe. Adobe Premiere Pro und Adobe After Effects sind das perfekte Duo für Filmschnitt und die Gestaltung faszinierender Effekte.
Schneide deinen Film.
Wenn du Szenen mit Spezialeffekten schneidest, entscheidet das Timing, ob eine Explosion eine durchschlagende Wirkung hat oder unspektakulär verpufft. Premiere Pro ist ein umfassendes Toolkit für die Bearbeitung von Filmen aller Art, ob Spielfilm oder Kurzfilm.
Um die Grundlagen des Videoschnitts zu lernen, stehen dir zahlreiche Tutorials und andere Ressourcen zur Verfügung.
Mache dich mit Keyframing vertraut.
Zu den wichtigsten Skills für angehende VFX-Artists zählt das Keyframing. Von einfachen Titelanimationen bis hin zu komplexeren Grafiken: Über das Bedienfeld „Effekteinstellungen“ in Premiere Pro kannst du ganz einfach Effekte hinzufügen, ihre Eigenschaften steuern und Keyframes setzen. Lerne die Basics zur Verwendung von Keyframes.
Erwecke Effekte zum Leben.
Programme für Videoschnitt und VFX eröffnen heute nahezu unendliche Möglichkeiten. Grenzen werden lediglich durch technische Skills und die eigene Vorstellungskraft gesetzt. Wenn du fremde Welten und Fantasiewesen erschaffen und gestalten willst, mache dich mit dem Toolset von After Effects vertraut.
Rotoskopiere deine Aufnahmen.
Durch digitales Rotoscoping kannst du vorhandenes Filmmaterial mit bewegten Bildern überlagern und so spektakuläre Effekte erzeugen. After Effects bietet dir alle nötigen Tools für die Umsetzung deiner Ideen. Mit dem Roto-Pinsel und der inhaltsbasierten Füllung lassen sich Bildkompositionen auch ohne Greenscreen erstellen.
Ausgerüstet mit den richtigen Tools und Techniken steht deinen Meisterwerken nichts mehr im Weg.