Adobe Premiere Pro verfügt über mehrere Arbeitsbereiche für unterschiedliche Zwecke.
Den Arbeitsbereich „Editing“ kennen Sie wahrscheinlich schon.
Wenn wir von hier in den Arbeitsbereich „Farbe“ (Color) umschalten, haben wir direkten Zugriff auf nützliche Tools wie das Bedienfeld „Lumetri-Farbe“ (Lumetri Color) und die „Lumetri-Scopes“.
Der Aufbau dieses Arbeitsbereichs ist auf Farbanpassungen ausgelegt.
Zuerst klicke ich mit der rechten Maustaste in das Fenster „Lumetri-Scopes“, öffne das Menü „Vorgaben“ (Presets) und wähle „Vektorskop YUV/ Parade RGB/Wellenform YC“ (Vectorscope YUV/Parade RGB/Waveform YC).
Ich finde diese Kombination aus Vektorskop, RGB-Parade und YC-Wellenform für Farbanpassungen ideal.
An dieser Stelle vielleicht ein Hinweis auf den Unterschied zwischen Farbkorrektur und Farbanpassung.
Diese Aufnahme beispielsweise könnte eine einfache Anpassung der Farbtemperatur vertragen, damit sie interessanter wirkt.
All diese Steuerelemente im Bedienfeld „Lumetri-Farbe“ (Lumetri Color) erschließen sich Ihnen schnell durch ihren Einsatz, auch wenn Sie sie vorher noch nicht kannten.
Ziehen Sie einfach den Regler von einer Extremposition zur anderen.
Sie sehen sofort den Effekt.
Beim Wechsel zwischen Innen- und Außenaufnahmen kommt es häufig zu Kalibrierungsfehlern der Kamera.
Dann sind die Farbwerte für Orange oder Blau etwas zu dominant.
Das liegt an den in Innenräumen immer noch häufig verwendeten Glühfadenlampen, die einen Orangeton aufweisen.
Ich finde diesen extremen Orangestich hier eigentlich ganz schön, aber ich nehme ihn etwas zurück, um die Bilder etwas nuancierter zu machen.
Das ist eine Farbanpassung: Sie wird aus kreativen Gründen vorgenommen.
Bei einer der anderen Aufnahmen jedoch fällt eine starke Farbverschiebung auf, die von der Kamera verursacht wurde.
Unsere Augen gewöhnen sich sehr schnell an Bilder.
Schon nach wenigen Sekunden entsteht der Eindruck, dass diese Schuhe vielleicht nicht reinweiß, aber doch weiß genug sind.
Sehen Sie, was passiert, wenn ich den automatischen Weißabgleich mit der Pipette auf den weißen Bereich des Schuhs anwende.
Ich klicke auf diese Stelle hier.
Sofort erhalten wir eine viel natürlicher wirkende Szene.
Und die Regler „Temperatur“ (Temperature) und „Färbung“ (Tint) im Bedienfeld „Lumetri-Farbe“ wurden automatisch angepasst.
Das ist sehr hilfreich, denn genau wie bei zahlreichen anderen automatischen Korrekturoptionen in Applikationen wie Premiere Pro erfahren wir dadurch, welche Anpassungen für bestimmte Effekte vorgenommen werden müssen.
Sehen wir uns also die Änderungen an, die diese Tools bewirken.
Eine andere Szene desselben Clips wird weiter hinten in der Sequenz verwendet.
Ich klicke mit der rechten Maustaste auf meine Szene und wähle „Kopieren“ (Copy), wechsle zur anderen Szene und wähle hier „Attribute einfügen“ (Paste Attributes) aus dem Kontextmenü.
Ich lasse die Einstellungen unverändert, denn ich habe ja keine zusätzlichen Anpassungen vorgenommen.
Ich klicke also auf „OK“, und alle Korrekturen werden übernommen.
Das funktioniert gut, weil es sich um denselben Clip handelt.
Seien Sie aber vorsichtig beim Kopieren und Einfügen von Farbanpassungen, wenn Sie nicht sicher sind, dass das Material unter denselben Lichtverhältnissen aufgenommen wurde.
Ihre Augen werden sich wohl schon an die Aufnahme gewöhnt haben und den Kontrast als ausreichend wahrnehmen.
Wenn wir uns aber die Wellenform ansehen, ist der Kontrast eigentlich ziemlich niedrig.
Die Schatten sehen gut aus, aber sie sind nicht sehr nah an der Nulllinie.
Das Schwarz ist also nicht wirklich sauber, und bei den Glanzlichtern fehlt ganz viel.
Der dynamische Bereich ist somit sehr klein.
Ich kann nun die Belichtung etwas heraufsetzen, um die Mitteltöne zu betonen, und dann den Kontrast verstärken.
Sie sehen, wie sich die Wellenform verändert.
Die Schatten wurden etwas nach unten gezogen und die Glanzlichter nach oben.
Mir reicht das aber noch nicht ganz, obwohl ich den Kontrast schon bis auf 100 % hochgesetzt habe.
Ich brauche noch mehr.
Durch Heruntersetzen des Schwarz-Reglers verstärke ich die dunklen Bereiche des Bilds.
So, jetzt haben wir richtig starke Schatten.
Ich setze zusätzlich den Schatten-Regler herunter.
Er wirkt sich auf die Pixel im mittleren Bereich aus.
Die Farbsättigung ist nun etwas zu stark, weil wir die Luma erhöht haben.
Dadurch wurden die Farben intensiver.
Ich reduziere diesen Wert etwas, und das Ergebnis ist interessant: Die Grüntöne kommen besser heraus, und die Schatten und Glanzlichter sind stärker.
Da sich unsere Augen so schnell an optische Eindrücke gewöhnen, ist es hilfreich, solche Effekte ein- und auszublenden, um einen Vorher-Nachher-Vergleich zu bekommen.
Alle Änderungen wurden unter „Einfache Korrektur“ (Basic Correction) im Bedienfeld „Lumetri-Farbe“ vorgenommen.
Ich schalte die Korrektur aus und wieder ein.
Sie sehen die sehr deutliche Veränderung.
Durch den Weißabgleich und insbesondere durch die Temperaturanpassung haben wir viel detailliertere Farbinformationen aus der vorher eher monochromen Aufnahme herausgeholt.
Ich bin sehr zufrieden.
Wir haben einige Aufnahmen zur Auswahl.
Ich wähle diese Aufnahme hier aus und möchte sie so aussehen lassen, als sei die Szene auf Film gedreht worden.
Zuerst erhöhe ich den Kontrast im Clip etwas.
Sie sehen, dass der Vordergrund jetzt stärker heraussteht.
Das liegt an den helleren Elementen im Vordergrund, die im Gegensatz zum dunklen Hintergrund noch weiter aufgehellt wurden.
Die dunklen Pixel wurden noch verstärkt.
Dadurch gewinnt die Aufnahme an Tiefenwirkung.
Diese Schatten möchte ich noch mehr betonen, also reduziere ich den Schwarzwert noch weiter.
Ich erhalte starke, tiefe Schatten in den dunklen Bereichen der Bäume.
Die Werte für die Glanzlichter sind in Ordnung, da sie von den Hauttönen bestimmt werden.
Die Wellenform dafür ist schon recht ausgeprägt.
Hier sind wir bereits bei 70–80 IRE, was für Hauttöne ausreicht.
Andere Glanzlichter sind nicht vorhanden.
Ich navigiere zum Abschnitt „Kreativ“ (Creative) des Bedienfelds „Lumetri-Farbe“ und vergrößere das Fenster, indem ich die Fensterteilung nach links ziehe.
So erhalte ich eine größere Vorschau der verfügbaren Kreativ-Looks.
Ich kann durch die Filter blättern und jeden Effekt testen.
Sie sehen den Namen des Filmfilters bzw. der Emulation am unteren Rand des Bilds.
Ich suche nach einem Filter, der mehr Textur und Nuancen bietet.
Ich kann auch auf das Menü „Look“ hier oben klicken.
Ich habe mich entschieden.
Ich nehme diesen hier: SL CLEAN KODAK B.
Er lässt die Grüntöne leuchten und hat höhere Rotwerte, sodass sie lebendiger wirken.
Gleichzeitig bewahrt er die Hauttöne und die Farbe der Jacke.
Ich verkleinere das Fenster wieder auf die ursprüngliche Größe, um das Hauptbild besser zu sehen.
Ich möchte den Kreativ-Look noch etwas anpassen.
Zunächst reduziere ich die Intensität.
Ich ziehe den Regler nach links, damit der Look etwas weniger intensiv ist.
Dann reduziere ich den Scharfzeichner, denn ich möchte den Look von Film erzielen, der ja normalerweise nicht so gestochen scharf ist wie Video.
Ich erhöhe die Dynamik und damit die Farbsättigung für alle Pixel außerhalb von Hauttönen.
Noch ein wenig mehr ...
Nun nehme ich die gesamte Sättigung etwas zurück.
So etwa.
Im Vergleich zu den Hauttönen bringt die Dynamikanpassung jetzt alle Farben stark heraus.
Die Hauttöne selbst wirken aber weiterhin realistisch.
Insgesamt sind die Farben im Bild nicht übermäßig gesättigt.
Mit diesem Ergebnis bin ich zufrieden und möchte es auf mehrere Clips in der Sequenz übertragen.
Also eigentlich möchte ich, dass die gesamte Sequenz diesen Look erhält.
Ich wähle „Datei > Neu > Einstellungsebene“ (File > New > Adjustment Layer).
Die Einstellungen für die Einstellungsebene werden aus der aktuellen Sequenz übernommen.
Das ist OK.
Ich ziehe die neue Einstellungsebene nun wie eine Grafik in das Schnittfenster und platziere sie über meiner Sequenz, und zwar oberhalb von Video 1 und 2.
Ich skaliere die Ansicht noch etwas.
Dann ziehe ich die Einstellungsebene über meine gesamte Sequenz auf.
Der gesuchte Effekt ist ungefähr ...
Ich muss etwas scrollen.
Hier.
Dieses Symbol zeigt an, dass auf den Clip ein Effekt angewendet wurde.
Ich wähle den Clip aus und wechsle zu den Effekteinstellungen, denn ich möchte den Effekt vom einzelnen Clip auf die Einstellungsebene der gesamten Sequenz übertragen.
Der schnellste Weg ist, den Effekt auszuwählen und zu kopieren – mit Strg+C unter Windows bzw.
Befehl+C unter Mac OS.
Der Effekt ist jetzt in der Zwischenablage, also kann ich ihn mit der Rückschritttaste löschen.
Nun wähle ich die Einstellungsebene aus und füge den Effekt mit Strg+V bzw.
Befehl+V ein.
Damit habe ich ihn direkt in den Effekteinstellungen auf den gesamten Clip übertragen.
Ich verkleinere die Ansicht etwas, damit wir die gesamte Sequenz sehen können.
Ich klicke durch ein paar Aufnahmen.
Wir sehen, dass der Effekt dem Material einen stärker nuancierten Look verleiht.
Als Letztes möchte ich noch eine dezente Vignette hinzufügen.
Vignetten sind für einen Film-Look das Tüpfelchen auf dem I: Aus technischen Gründen, besonders bei frühen Kameras, wurde das Bild zum Rand der Linse hin oft dunkler.
Die Stärke des Glases und seine Position im Gehäuse waren die Ursache – besonders bei längeren Objektiven.
Ich erhöhe also den Vignettierungsbetrag und zeichne die Kante weicher, damit der Effekt nicht zu intensiv wird.
Hier wieder der Vorher-Nachher-Vergleich ohne Vignette und mit Vignette.
Sie sehen, dass auch ein sehr subtiler Effekt sehr zum Film-Look beiträgt.
Durch einfache Anpassungen, stärkere Schatten, höheren Kontrast und die Anpassung eines vordefinierten Looks aus den Kreativvorgaben können Sie beeindruckende und nuancierte Ergebnisse erzielen.
Und schon sieht Ihr Video so aus, als sei es auf Film gedreht worden.
Alles mit Adobe Premiere Pro CC.
