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ILLUSTRATOR.

Kinderbuch-Illustration als Beruf.

Erfahre, wie du deine Arbeit präsentieren und Beziehungen knüpfen kannst, um im hart umkämpften Bilderbuchmarkt Fuß zu fassen.

Illustrator kennenlernen

Cover-Illustration für das Kinderbuch „Tarzan“

Das Kunstgeschäft im Kinderbuchsegment.

Illustrierte Kinderbücher mögen kurz sein. Das bedeutet aber nicht, dass es in diesem Bereich einfach ist, erfolgreich zu sein. Wirklich gute Kinderliteratur spricht sowohl Kinder als auch Erwachsene an und bleibt auch nach mehrmaligem Lesen spannend. Es mag nicht leicht sein, aber möglich ist es durchaus, im Kinderbuchsegment Fuß zu fassen. Wenn du eine solche Karriere anstrebst, solltest du dir allerdings über ein paar Dinge im Klaren sein.

Eine Aquarellzeichnung von Menschen und Schirmen am Strand aus Vogelperspektive

Kinderbücher verstehen – und die eigenen Ziele.

Der Kunststil von Illustrationen für Kinder reicht von den Cartoon-artigen Zeichnungen der Raupe Nimmersatt bis zum romantischen Realismus von „Weißt du eigentlich, wie lieb ich Dich hab?“. Auch die Vielfalt an Erzählformen ist groß. Angesichts so vieler Möglichkeiten besteht der erste Schritt darin, sich über die Ausrichtung der eigenen Arbeit klar zu werden.

„Viele haben zu Beginn nur eine vage Idee für eine Geschichte“, sagt der Künstler Lucas Elliott. „Man muss sich aber fragen: An wen richtet sie sich? Wie sollen die Bilder aussehen? Wie lang wird die Geschichte? Wie viele Wörter soll das Buch umfassen: 500 oder 5.000? Das bestimmt auch das Alter, das du ansprechen möchtest.“

Passt deine Geschichte oder dein Stil besser in ein dickes Buch für Kleinkinder ohne Text oder in ein anspruchsvolles Jugendbuch? Möchtest du Buch-Cover designen oder eher die Seiten der Erzählung illustrieren? Informiere dich über die Werke anderer Illustratorinnen und Illustratoren. Verfolge entsprechende Arbeiten auf Behance, und behalte die Neuerscheinungen im Auge. Rede mit Kindern und Erwachsenen, und finde heraus, welche Bücher bei ihnen gut ankommen. All dies erweitert dein Verständnis dafür, welche Werke es nach oben schaffen – insbesondere bei einem so unerbittlichen Publikum wie es Kinder sind.

„Manche denken ‚Meine Bücher kommen nicht recht bei den Lesenden an, weil sie nicht verstehen, was ich sagen will‘“, meint Elliot. „Vielleicht verstehen sie ja, was du sagen willst, aber du sagst es einfach nicht auf die Art, die sie spannend finden.“

Neugestaltung eines Buch-Covers für das Kinderbuch „Der Wind in den Weiden“

Eine Beziehung zu jungen Lesenden aufbauen.

In einem erfolgreichen Kinderbuch kann nahezu jeder Kunststil vorkommen. Der entscheidende Punkt ist aber, ob man es schafft, ansprechende Charaktere und eine eingängige Bildsprache zu finden. „Sich in einen Standardcharakter hineinzuversetzen, fällt jedem Publikum schwer – auch Kindern.

„Kinder brauchen feste Bezugspunkte in einem Buch“, sagt der Künstler und Autor Scoot McMahon. „Sie lieben es, wenn sich bestimmte Dinge immer wieder wiederholen.“

Eine Katze, die für Aufruhr sorgt, kommt der Realität nahe. Aber eine Katze, die für Aufruhr sorgt und dabei Stiefel trägt, prägt sich wirklich tief ein. Wenn man nicht viele Tausend Worte zur Verfügung hat, um die Hintergrundgeschichte einer Figur auszuloten, können sich Lesende eher in einen visuell einzigartigen Charakter hineinversetzen.

„Man braucht Charaktere mit einem gewissen Etwas – lebhaftes Haar oder besonders rosige Wangen“, sagt die Kinderbuchillustratorin Alyssa Newman. „Es braucht ein besonderes Merkmal, das sie hervorhebt.“

Es hilft auch, Bilder als Funktion der Erzählung zu begreifen. Eine Hauptfigur, die emotional ähnlich funktioniert wie ein Kind, zieht Lesende viel mehr in den Bann als perfekt gezeichnete Blätter eines Baumes im Hintergrund. Neben der Recherche aktueller Kinderliteratur kannst du dir auch ins Gedächtnis rufen, welche Bücher in deiner eigenen Kindheit tiefen Eindruck hinterlassen haben. Erinnerst du dich eher an den künstlerischen Stil oder an die Freude auf dem ulkigen Gesicht der Hauptfigur beim Tanz mit ihren Freunden?

„Man braucht Charaktere mit einem gewissen Etwas – lebhaftes Haar oder besonders rosige Wangen. Es braucht ein besonderes Merkmal, das sie hervorhebt.“
Noch mehr Einblicke erhältst du, wenn du dir ansiehst, wie andere Kinderbuchillustratoren arbeiten:
Adobe Live-Tutorial zum Thema Kinderbuchillustration mit Anna Daviscourt

Illustrationen für „Der geheime Garten“.

Anna Daviscourt zeigt jeden Schritt von der Bleistiftzeichnung bis zum kolorierten Endergebnis.

Adobe Live-Tutorial zum Thema Harry Potter-Illustrationen mit Shauna Lynn Panczyszyn

Illustrationen für Harry Potter-Bücher.

Die Künstlerin Shauna Lynn Panczyszyn verrät, wie sie die Welt von J. K. Rowling zum Leben erweckt.

Netzwerken im Bereich Kinderliteratur.

Ein gutes Netzwerk ist im umkämpften Kinderbuchsegment besonders wichtig. Online-Communitys wie die Society of Children’s Book Writers and Illustrators sind ein guter Ausgangspunkt. Hier kannst du Kontakte knüpfen, andere Kreative für Team-Projekte finden und am Puls der Branche bleiben.

Ein Portfolio deiner Arbeiten ist ein absolutes Muss, um Aufträge zu erhalten, aber es kann auch für die Zusammenarbeit mit Autorinnen und Autoren von großem Nutzen sein. „Bei der Zusammenarbeit mit neuen Auftraggebenden oder einer Autorin bzw. einem Autor bitte ich darum, meine Website zu besuchen und Werke auszusuchen, die ihnen gefallen“, sagt Newman. „Dadurch erfahre ich genau, in welche Richtung deren Wünsche gehen.“

Kommunikation ist für den Aufbau von Beziehungen zur Zusammenarbeit entscheidend. Ein offener Dialog befeuert den kreativen Prozess und stärkt die Freude am gemeinsamen Arbeiten auf beiden Seiten. Die gemeinsame Ausrichtung für ein Projekt ist ein wichtiger Schritt, damit alle auf dasselbe Ziel hinarbeiten.

Außerdem musst du Kontakte zu Agenturen und Verlagen aufbauen. Mache dich auf einige Reisen gefasst, da viele Verlagshäuser ihren Sitz in anderen Städten haben. Kongresse und Messen für Kinderbücher und Comics bieten ebenfalls Gelegenheiten, deine Karriere voranzubringen. „Bringe dein Portfolio mit, und sei Agenturen und Verlagen gegenüber aufgeschlossen“, rät McMahon. „Bitte um Feedback. Jedes Feedback ist hilfreich, auch negatives.“

Buch-Cover für „Das Dschungelbuch“

„Bitte um Feedback. Jedes Feedback ist hilfreich, auch negatives.“

Wenn man sich solche Reisen nicht leisten kann, ist das Netzwerken online oder auf anderen Kanälen ein absolutes Muss. Finde Agenturen und Verlage für die Art von Büchern, an denen du gerne arbeiten möchtest, und kontaktiere sie. Die ersten zehn Versuche laufen vielleicht ins Leere – das richtige Timing und eine höfliche E-Mail mit einem Link zu deinem Portfolio können aber den Beginn einer wichtigen Beziehung für deine Karriere bedeuten. Versuche, aufzufallen, aber gehe gleichzeitig respektvoll und höflich auf die Menschen zu.

„Agenturen bekommen zum Beispiel sehr gerne Postkarten von Kinderbuch-Illustratorinnen und -Illustratoren“, sagt Elliott. „Sie wollen eine kleine Probe deiner Arbeit sehen. Außerdem sind persönliche Grüße per Post immer eine schöne Geste.“

Manchmal ergattert man einen Buchauftrag, indem man ein ausgearbeitetes Projekt auf den Tisch legt. Bedenke jedoch, dass viele Agenturen und Verlage gerne ein Team zusammenstellen – indem sie Zeichnende und Schreibende zusammenbringen und ihnen bestimmte Projekte zuweisen. Finde heraus, welche Verlage lieber von dir exklusiv kontaktiert werden wollen, bevor sie sich melden.

Und selbst nachdem man viel Arbeit in den Aufbau der richtigen Beziehungen gesteckt hat, ist das richtige Timing immer entscheidend. Niemand kann vorhersagen, wann genau dein Illustrationsstil bei einem Verlag so gut ankommt, dass er dir den Auftrag gibt. Bleibe immer auf dem Laufenden über das Medium und den Markt, knüpfe Beziehungen, und verfeinere deine Skills – bis deine Zeit kommt. Beharrlichkeit ist der Schlüssel: Ein Kinderbuch zu veröffentlichen, ist ein Marathon, kein 100-Meter-Lauf.

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