Fotojournalismus: Wenn ein Bild mehr als tausend Worte sagt.
Erfahre, wie du ein erfolgreicher Fotojournalist wirst und Bilder aufnimmst, die mehr als tausend Worte sagen. Außerdem erhältst du Tipps von erfahrenen Fotojournalisten, wie du Fotos für die Titelseite aufnimmst.
Foto von Beth Nakamura
Wie Nachrichtenfotografen uns die Welt zeigen.
Fotojournalismus ist oft sehr einflussreich. Immer wieder sind es Fotojournalisten, die unser Wissen über wichtige Ereignisse prägen. Ob man seinen Namen kennt oder nicht – wenn man an den Sezessionskrieg in den USA denkt, hat man Matthew Bradys Bilder der Schlachtfelder vor Augen, und das Foto Migrant Mother von Dorothea Lange ist das bekannte symbolträchtige Foto der Weltwirtschaftskrise. Kriegsfotografen wie Robert Capa dokumentierten die schlimmsten Konflikte des 20. Jahrhunderts, und wenn man an das Ende des Zweiten Weltkriegs denkt, fällt einem als Erstes das Bild V-J Day in Times Square von Alfred Eisenstaedt ein.
Aber der Fotojournalismus hat weitaus mehr Facetten. Die Fotografen gehen allwöchentlich zur Stadtratssitzung, lichten das neue Bauprojekt einer Kommune ab, fotografieren Bauernmärkte und begleiten mit ihrer Kamera Demonstrationen. Es ist eine ebenso lohnenswerte wie herausfordernde Sparte der Fotografie. Mit diesen Tipps kannst du im Fotojournalismus Erfolg haben, egal, ob du als Freiberufler Bilder an eine Nachrichtenagentur verkaufst oder zu den Mitarbeitern einer Tageszeitung gehörst.
Wie ein Fotojournalist denken und handeln.
Professionelle Fotojournalisten sind anders als die meisten Menschen. Wenn es irgendwo zu einer Notsituation kommt, rennen sie nicht weg, sondern hin, mit einsatzbereiter Kamera. Wenn alle anderen bei einem öffentlichen Meeting reden, schweigen sie. Bei einem Konflikt stehen sie auf der Seite und dokumentieren das Geschehen. „Es hilft, wenn man zu den Menschen gehört, die nicht viel Raum für sich beanspruchen“, sagt die Fotojournalistin Beth Nakamura. „Ich beobachte lieber, anstatt selbst im Mittelpunkt zu stehen.“
Foto von Beth Nakamura
„Von Reportern wird erwartet, dass sie auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen, dass sie reden und Menschen interviewen“, sagt Kathleen Marie, die als Fotojournalistin und künstlerische Leiterin für die Willamette Week und den Portland Mercury gearbeitet hat. „Ein Fotojournalist bleibt im Hintergrund. Er möchte gar nicht, dass die anderen Menschen wissen, dass er da ist.“
Im Hintergrund zu bleiben und die ruhigste Person im Raum zu sein ist eine Grundvoraussetzung, um gute Fotos aufzunehmen. „Die Geschichten, die wir erzählen, handeln von anderen Menschen. Wir verstärken ihre Stimmen“, sagt Nakamura. „Das ist sehr bereichernd. Und genau darin liegt deine Motivation. Sich zurückzunehmen und nicht im Mittelpunkt zu stehen.“
Ruhig zu sein, zu beobachten und andere handeln zu lassen, während sie alles dokumentieren, macht die Ausdruckskraft der Fotojournalisten aus. „Introvertiertheit, die Bereitschaft, zuzuhören, und der Instinkt, den Motiven Raum zu geben, sind wichtige Eigenschaften für Fotojournalisten“, so Nakamura. „Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus Zuhören, und etwas zu bezeugen ist eine Form des Zuhörens. Wir beobachten unheimlich gerne. Diese Züge deiner Persönlichkeit kannst du zu deinem Vorteil nutzen.“
Foto von Beth Nakamura
Der Einstieg in den Fotojournalismus.
Mit Fotojournalismus und Dokumentarfotografie kannst du das Beobachten zum Beruf machen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen angehende Fotojournalisten wissen, was sie antreibt und motiviert. „Am allerwichtigsten ist, dass du bei der Arbeit du selbst bist“, sagt Nakamura. „Lerne dich selbst kennen, finde heraus, welche Werte, welche Themen dir wichtig sind, und folge diesen Impulsen. Sei authentisch, sei ganz du selbst – und lass dich davon nicht abbringen.“
Die Journalismusbranche befindet sich im Wandel. Publikationsmodelle und Umsatzströme für Nachrichtenmedien aller Größen ändern sich ständig, und diese Veränderungen betreffen alle Beteiligten, von der New York Times bis hin zu den regionalen Tageszeitungen. „Wir leben in einer Zeit, in der alles in Hypergeschwindigkeit abläuft“, sagt Nakamura. „Du musst also immer offen für Veränderungen sein.“
Neue Fotojournalisten müssen neue Konzepte, neue Geschäftsmodelle und neue Technologien kennen. Traditionelle Publikationen wie die Harper’s Weekly haben ihre Berichterstattung ins Internet verlagert und müssen überwachen, wie erfolgreich ihre Inhalte auf Social-Media-Kanälen sind – auf täglicher, oft sogar stündlicher Basis. Digitalkameras und die Fototechnologie entwickeln sich kontinuierlich weiter. Ebenso verändert sich, wie die Mitarbeiter von den Nachrichtenhäusern entlohnt und angestellt werden. Redakteure und Publisher überlegen Tag für Tag, wie sie der Entwicklung einen Schritt voran sein können. Fotojournalisten sollten dies ebenfalls tun. So rät Nakamura: „Wenn dir ein neues Konzept oder eine neue Applikation über den Weg läuft, setze dich damit auseinander.“
Foto von Beth Nakamura |
Tipps für die erfolgreiche Arbeit als Fotojournalist.
Ganz gleich, ob du freiberuflich oder in Festanstellung arbeitest – als Fotojournalist musst du deine Kamera stets zur Hand haben.
Du weißt nie, wann etwas passiert, wann dich ein Redakteur zum Fotografieren schickt oder wann du fotografieren musst. Sei bereit, auch Ereignisse und Vorfälle zu dokumentieren, die außerhalb deiner Komfortzone liegen. Lasse dich nicht davon abhalten, politische Themen zu behandeln, auch wenn du normalerweise Gemeindeveranstaltungen fotografierst.
Für jemanden, der redaktionelle Autorität über Bilder hat, ist irgendein Foto besser als gar kein Foto. Qualitativ hochwertige Fotos sind natürlich ideal, aber die Nachrichtenhäuser wissen vorab, was Resonanz hervorruft. „Dokumentiere einfach, damit ich weiß, was du beobachtet hast“, sagt Marie. „Egal, welche technische Ausrüstung du dabei hast: Lasse dich nicht aufhalten. Fotografiere einfach. Es ist mir egal, wenn es ein Screenshot von einem Livestream ist. Hauptsache, wir haben die Dokumentation.“
Bleibe organisiert.
Halte fest, wann du deine Fotos aufnimmst, und kennzeichne sie entsprechend. „Organisiere alles nach Datum“, rät Marie. „Organisiere alles nach Jahr, Monat, Tag – alles. Metadaten sind auch extrem wichtig. Und stelle sicher, dass deine Fotos aussagekräftigere Namen tragen als ,Screenshot‘ oder Ähnliches.“ Adobe Photoshop Lightroom ist hilfreich, um Tausende von Fotos zu sortieren und zu organisieren.
Wie viele Redakteure und künstlerische Leiter, die mit Bildern arbeiten, gibt auch Marie spezifische Regeln für die Formatierung und Benennung der eingereichten Fotos vor. Gute Fotojournalisten sind mit den Konventionen ihrer Herausgeber und Redakteure vertraut und halten sie ein.
Wenn dein Foto veröffentlicht wird, erhält es einen völlig neuen Kontext.
Dein Foto erscheint neben Artikeln und anderen Inhalten. „Wenn ein Fotograf auswählt, welche Fotos er einreicht, gibt er damit letztendlich einer anderen Person den redaktionellen Zugriff auf seine Bilder“, sagt Marie. Dazu gehört auch, dass die Fotos neben dem Text von jemand anderem erscheinen.
Wie beeindruckend ein Foto auch ist – seine volle Kraft entfaltet es erst, wenn es in einem Artikel oder als Foto-Essay veröffentlicht wird. „Beim Fotojournalismus geht es nicht darum, die richtigen Bilder aufzunehmen“, sagt Marie. „Vielmehr muss man in der Lage zu sein, hinterher die Fotos auszuwählen, die Geschichten erzählen.“
Kenne deine Grenzen – und deine Rechte.
Fotojournalisten sind keine Spione. Verhalte dich respektvoll. „Bitte immer um Erlaubnis, nicht um Verzeihung. Zugang ist für Fotojournalisten so wichtig“, sagt Marie. Sie hatte schon mit Fotografen zu tun, die Veranstaltungsorte oder Situationen verlassen mussten, weil sie nicht berechtigt waren, dort zu sein. „Das schadet dem Fotojournalismus im Allgemeinen“, sagt sie. „Wenn du keine Erlaubnis bekommst, bleibe in sicherer Entfernung und halte dich an die geltenden Rechte.“
Bei Fotojournalismus handelt es sich um Dokumentation, und das ist etwas, was du jederzeit tun kannst, auch wenn es zum ersten Mal ist. Ganz gleich, wer du bist und welche Ausrüstung du hast: Gehe in die Welt hinaus! Es gibt viel zu sehen und zu beobachten – in den schmalen Gassen in kleinen Dörfern ebenso wie auf den belebten Straßen der Großstadt.
Mitwirkende.
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