Hochzeitsfotografie: Tipps und Ideen

Vom ersten Blick bis zum letzten Tanz: Fotografen müssen sich auf den großen Tag eines Paares vorbereiten. Wir geben dir Tipps für das Fotografieren geplanter Momente und das Einfangen von Schnappschüssen.

Gedeckter langer Tisch für eine Hochzeit mit Lichterketten im Hintergrund

Hochzeitsfotos sind nur ein Teil des Ganzen

Man nennt es nicht umsonst „den großen Tag“. Hochzeiten erfordern einen enormen Planungsaufwand. Und diese Logistik gilt nicht nur für die Zeremonie, den Kuchen und den Tanz. 

„Ich habe großen Respekt vor Hochzeitsfotografen“, sagt die Redakteurin und Porträtfotografin Grace Rivera. Normalerweise fotografiert sie keine Hochzeiten, aber ihre Arbeit bei einer kürzlich stattgefundenen Hochzeit hat ihren Blick auf das Genre verändert. „Es ist wirklich schwierig. Du musst die Bereiche Mode, Dokumentation, Veranstaltung, Porträt – alle Bereiche der Fotografie – an einem Tag in nur sieben Stunden abdecken und ein riesiges Arbeitsvolumen abliefern.“


Es gibt unendlich viel zu beachten: lange Aufnahmelisten, wechselnde Orte, eine große Hochzeitsgesellschaft. Und man hat nur begrenzt Zeit für seine Fotos. Selbst für die besten Hochzeitsfotografen ist das eine große Herausforderung. Eine Strategie ist unerlässlich. Sie kann dich retten, wenn die sorgfältig ausgearbeitete Planung den Bach runter geht.

Hochzeitsfoto von Brautpaar im Sommer

So bereitest du dich auf die Hochzeitsfotografie vor

Zeitplan und Aufnahmeliste

Wenn du für alles nur einen Tag Zeit hast, darfst du nichts verpassen. Triff dich vorher unbedingt mit dem Hochzeitspaar, geht gemeinsam den Zeitplan durch und erstellt die Aufnahmeliste. So vermeidest du enttäuschte Kunden.

 

„Ich gebe Paaren ein Arbeitsblatt zur Zeitplanung“, sagt die Hochzeitsfotografin und Autorin Khara Plicanic. So hat sie nicht nur den Tagesplan auf Papier, sondern kann auch unrealistisches Timing ansprechen. Manchmal musst du dem Paar einfach sagen, dass es unrealistisch ist, direkt nach der Zeremonie zum Empfang zu gehen, wenn sie erst 300 Personen begrüßen müssen. So kannst du sicherstellen, dass für die Aufnahmen, die dem Paar am wichtigsten sind, genügend Zeit eingeräumt wird.

Ringtausch bei einem indischen Brautpaar

Diese Überlegungen solltest du hinsichtlich der Aufnahmeliste für die Hochzeit mit dem Brautpaar besprechen:

 

1. Möchten Braut und/oder Bräutigam Fotos davon, wie sie sich vor der Feier herrichten? Wenn ja, um wieviel Uhr beginnen sie damit?

 

2. Sollen vor oder nach der Zeremonie Fotos von der Hochzeitsgesellschaft und der Familie gemacht werden? Welche Familienmitglieder sollten für diese Fotos anwesend sein und wann müssen sie erscheinen? Werden die Begleitungen der Hochzeitsgäste auf diesen Fotos zu sehen sein?

 

3. Wenn der erste Blick, den die Brautleute aufeinander werfen, vor der Zeremonie stattfindet, muss dies das erste Foto sein. Plane genügend Zeit für diesen wichtigen emotionalen Moment ein.

 

4. Verschaffe dir einen grundlegenden Überblick über die Zeremonie, um während dieser vollgepackten halben Stunde oder Stunde gut vorbereitet zu sein.

 

5. Wie sieht der Zeitplan für das Fest aus? Finden Programmpunkte wie der erste Tanz, der Brautvatertanz und das Anschneiden der Torte statt? Notiere den Zeitplan, damit du nicht gerade die Kamerabatterien austauschst, wenn der Brautstrauß geworfen wird.

 

6. Wann wirst du essen? Es ist wichtig, Pausen einzuplanen, damit du etwas essen, trinken und zur Toilette gehen kannst.

 

Beleuchtung

Wenn du den Tagesablauf kennst, kannst du besser einschätzen, mit welcher Art von Beleuchtung du arbeiten willst. Das Licht der Goldenen Stunde (schmeichelnd, weich, natürlich, etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang) ist für Hochzeitsporträts ideal, aber viele Hochzeiten finden mitten am Tag bei eher grellem Licht statt.

 

„Wenn die Sonne direkt über dir steht, hast du am Ende tiefe Schatten unter den Augen“, erklärt Hochzeitsfotografin Anna Goellner.„Ich versuche mittags immer im Schatten zu fotografieren, unter Bäumen oder neben Gebäuden – was immer man finden kann, um für eine gleichmäßigere Beleuchtung zu sorgen. Wenn es keinen Schatten gibt, kannst du deine Kunden vor die Sonne positionieren, um eine weichere Ausleuchtung zu schaffen.“

 

Erscheine, bevor die Gäste eintreffen, um die Beleuchtung des Veranstaltungsortes zu erkunden. So ersparst du dir später viel Stress.

Hochzeitsfoto eines Brautpaars am Strand

Wenn die Feierlichkeiten in den Abend übergehen, musst du eventuell ein Blitzgerät verwenden. Für schwach beleuchtete Szenen bei einer Hochzeit eignet sich eine Technik namens „Dragging the Shutter“ (Verschlusszeit hinauszögern) sehr gut: Die Hintergrunddetails gehen nicht verloren“, sagt der Fotograf Kilen Murphy. Indem du die Verschlusszeit der Kamera verlängerst und den ISO-Wert erhöhst (der die Lichtempfindlichkeit der Kamera steuert), kannst du mit einem Blitz das Motiv im Vordergrund beleuchten und gleichzeitig das Hintergrundlicht einfangen – perfekt für tanzende Gäste und das gleichzeitige Einfangen der Details des Veranstaltungsortes. Auch ohne Blitz, so Goellner, kannst du mit etwas Experimentierfreude mit höheren ISO-Empfindlichkeiten und kürzerer Verschlusszeit arbeiten, um bei schwachem Licht gute Fotos zu machen.

 

Ausrüstung

Egal, wo die Hochzeit stattfindet: Nachdem der große Tag begonnen hat, kannst du nicht mehr weg, um noch schnell ein vergessenes Objektiv zu holen. Sei also gut vorbereitet. Außer einem Blitz benötigst du Objektive für sehr verschiedene Aufnahmen. Lege anhand deiner Aufnahmeliste fest, welche Fotoausrüstung du für die Hochzeit benötigst. Plicanic setzt beispielsweise ein vielseitiges 50-mm-Objektiv für Live-Aufnahmen im fotojournalistischen Stil ein. Weitwinkelaufnahmen von großen Hochzeitsgesellschaften macht sie mit dem 16-35-mm-Objektiv. Intime Momente aus der Ferne hält sie mit einem 70-200-mm-Objektiv fest. 

Bräutigam trägt Braut auf Arm Hochzeitsfoto

Auch eine Zweitkamera kann eine unschätzbare Ressource sein.

 

„Ich hatte zwei Kameras mit, mein Zweitfotograf hatte ebenfalls zwei Kameras und dazu eine ganze Reihe an Objektiven“, erinnert sich Rivera. „Du musst unbedingt ein Objektiv mit langer Brennweite dabeihaben, um weit entfernte Szenen einzufangen. Auf der anderen Kamera hast du dann eins mit kürzerer Brennweite, dann kannst du schnell zwischen den beiden wechseln – besonders bei der eigentlichen Zeremonie, wo man höchstens 30 Minuten hat, um die gewünschten Aufnahmen zu machen.

 

Rechne am großen Tag mit dem Unerwarteten

Braut und Bräutigam haben bestimmt einen Ausweichplan, falls es regnet. Als Fotograf bei der Veranstaltung musst du auf solche Momente vorbereitet sein, auch wenn die Aufnahmeliste dadurch über den Haufen geworfen wird. Während das Brautpaar den Bund fürs Leben schließt, solltest du deine Beobachtungsgabe und Geschicklichkeit einsetzen, um einzigartige, denkwürdige Momente festzuhalten, die das Hochzeitspaar ohne dich nie zu Gesicht bekäme.

Kuchen wird von Brautpaar angeschnitten

„Ich versuche zu überlegen: ‚Was sind die besonderen, bedeutsamen Momente?‘“ sagt Plicanic. „Ich will, dass ihnen der Atem stockt, wenn sie ihre Bilder anschauen. Und oft höre ich: ‚Das habe ich gar nicht mitbekommen! Wie hast du das gemacht?‘“

 

Niemand kann alles mitbekommen, was auf der eigenen Hochzeit passiert. Als scharfsichtiger Fotograf kannst du dem Paar jedoch das Gefühl geben, dass sie jemanden engagiert haben, der alles gegeben hat.

 

„Als ich die Bilder ablieferte, gab es so viele Momente, die nicht auf der Liste standen“, sagt Rivera. „Aber die Braut fand sie fantastisch."

 

Wie kann man diese Momente festhalten? Erfahrung macht den Meister, aber in Wirklichkeit kommt es darauf an, innerhalb eines Tages Geschichten zu finden, die alles erzählen, was das Paar in diesem Moment sicher versäumt, weil es tausend Dinge gleichzeitig tun muss.

 

„Ich halte Ausschau nach Leuten, die sich gut unterhalten und lachen“, sagt Plicanic. „Das fängt das Erlebnis auch aus der Perspektive der Gäste ein.“

 

Und vergiss nicht, Ordnung im Chaos zu finden. Genau diese Hochstimmung bei der Hochzeit führt manchmal zu fantastischen Aufnahmen. 

 

„Alles geht den ganzen Tag über so schnell. Manchmal hat man gar keine Zeit, das Bild perfekt zu komponieren“, sagt die Hochzeitsfotografin Naba Zabih. „Aber solche Fotos können trotzdem sehr eindrucksvoll sein, zuweilen aufgrund der Tatsache, dass sie nicht ganz den Regeln entsprechen.“

 

Was du bei der professionellen Hochzeitsfotografie beachten solltest

In der Regel beauftragt ein Paar einen Fotografen, weil ihnen die bestehende Arbeit des Fotografen gefällt, aber es ist trotzdem wichtig, die Erwartungshaltung zu managen.

 

„Sie erwarten vor allem, dass du dein Ding durchziehst“, sagt Plicanic. „Es geht mehr darum, ihnen klarzumachen, was du tust, wie du es tust und wie sie dir helfen können, deine Arbeit zu tun."

 

Diese Erklärungen können realistische Erwartungen schaffen. „Du musst ihnen helfen zu verstehen, dass die vielen Beispielfotos, die sie vielleicht vorzeigen, redaktionelle Hochzeitsaufnahmen sind, bei denen die Produktion einer einzigen Aufnahme acht Stunden gedauert hat“, sagt Rivera.

 

Vielleicht findest du dich in einer Situation wieder, in der ein Paar etwas verlangt, das über das hinausgeht, was du in der Vergangenheit gemacht hast. Um festzustellen, ob du der Bitte nachkommen kannst, gliedere den Geld- und Zeitaufwand auf. Das ist ein Prozess, den jeder Fotograf durchlaufen sollte, der Hochzeiten professionell fotografieren möchte.

Brautpaar auf Hügel bei Sonnenuntergang

1. Betriebskosten: Von Ausrüstungskosten bis hin zu Steuerabzügen: Wenn du begreifst, was es kostet, ein Unternehmen zu führen, wirst du verstehen, was du für deine Zeit berechnen musst. Berücksichtige bei diesen Berechnungen auch Versicherung, Software, Webhosting, Datenspeicherung und Buchhaltung. Musst du einen zweiten Fotografen einstellen, um eine größere Hochzeit festzuhalten? Rechne das ein. Auch Hin- und Rückfahrt können kostspielig werden.

 

2.  Lieferkosten: Wenn du Fotoalben oder gedruckte Fotos anbietest, musst du diese Kosten bei deiner Preisgestaltung berücksichtigen.

 

3.  Zeitkosten: Wie viel Zeit verbringst du auf der Hochzeit? Wie sieht es mit Beratung und Vorbereitung vor der Veranstaltung aus? Rechne auch die Zeit ein, die für die Verarbeitung und Bearbeitung der Fotos nötig ist, sowie die Zeit, das Endprodukt oder das Paket zum Kunden zu bringen. 

 

4.  Opportunitätskosten: Wenn du dein Einkommen im Laufe eines Jahres betrachtest, denke daran, dass die Hochzeitsfotografie eine saisonabhängige Branche ist, in der die meisten Beschäftigungsmöglichkeiten zwischen dem späten Frühjahr und dem frühen Herbst liegen. Du kannst dich immer nur an einem Ort gleichzeitig aufhalten, du kannst nicht zwei Hochzeiten an einem Tag fotografieren und die meisten Hochzeiten finden samstags statt, sodass die Buchung eines Wochenendes bedeutet, dass du an diesem Tag andere Arbeiten ablehnen musst. Berücksichtige dies bei der Preisgestaltung deiner Angebote. Es kann sein, dass du ein Paar ablehnen musst, das an einem Wochenende feiert, für das du bereits gebucht bist. Es ist also unglaublich wichtig, dass du den richtigen Betrag verlangst, um deinen finanziellen Bedürfnissen gerecht zu werden.

 

5.  Die Kosten für dein Fachwissen: Obwohl es Zeit braucht, um das Wissen und die Fähigkeiten eines erfahrenen Hochzeitsfotografen aufzubauen, können erfahrene Profis von unschätzbarem Wert sein, wenn es darum geht, Paaren bei der Bewältigung von Unwägbarkeiten wie schlechtem Wetter, Terminverschiebungen, schwieriger Beleuchtung und schwierigen Gästen zu helfen. Wenn die Frage ‚Warum kostet das Betrag X‘ aufkommt, können erfahrene Fotografen erklären, dass es um ihr Geschick geht, während einer hektischen Veranstaltung mit diesen Herausforderungen souverän umzugehen. Wenn dein Selbstvertrauen und deine Erfahrung wachsen, solltest du die Preise deiner Angebote entsprechend anpassen.

Ehepartner beim gemeinsamen Hochzeitstanz

Es gibt keinen Branchenstandard für diese Kosten; die Größe und Art der Hochzeit sowie die regionalen Kostenunterschiede machen eine universelle Preisgestaltung unmöglich. Die Art und Weise, wie Hochzeitsfotografen mit diesen Unternehmensentscheidungen umgehen, wird unterschiedlich sein, aber das Verständnis deiner finanziellen Bedürfnisse und dessen, was du brauchst, um während der Veranstaltung erfolgreich fotografieren zu können, sind wesentliche Überlegungen, die diesen Prozess steuern werden. Wer den geschäftlichen Teil seiner Arbeit gut durchdacht hat, tritt vor Kunden selbstbewusst auf. Das hilft ihnen dir zu vertrauen, dass du die richtige Person bist, um ihren besonderen Tag festzuhalten.

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