Was ist ein Matte-Painting?

Durch Film und Fernsehen haben die Menschen mit Indiana Jones die entlegensten Winkel der Welt bereist, auf Skull Island mit King Kong gegen Dinosaurier gekämpft und in Star Wars eine weit, weit entfernte Galaxis besucht. In all diesen Beispielen haben Filmemachende mit Matte-Paintings Fantasy- und Science-Fiction-Welten erschaffen.

Matte-Paintings kommen aber nicht nur für fantastische Traumwelten zum Einsatz. Sie zeigen ebenso „normale“ Gebäude und Stadtlandschaften, aber auch die dem Untergang geweihte Titanic in all ihrer Pracht. Die besten Matte-Paintings sind nicht als Malerei zu erkennen. „Bei Alfred Hitchcock sahen die Matte-Paintings absolut echt aus. Man musste schon sehr genau hinsehen“, sagt Illustrator Jonathan Case. „Für die Hintergründe wurden riesige Ölgemälde verwendet. Da waren wirklich großartige Malerinnen und Maler am Werk.“ Im Film sah es so aus, als befänden sich die Charaktere in einer großen Bibliothek oder im Freien. Aber in Wirklichkeit standen sie vor einem zweidimensionalen Bild.

Als Matte-Artist arbeiten.

An Film-, TV- oder Games-Produktionen sind mehrere Hundert Menschen beteiligt. Die Matte-Painter müssen die Vorgaben von Regie, Drehbuch und Art Director erfüllen – auch bei der Umsetzung ihrer eigenen Ideen. „Bei einer Rolle in Hamlet fängt man ja auch nicht einfach an zu improvisieren”, erläutert Matte-Artist Paul Topolos. „Es ist wie bei einem Kuchen. Ich kümmere mich um die Glasur. Der Kuchen ist bereits fertig.“

Bevor die Malerinnen und Maler mit der Arbeit beginnen, steht ein Treffen mit der Projektleitung an, um mehr über den Auftrag zu erfahren. „Am so genannten Kickoff-Tag wird klar, worum es bei dem Shot geht und an welcher Stelle in der Story er zu sehen sein wird“, erklärt Topolos.

Foto von vier Erwachsenen, die um einen Tisch sitzen und über Matte-Painting sprechen

Bestandteil des Kickoff-Meetings können Storyboards oder Concept Art für die Szene oder Anweisungen zum Look-and-Feel des Shots sein. „Wenn du mit einem Art Director zusammenarbeitest, erhältst du Hinweise zu Farbtemperatur, Tiefenschärfe, Einstellungen und Stimmung der Szene“, so Case. „Diese Informationen bilden die Grundlage der Arbeit.“

Unabhängig von der jeweiligen Szene müssen Matte-Painter die genaue Position und Anordnung von Darstellenden, VFX und anderen visuellen Elementen in Bezug auf das Matte-Painting kennen. „Man muss Raum lassen für die Gesamtkomposition, die die Regie anstrebt“, erklärt Case. Matte-Paintings sind keine eigenständigen Kunstwerke. Sie sind immer in Bezug zu anderen Elementen in einem Film oder Videospiel zu sehen.

Realistische Wirkung – entscheidend für Matte-Paintings.

Matte-Paintings werden meistens zur Simulation von Städten und Landschaften verwendet. Die Malenden müssen die Hintergründe so gestalten, dass die Außenansichten echt wirken, auch wenn sie Fantasy-Elemente enthalten. Sie müssen also die Grundregeln der Perspektive beachten und wissen, wie Licht die Farben von Objekten verändert. „Eine Bergseite kann aus der Nähe betrachtet grün aussehen, weil dort Bäume stehen. Die Farben verändern sich jedoch je nach Entfernung“, betont Case.

Wenn die Farbe ungewöhnlich erscheint oder die Perspektive leicht verzerrt ist, merkt das Publikum, dass etwas nicht stimmt, auch wenn es nicht weiß, warum. Schon kleinste visuelle Fehler können von der Story ablenken. Das heißt nicht, dass Matte-Painter jedes Blatt eines Baumes oder jeden Stein auf einem Berg malen müssen. „Finde heraus, welche Details du weglassen kannst und worauf du das Augenmerk richten willst“, so Case.

Wie viele Details nötig sind, hängt davon ab, wie lange ein Matte-Painting in einem Shot zu sehen ist. Ist es nur für ein oder zwei Sekunden im Bild, können sich erfahrene Matte-Painter visueller Tricks bedienen, die vom Publikum nicht wahrgenommen werden. Ist das Matte-Painting jedoch für längere Zeit zu sehen, sind mehr Details erforderlich.

Digitales Matte-Painting.

Vor der Digitalisierung war ein Matte-Painting eine riesige bemalte Glasscheibe oder Platte. Die Bilder auf Glas konnten von hinten beleuchtet werden, sodass das Licht wie durch ein Buntglasfenster gefiltert wurde. Platten boten diesen Vorteil nicht, aber sie waren stabil und konnten aufbewahrt und wiederverwendet werden. Moderne Matte-Artists müssen in der Lage sein, verschiedene digitale Elemente zu kombinieren und zu verändern, um realistische Szenen und Hintergründe zu schaffen. „Für Live-Action-Aufnahmen werden normalerweise mehrere entsprechende Hintergründe kombiniert – mit eigenen 3D-Modellen, die mit Strukturen versehen und beleuchtet werden“, erklärt Topolos. „Es sind heute andere Skills erforderlich als früher.“

Zwei Bilder einer felsigen Wüstenlandschaft
Heute sind Matte-Paintings digital, aber immer noch riesig. Die Artists arbeiten mit sehr großen Dateien, die enorme Systemressourcen beanspruchen. „Man wünscht sich einen Rechner mit viel RAM“, so Case. „In den Bereichen Film und Print-Medien arbeitet man mit einer sehr hohen Auflösung. Eine Auflösung mit 24 Bit Farbtiefe gilt als Minimum. Die einzelnen Dateien können mehrere Gigabyte groß werden.“ Bei der Arbeit an und mit Matte-Paintings muss man sich mit Skalierung auskennen. Man muss sich überlegen, wie etwas auf einer Kinoleinwand oder einem 4K-Fernseher aussehen wird und das Design entsprechend anpassen.

Skills als Matte-Artist verfeinern.

Matte-Painting-Artists haben einen der anspruchsvollsten und umfangreichsten Jobs bei der Filmproduktion. Traditionelle Malerei gehört ebenso dazu wie Compositing und die Gestaltung digitaler Umgebungen in Adobe Photoshop. Man muss davon überzeugt sein, dass man ganze Welten erschaffen kann. „Man muss sich im Prinzip einreden, dass man dazu in der Lage ist. Und dann ist man selbst beeindruckt, hat jedoch auch immer einen äußerst selbstkritischen Blick“, so Topolos.

Wenn du vorhast, als Matte-Artist zu arbeiten, überlege dir, welche Genres in Frage kommen, und konzentriere dich bei deinen Arbeiten darauf. „Bei der Zusammenstellung deines Portfolios solltest du dir deiner Sache ganz sicher sein. Du zeigst damit, in welche Richtung du gehen willst“, sagt Topolos. „Bei einem Portfolio ist weniger mehr. Wähle nur Arbeiten aus, mit denen du zu 100 % zufrieden bist.“ Dabei ist es egal, ob es sich um idyllische Landschaften oder Science-Fiction-Städte handelt. Erstelle dein Portfolio, vernetze dich mit Menschen aus deiner Branche, und mache deine Landschaften zu einem Teil einer größeren Story.


Mitwirkende.

Jonathan Case, Paul Topolos


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