Die Harvard-Zitierweise richtig anwenden – Ein Guide mit praktischen Beispielen

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Was ist die Harvard-Zitierweise?
Die Harvard-Zitierweise ist ein amerikanischer Zitierstil, der in wissenschaftlichen Arbeiten verwendet wird, um Quellen im Fließtext oder in einem Literaturverzeichnis anzugeben. Hier erfährst du:
- Was genau mit Harvard-Zitierweise gemeint ist.
- Wie sich der Harvard-Zitierstil von anderen Stilen abgrenzt.
- Welche Besonderheiten diese Art der Zitation ausmacht.
- Wie du richtig nach Harvard zitierst, sowohl im Text als auch im Literaturverzeichnis.
Die Harvard-Zitierweise – eine Definition
Im Rahmen deiner wissenschaftlichen Arbeit, egal ob Hausarbeit, Bachelorarbeit oder Dissertation, stützt du dich auf das geistige Eigentum anderer Auto*rinnen. Umso wichtiger ist es, sorgsam mit diesen Quellen umzugehen und sie korrekt zu zitieren.
Ein Zitationsstil, der in vielen akademischen Disziplinen, vor allem in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, weit verbreitet und besonders anwendungsfreundlich ist, ist die sogenannte Harvard-Zitierweise (auch amerikanische Zitierweise oder Harvard-Methode genannt).
Bei der Zitierweise nach Harvard handelt es sich um ein Autor-Jahr-System, das heißt, du gibst den Namen des*der Autor*in einer Quelle an und dahinter das Veröffentlichungsjahr. Anstatt in Fußnoten nennst du deine Quellen innerhalb des Fließtextes in Klammern im Format (Name Jahr: Seite). Bei indirekten Zitaten steht ein „vgl.“ (kurz für „Vergleich“) davor (vgl. Name Jahr: Seite). Am Ende deiner Arbeit ergänzt du ein Literaturverzeichnis, das die ausführlichen Angaben zu allen verwendeten Quellen enthält.
Wichtig ist dabei darauf hinzuweisen, dass es für den Harvard-Zitierstil keine einheitlichen Vorgaben gibt, wie dies z. B. bei APA der Fall ist. Dennoch haben sich Standards durchgesetzt, die sich in den meisten akademischen Arbeiten wiederfinden.
Die Harvard-Zitierweise sorgt für Übersichtlichkeit und ist durch ihre klare Struktur sehr beliebt, insbesondere bei wissenschaftlichen Arbeiten in Bereichen wie Journal- oder Sammelwerkveröffentlichungen.
Konkrete Beispiele für verschiedene Anwendungsfälle der Harvard-Zitiertechnik findest du weiter unten.
Unterschied zu anderen Zitierweisen
Die Harvard-Zitation unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen bekannten Zitiertechniken.
Unterschied zum MLA-Stil
Die Harvard- und die MLA-Zitierweise funktionieren im Grunde ähnlich. Allerdings fällt im MLA-Zitierstil die Jahresangabe weg (Name Seite). Dadurch sind Zitatangaben nach MLA besonders einfach und lesefreundlich, aber auch weniger genau.
Unterschied zum APA-Zitierstil
Für das Zitieren nach APA gibt die American Psychological Association (APA) ein klares Regelwerk vor, das beispielsweise auch eine bestimmte Formatierung vorsieht. Im Gegensatz dazu gibt es keine übergeordnete Institution, die Guidelines zur Harvard-Zitierweise publiziert. Hier legen viele Hochschulen ihre eigenen Zitierregeln fest – beachte also unbedingt, falls vorhanden, die Zitationsvorgaben deiner Uni.
Unterschied zur deutschen Zitierweise
Während du beim amerikanischen Zitierstil nach Harvard oder APA deine Quellen im Text offenlegst, sieht die deutsche Zitierweise Fußnoten vor. Wenn du eine Quelle zum ersten Mal nennst, gibst du sie in der deutschen Zitation als Vollbeleg an; bei allen weiteren Nennungen reicht die Kurzform mit Name, Jahr und Seitenzahl.
„Die Harvard-Zitierweise ist durch ihre Autor*in-Jahr-Notation besonders benutzerfreundlich und wird in vielen Disziplinen bevorzugt, da sie kurze Quellennachweise im Text ermöglicht und den Lesefluss kaum unterbricht. Ein detailliertes Literaturverzeichnis am Ende sichert zudem die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der verwendeten Quellen.“
Marcus Wittkamp, wissenschaftlicher Autor und Lektor
Darum ist richtiges Zitieren so wichtig
Schreibst du einen wissenschaftlichen Text, sei es eine Abschlussarbeit oder eine Hausarbeit, musst du deutlich herausstellen, auf welche Quellen du dich dabei stützt. Fremdes Gedankengut musst du immer kenntlich machen, egal, ob du dich sinngemäß darauf beziehst oder wörtlich aus einem Text zitierst. Fehlen Quellenangaben, entsteht der Verdacht des Plagiats. Abgesehen davon helfen Belege den Leser*innen deiner Arbeit, die von dir verwendeten Quellen selbst rasch zu finden und sich damit auseinandersetzen zu können.
In jedem Fall ist es wichtig, dass du alle Quellenangaben einheitlich gestaltest, indem du dich für einen bestimmten Zitierstil entscheidest – wie beispielsweise die Harvard-Zitierweise.
So wendest du die Harvard-Zitierweise richtig an: Konkrete Beispiele
Die folgenden Beispiele helfen dir, die Harvard-Zitierweise in deiner wissenschaftlichen Arbeit richtig umzusetzen.
Im Text
Auf Fußnoten kannst du beim Harvard-Zitierstil verzichten. Stattdessen gibst du deine Quelle immer als Kurzbeleg in Klammern innerhalb des Fließtextes an. Das muss deine Quellenangabe beim Zitieren nach Harvard enthalten:
- Name Autor*in
- Jahr der Veröffentlichung
- Seitenzahl
Name und Jahr stehen direkt hintereinander (ohne trennendes Komma), die Seitenzahl wird dagegen entweder mit einem Komma oder einem Doppelpunkt abgetrennt:
(Mustermann 2024, 136) oder
(Mustermann 2024: 136)
Außerdem wird der Seitenzahl gelegentlich ein S. vorangestellt, zum Beispiel:
(Mustermann 2024, S. 136)
Beachte hierzu die spezifischen Vorgaben deiner Universität.
Paraphrasierst du ein Zitat (indirekte Zitation) stellst du der Quellenangabe ein „vgl.“ voran.
Beispiele:
Direktes Zitat im Fließtext:
„Die Arbeitsteilung dürfte die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alle andere fördern und verbessern“, schreibt Smith in seinem Werk Der Wohlstand der Nationen (Smith 1776, 15).
Indirektes Zitat im Fließtext:
Die Arbeitsteilung dürfe Smith zufolge die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alle andere fördern und verbessern (vgl. Smith 1776, 15).
Gut zu wissen:
Es gibt keine feste Regel, an welcher Stelle im Satz du deine Quellenangabe einfügst. Du kannst ihn direkt hinter das Zitat setzen oder ans Ende des Satzes:
„Die Arbeitsteilung dürfte die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alle andere fördern und verbessern“ (Smith 1776, 15) ist eine zentrale Aussage von Smiths Klassiker „Der Wohlstand der Nationen“.
„Die Arbeitsteilung dürfte die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alle andere fördern und verbessern“ ist eine zentrale Aussage von Smiths Klassiker „Der Wohlstand der Nationen“ (Smith 1776, 15).
Wichtig ist in jedem Fall, dass der Kurzbeleg Teil des Satzes ist. Du musst die Angabe also immer vor dem Punkt einfügen.
Übrigens: Bei Filmzitaten nennst du statt der Seite eine Zeitangabe. Bei Internetquellen reichen Urheber*in und Jahreszahl aus.
Literaturverzeichnis: Quellen korrekt angeben
Beim Zitieren nach Harvard gibst du im Fließtext stets nur einen Kurzbeleg an. Erst im Literaturverzeichnis am Ende deiner Arbeit nennst du die vollständige Quelle. Hier findest du Beispiele für die korrekte Quellenangabe für verschiedene Anwendungsfälle (Buchpublikationen, Internetquellen, usw.).
Bücher in der Harvard-Zitierweise richtig zitieren
Bücher gibst du im Literaturverzeichnis folgendermaßen an:
Name, Vorname (Hrsg.) (Jahr), Titel des Werkes, Erscheinungsort.
Beispiel: Meier, Heinrich (2023), Die Harvard-Zitierweise, 6. Aufl., München.
Manchmal wird hinter dem Ort auch der Verlag angegeben.
Beispiel: Meier, Heinrich (2023), Die Harvard-Zitierweise, 6. Aufl., München: C.H. Beck.
Harvard-Zitierweise bei mehreren Autor*innen
Bei zwei oder mehr Verfasser*innen nennst du den ersten Namen in der gewohnten Form (Nachname, Vorname). Danach folgt mit einem Schrägstrich erst der Vorname und dann der Nachname desder zweiten Verfasserin. Genauso verfährst du, wenn es noch weitere Autor*innen geben sollte.
Name1, Vorname1/Vorname2 Name2/Vorname3 Name 3 (Jahr) Titel des Werkes,, Erscheinungsort.
Beispiel: Meier, Heinrich/Henriette Huber/Henry Müller (2023), Alles über den Harvard-Zitierstil, 2. Aufl., Frankfurt.
Artikel oder Aufsätze aus Fachzeitschriften nach Harvard zitieren
Bei Beiträgen aus Zeitschriften und Fachmagazinen gibst du neben dem Erscheinungsjahr im Idealfall auch die Ausgabe an.
Name, Vorname (Jahr), Titel des Aufsatzes, Name der Fachzeitschrift, Jahr der Veröffentlichung, Jahr(Nummer der Ausgabe), Seitenzahlen.
Beispiel: Müller, Henry (2024), Einfach zitieren nach der Harvard-Zitierweise, Magazin der Sozialwissenschaften, 2024( 3), S. 20-23.
Harvard-Zitierweise bei Internetquellen
Bei Internetquellen ist keine Seitenangabe möglich; dafür musst du die genaue URL sowie das Datum angeben, an dem du zuletzt auf die Webseite zugegriffen hast. Für Onlinequellen kannst du den Hinweis „abgerufen am“ oder “letzter Zugriff” verwenden, um das Zugriffsdatum zu vermerken.
Name, Vorname oder Website (Jahr), Titel des Beitrags oder des Dokuments, Erscheinungsdatum, https://www.beispielseite.de, letzter Zugriff: 08.11.2024.
Beispiele:
Musterzeitung.de (2024), Harvard-Zitierweise, 12. Januar, https://www.musterzeitung.de/wissenschaft/harvard-zitation, letzter Zugriff: 08.11.2024.
Musterfrau, Maximiliane (2022), Die besten Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt, 25. September, https://www.maximilianes-buecherblog.com/aktuelles/beste-neuererscheinungen-2022, letzter Zugriff: 08.11.2024.
E-Books korrekt nach Harvard zitieren
Selbstverständlich kannst du auch ein E-Book im Harvard-Stil zitieren. Ist es online verfügbar, kannst du die URL angeben, bei heruntergeladenen E-Books gibst du das Format an, z. B. „Kindle-Version“.
Name, Vorname (Jahr), Titel des eBooks, Auflage (falls verfügbar). Ort: Verlag. Verfügbar unter: URL oder Format (Zugriffsdatum).
Beispiele:
Müller, Henry (2023), Alles über Zitierweisen, 2. Auflage, Bremen: Wissenschaftsverlag, verfügbar unter: https://wissenschaftsverlag.com/mueller-alles-über-zitierweisen (letzter Zugriff: 10.01.2024).
Müller, Henry (2023), Alles über Zitierweisen, 2. Auflage, Bremen: Wissenschaftsverlag, Kindle-Version.
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Spezielle Fälle und Regeln der Harvard-Zitation
Die Harvard-Zitierweise zeichnet sich dadurch aus, dass es für sie kein übergeordnetes, einheitliches Regelwerk gibt. Dennoch gibt es einige Besonderheiten, die du kennen solltest.
- Jede Literaturangabe muss mit einem Punkt enden.
- Zitierst du mehrere Autor*innen mit dem gleichen Nachnamen in einem Kurzbeleg, dann musst du auch den Anfangsbuchstaben des jeweiligen Vornamens angeben.
- Zitierst du im Text zweimal oder häufiger nacheinander aus demselben Text, kannst du Name und Jahr durch die Abkürzung ebd. (=ebenda) ersetzen: (ebd., S. 17).
- Im Literaturverzeichnis gilt: Titel von Monografien werden kursiv geschrieben. Bei Sammelbänden wird der Titel des Werkes kursiv gesetzt (nicht aber der zitierte Beitrag); auch der Name von Zeitschriften wird kursiv gesetzt, wenn du einen Zeitschriftenartikel zitierst. Eine Ausnahme gilt für Internetbeiträge und Studienarbeiten: diese werden nicht kursiv geschrieben.
- Namenszusätze wie „von“ folgen nach dem Vornamen.
- Zur Formatierung: Das Deckblatt wird nicht nummeriert; ab der Einleitung beginnt die Seitenzählung mit der arabischen Ziffer 1.
Wichtig ist in jedem Fall: Beachte die Vorgaben deiner Hochschule.
Praktische Tipps für das Zitieren nach Harvard in akademischen Arbeiten
Die Harvard-Zitierweise ist nicht umsonst besonders beliebt: Die Autor*in-Jahr-Notation ist leicht anzuwenden, macht Quellenangaben gut nachvollziehbar und unterbricht den Lesefluss kaum. Wichtig ist, dass du die Regeln dieser Zitierweise beachtest und in deiner wissenschaftlichen Arbeit durchgehend richtig anwendest.
Beherzige die folgenden Tipps:
- Tipp 1: Halte dich an die Zitations-Vorgaben deiner Hochschule – da es für den Harvard-Stil kein einheitliches Regelwerk gibt, geben viele Universitäten ihre eigenen Richtlinien zum korrekten Zitieren vor.
- Tipp 2: Erstelle ein konsistentes Literaturverzeichnis am Ende deiner wissenschaftlichen Arbeit. Darin sammelst du alle im Fließtext zitierten und die von dir verwendeten Quellen.
- Tipp 3: Plane unbedingt mehrere Durchgänge zum Korrekturlesen ein. Es ist sinnvoll, mit etwas Abstand ein paar Tage nach Fertigstellung deiner Arbeit noch einmal das Geschriebene kritisch durchzulesen.