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American Shot: Definition und kreative Tipps für den Film.
Hollywood hat den American Shot extra für Cowboys erfunden. Wir verraten dir wie du in jedem Genre das Beste aus der klassischen Einstellung für Duelle in Westernfilmen herausholst.

Was ist ein American Shot?
Der American Shot zeigt Figuren in einer mittleren Einstellung vom Kopf bis zur Mitte des Oberschenkels. Erfunden haben ihn Filmschaffende, als Westernfilme in Hollywood den Ton angaben. Mit dem American Shot konnten sie ihre überlebensgroßen Helden und Schurken auf der Leinwand bei Duellen und Schusswechseln inklusive ihrer Waffe einfangen: Du siehst also gleichzeitig die Grimasse des Viehdiebs und den Revolver, der an seiner Seite baumelt.
Deshalb heißt diese Einstellung in den USA auch direkt Cowboy Shot oder ¾-Shot, hierzulande auch Amerikanische Einstellung. Selbst wenn die glorreichen Tage der Westernfilme vorbei und viele Cowboys in den Sonnenuntergang geritten sind, ihre vielseitige Kameraeinstellung hat längst alle Filmgenres erobert.
„Der Cowboy Shot wird in der Regel verwendet, um eine Art Waffe zu zeigen, die eine Figur in der Hand hält“, sagt Videofilmer und Kameramann Eric Crain. „Er kann zeigen, dass eine Figur Macht oder Dominanz über eine andere Figur hat.“
Beispiele
Typische Situationen für den American Shot sind Duelle und Schießereien. Aber der Cowboy Shot gehört längst zu den vielen Einstellungen, mit der Regisseure, Regisseurinnen und Kameraleute in jedem Genre eine Geschichte erzählen. Du brauchst also keine Cowboys, um sie zu nutzen.
Diverse klassische und neuere Filme nutzen den American Shot gekonnt:
Pulp Fiction
In einer denkwürdigen Szene des Kultfilms von Quentin Tarantino bedroht Samuel L. Jackson einen Dieb, der seinem Chef einen wertvollen Aktenkoffer gestohlen hat. Jackson wird aus einem niedrigen Winkel gefilmt. Die Kamera fängt sowohl die Wut in seinem Gesicht als auch die Waffe in seiner Hand an seiner Seite ein. Die Amerikanische Einstellung mit Low Angle Shot lässt ihn groß, imposant und mächtig aussehen – alles schlechte Nachrichten für den Mann, der ihm gegenübersteht.
Fight Club
Für einen American Shot braucht es aber wie gesagt keinen Cowboy – und keine Waffe. Nach einem brutalen Kampf sehen wir Brad Pitts Figur in der Amerikanischen Einstellung: zerschlagen, triumphierend und mit einem Bier in der Hand. Das macht ihn immer noch stark und das kalte Bier an seiner Hüfte zeigt, dass er sich trotz allem gut amüsiert.
Wonder Woman
Als Wonder Woman auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs gegen eine Maschinengewehr-Besatzung antritt, lässt Regisseurin Patty Jenkins sie mit einem American Shot ihre Feinde niederstarren. Jenkins fängt die stählerne Entschlossenheit in ihrem Gesicht ebenso ein wie ihre Hand, die nach dem Lasso der Wahrheit an ihrem Gürtel greift. Dadurch nimmt die Regisseurin die kommende actiongeladene Sequenz vorweg.
Wirkung
Der American Shot kann in kürzester Zeit und ohne eine einzige Dialogzeile viel über eine Figur aussagen:
- Wie bereits erwähnt kann er die Macht oder Dominanz einer Figur zeigen.
- Außerdem erzeugt er Spannung beim Publikum, indem er das Gesicht, die Hände und beispielsweise der Waffe des Schauspielers oder der Schauspielerin gleichzeitig zeigt.
Die Zuschauer und Zuschauerinnen versuchen dadurch anhand der Mimik der Figur zu erraten, was sie gleich tun wird. Aus diesem Grund finden sich in vielen Filmen anderer Genres moderne Beispiele für Cowboy-Aufnahmen.
Tipps zur Anwendung
Das Schöne am American Shot ist, dass er so unkompliziert ist. „Es ist eine ziemlich einfache Einstellung“, sagt Crain. „Man braucht keine spezielle Ausrüstung. Wenn man es kompliziert haben möchte, kann man eine Steadicam oder einen Reverse Dolly verwenden, der sich mit der Figur auf die Kamera zu bewegt. Aber alles, was man für die Aufnahme wirklich braucht, ist ein Stativ und eine Kamera.“
Scheue dich nicht, klassische Western als Filmschule zu nutzen, beispielsweise die Filme von Sergio Leone. So lernst du, wie du die Amerikanische Einstellung in deine Shot List einbauen kannst. Dafür hast du zum Beispiel folgende Möglichkeiten:
- Mehr Drama: Wenn du von einem ¾-Shot direkt zu einer Detailaufnahme des Gesichts einer Figur wechselst, erhöhst du die Spannung der Szene.
- Mehr Orientierung: Wenn du einen Film mit einer Supertotalen eröffnest, weiß dein Publikum, wo es sich befindet. Wenn du direkt danach einen American Shot der wichtigsten Figur zeigst, wissen die Zuschauer und Zuschauerinnen außerdem gleich, um wen es geht.
Perfektioniere deinen American Shot mit Adobe Premiere Pro
Nachdem du in Amerikanischer Einstellung gefilmt hast, kannst du deine Aufnahme optimieren, indem du eine Reihe von Funktionen in Adobe Premiere Pro nutzt.
Wenn du deinen American Shot mit einem Dolly aufgenommen hast, hilft dir der Premiere-Pro-Effekt „Verkrümmungsstabilisierung“ dabei, Verwacklungen auszugleichen und die Kamerabewegungen professioneller aussehen zu lassen. Außerdem kannst du die Bewegungsverfolgung anwenden, um deinen Frame zu stabilisieren und den Fokus auf das Motiv deiner Aufnahme zu legen.
Wenn eine Szene mehr Spannung vertragen könnte und du einen der Charaktere als starke Figur etablieren möchtest, ist der American Shot ein effektives Mittel für dein Storytelling.