Was ist ein High Angle Shot eigentlich?

Beim High Angle Shot, auf Deutsch auch Aufsicht genannt, filmt die Kamera das Motiv von einer Position oberhalb der Augenlinie. Durch die Aufsicht aus höherer Perspektive wirken Figuren und Objekte kleiner – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne.

Blick auf Landschaft mit staubiger Straße für Safaris in Kenia

Was ist ein High Angle Shot eigentlich?

Der High Angle Shot kann dabei verschiedene Funktionen erfüllen:

  • Erzeugung von Emotionen: z.B. Verletzlichkeit, Angst, Spannung und Gefahr
  • Unterstützung der Handlung
  • Perspektive für Einführungsszenen
  • Räumliche und erzählerische Orientierung

Du kannst zum Beispiel die Größe einer Menschenmenge zeigen, wie bei dem weiten Blick aus der Vogelperspektive auf das mit Menschen gefüllte römische Kolosseum in Ben Hur. In den postapokalyptischen Mad-Max-Filmen zeigt ein High Angle Shot über die Schulter der Figur, den weiten Weg auf der staubigen, leeren Straße, den sie noch zurücklegen muss.

Welche Arten von High Angle Shots gibt es im Film?

Filmschaffende verwenden Kameraperspektiven nicht immer auf dieselbe Art und Weise oder für dieselbe Art von Effekt – wie entscheidest du also, welche Einstellung du wann verwendest?

Es gibt drei typische Einsatzbereiche für den High Angle Shot im Film:

Der erzählerische High Angle Shot

Er liefert den nötigen Überblick in Schlachtszenen oder gibt Zuschauern viele Informationen gleichzeitig und erfüllt damit eine erzählerische Funktion. Über die Aufsicht kann die Kamera den Maßstab festlegen und Szenen einen Kontext geben. Der erzählerische High Angle Shot wird oft mit geringer Schärfentiefe aufgenommen.

Kamera im Vordergrund filmt Kampfszene im Hintergrund
Beispiel: In Citizen Kane nutzte Orson Welles High Angle Shots, um die Größe der Presse zu zeigen und wie machtlos ihr eine einzelne Person gegenübersteht.
Füße auf zwei Streben einer Leiter beim Aufstieg auf einen Turm mit Blick nach unten

Der emotionale High Angle Shot

Regisseure und Regisseurinnen verwenden diese Art der Aufsicht, um Zuschauende dazu zu bringen, etwas zu fühlen. Oft geht es dabei um die Gefühle der gefilmten Figur, unabhängig von der spezifischen Emotion. Diese Einstellung kann Schrecken simulieren, wenn die Figur beispielsweise Angst vor einem Sturz hat oder sich am Rande eines Abgrunds befindet wie in Hitchcocks Vertigo. Manchmal drehen Filmschaffende die Szenen aus extremen Winkeln, um ein Gefühl der Spannung zu vermitteln.

Beispiel: In Titanic verwendet James Cameron einen extremen Blickwinkel, um Rose zu filmen. Sie blickt auf, bevor sie an Bord des Schiffes geht. Das zeigt, dass sie weder über ihr Leben bestimmen noch es kontrollieren kann.

Der charakterorientierte High Angle Shot

Wenn du die Verwundbarkeit einer Figur in Bezug auf ihre Umgebung oder die Personen in ihrer Nähe zeigen willst, eignet sich der charakterorientierte High Angle Shot am besten.

Aufsicht auf einen Whippet mit Hundeblick und Dobby-Ohren
Beispiel: In Harry Potter und die Kammer des Schreckens filmt Chris Columbus die Figur des Dobby aus einem hohen Winkel. Das betont gleichzeitig die geringe körperliche Größe des Hauselfen und die Herablassung der Menschen (in diesem Fall der Familie Malfoy, der er dient) ihm gegenüber.

Entdecke den High Angle Shot beim Filmemachen

Selbst wenn du nur Filmliebhaber oder Filmliebhaberin bist (im Gegensatz zu „Autorenfilmenden“), weißt du wahrscheinlich, dass jeder Film (und jedes Video) aus vielen verschiedenen Arten von Aufnahmen besteht. Dafür gibt es viele Gründe – nicht zuletzt, weil diese Aufnahmen die Wahrnehmung des Zuschauers beeinflussen.

Aber bei bestimmten Einstellungen, wie z. B. dem High Angle Shot, ist es nicht ganz so leicht, die Kamera einfach auf das Geschehen unter der Kamera zu richten. Du kannst nicht einfach erwarten, dass Zuschauende die Methode hinter dem Kamerawahnsinn verstehen. Die Kunst des Filmemachens mit hohem Blickwinkel erfordert definitiv mehr Technik als nur „draufhalten und drehen“.

Erstelle eine Shot List für deine Aufnahmen in Aufsicht

Aufnahmen mit High Angle Shots erfordern viel Planung und Vorbereitung. Dabei geht es sowohl um die Ausrüstung als auch um die Kameraführung. Mach dir deshalb eine Shot List mit detaillierten Notizen für dich selbst und deine Kameraleute. Sie sollte folgende Angaben enthalten:

  • Ausrüstung: Brauchst du Kräne, Stöcke und Kameradrohnen, um bei der Aufsicht die richtige Perspektive einzufangen?
  • Kameraeinstellung: Möchtest du mit Voll-, Vorder- oder Hintergrundfokus drehen? Wie sieht es mit der Tiefenschärfe der Kamera aus?
  • Standort: Kannst du etwas nutzen, was in der Umgebung bereits vorhanden ist und zum Beispiel vom Treppenhaus eines Gebäudes oder von einem Balkon aus nach unten drehen?

Mache also möglichst genaue Angaben für deine Shot List. Aber denke gleichzeitig daran, dass Aufnahmen im High Angle Shot nicht immer den Regeln für erzählerische, emotionale oder charakterorientierte Aufnahmen folgen müssen. Einige Aufnahmen mit Aufsicht sollen Betrachter und Betrachterinnen verwirren, anstatt zu informieren. Besonders deutlich wird dies in Stanley Kubricks bahnbrechendem Film 2001: Odyssee im Weltraum.

High Angle Shots drehen wie die Profis

Tatsächlich war Kubrick dafür bekannt, dass er die Regeln fürs Filmemachen gerne umdrehte. In einer Szene in The Shining zum Beispiel nutzte er den High Angle Shot, um die Macht zu untergraben (anstatt sie zu verstärken).

Jack bedroht die verängstigte Wendy, während sie die Treppe hinaufgeht und einen Schläger schwingt, um ihn abzuwehren. Der Kamerawinkel entspricht hier nicht unseren Erwartungen. Sie fängt zwar ein, dass Wendy auf Jack „hinunter“ schaut, aber er sieht in diesem Moment größer und mächtiger aus als sie.

Obwohl Jack sie von unten bedroht, befindet sich Wendy durch Kubricks Einstellung von oben in einer überlegenen physischen Position über ihm. Das nimmt bereits die Macht vorweg, die sie am Ende des Films wiedererlangt. Diese Einstellung erfüllt damit einen doppelten Zweck und ist ein weiteres Beispiel für die Genialität des Filmemachers.

Weitere Beispiele für High Angle Shots finden sich in den klassischen Filmen von Alfred Hitchcock. Er setzte diese Technik in praktisch all seinen Filmen mit großer Wirkung ein. In Psycho, als Norman Bates (Spoiler-Alarm) den Ermittler Arbogast tötet, zeigt Hitchcock mit dem High Angle Shot, wie machtlos Arbogast ist.

In der Trilogie Der Herr der Ringe werden die epischen Schlachten immer wieder aus der Vogelperspektive gezeigt. Der Anblick der riesigen Armeen, die hier aufeinandertreffen, lässt die Zuschauer und Zuschauerinnen das immense Ausmaß des Konflikts erahnen.

Aber Aufnahmen aus einem hohen Winkel erzeugen nicht immer Angst, Schrecken oder Spannung – sie können auch Triumphe zeigen. In Frank Darabonts Meisterwerk Die Verurteilten wird Andy Dufresne den ganzen Film über von Insassen, Wärtern und dem Gefängnisdirektor schikaniert. Als er schließlich aus dem Gefängnis ausbricht, reckt er triumphierend die Hände in die Höhe. Die Aufnahme der Figur aus der Aufsicht unterstreicht, dass er in den Augen der Welt zwar klein ist, aber groß genug, um seine Freiheit zu gewinnen.

Achte auf die Wirkung

Natürlich hat ein High Angle Shot in einer Komödie eine andere Wirkung als in einem Horrorfilm. Denk beispielsweise an Wesley in Die Braut des Prinzen, der verzweifelt den Berg hinaufklettert, während sein Erzfeind Inigo Montoya gelangweilt auf ihn herab starrt. Es geht nur um den Kontext. Und darum, sie am richtigen Ort und zur richtigen Zeit zu verwenden.\ \ Gehe also am besten sparsam mit High Angle Shots um, damit sie ihre Wirkung nicht verlieren. Mit Adobe {{premiere}} kannst du deine Aufnahmen ganz einfach so schneiden und anordnen, dass jeder Kamerawinkel seine volle Wirkung entfaltet.\ \ Entdecke noch heute, was du mit {{premiere}} alles tun kannst, damit deine Videos und Filme bleibenden Eindruck hinterlassen.

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