Was ist eine Kameraperspektive?

Die Kameraperspektive beschreibt die Position und den Blickwinkel, mit denen du ein Motiv aufnimmst. Der entscheidende Faktor hierbei ist die Höhe der Kamera. Dadurch unterscheidet sich die Kameraperspektive im Film und in der Fotografie von der Einstellungsgröße, die den Abstand zwischen der Linse und dem Objekt bestimmt.

Die Kameraperspektive ist eng mit dem Raumeindruck verknüpft. Bewegungen können diesen Effekt zusätzlich verstärken. Wenn du ein Motiv von oben oder unten filmst, beeinflusst du auf subtile Weise wie das Publikum die Aufnahme wahrnimmt und interpretiert. Deshalb lohnt es sich, den Kamerawinkel und den Abstand der Kamera zum Boden bewusst zu wählen.

Welche Faktoren bestimmen, welche Perspektive ich wähle?

Verschiedene Kompositionen und Kameraperspektiven bestimmen, wie du eine Geschichte erzählst. Mit jeder Aufnahme beeinflusst du deren Wirkung auf das Publikum. Welche Kameraperspektive du wählst, hängt also vor allem davon ab, was du erzählen willst.

Im Allgemeinen erfüllt jeder gut gewählte Kamerawinkel vier Aufgaben:

  • Informationen liefern: Die Kameraperspektive gibt wahlweise einen Überblick über das Geschehen, bildet es neutral ab oder lenkt die Aufmerksamkeit des Publikums auf ein bestimmtes Detail.
  • Wirkung erzielen: Die Aufnahmehöhe beeinflusst die Intensität und Dramatik deiner Aufnahmen und kann sogar Macht oder Ohnmacht ausdrücken.
  • Schnitt erleichtern: Durch den Kontrast zu vorangehenden und nachfolgenden Einstellungen kann der Cut unsichtbare oder unauffällige Schnitte setzen.
  • Dramatik beeinflussen: Kurze und Nahaufnahmen intensivieren die Darbietung, längere und weiter entfernte Aufnahmen machen sie weniger intensiv.

Kameraperspektiven im Detail

Die verschiedenen Kameraperspektiven unterscheiden sich abhängig von der Augenhöhe der Betrachtenden zunächst in die Normalsicht, Untersicht und Aufsicht – auch Obersicht genannt. Daraus ergeben sich fünf klassische Kameraperspektiven.

Hund sitzt mit Margerite im Maul im Margeritenfeld

Normalsicht

Die Normalsicht oder Normalperspektive entspricht unserer natürlichen, alltäglichen Wahrnehmung. Dadurch vermittelt sie Realität, Authentizität und Objektivität. Die Kamera befindet sich auf Augenhöhe und zeigt die Motive so, wie wir sie typischerweise sehen.

Dementsprechend kannst du sie immer dann einsetzen, wenn Szenen unauffällig, alltäglich und eben möglichst normal wirken sollen. Auf Englisch heißt die Normalperspektive wahlweise Eye Level Shot oder Straight on Angle.

Untersicht

Bei der Untersicht befindet sich die Kamera unterhalb der Augenhöhe und richtet unseren Blick deshalb automatisch nach oben. Wenn du Personen, Objekte und Gebäude, aus der Untersicht aufnimmst, wirken sie größer, mächtiger und unter Umständen sogar bedrohlich.

Außerdem kannst du mit der auch

Low Angle Shot genannten Perspektive den „Himmel öffnen“. Denn je weiter du die Kamera nach oben richtest, desto eher verschwindet die Horizontlinie aus dem Blickfeld. Die Bildbegrenzung und der Vordergrund lösen sich auf.

Margeriten von unten aufgenommen vor blauem Himmel
Margeriten aus der Froschperspektive und blauer Himmel

Froschperspektive

Wie der Name sagt, filmst du in der

Froschperspektive aus der Perspektive eines Frosches. Das heißt, die Kamera befindet sich sehr weit unten. Dadurch lassen sich auch nahestehende Motive in voller Größe zeigen.

Außerdem verstärkt diese Kameraperspektive die bereits genannten Wirkungen der Untersicht: Motive wirken also besonders groß, mächtig oder bedrohlich. Die Froschperspektive gilt als extremer Kamerawinkel und wird in Filmen eher selten und sehr gezielt eingesetzt.

Aufsicht

Die Aufsicht oder Obersicht ist das Gegenteil der Untersicht und beschreibt Kameraperspektiven oberhalb der Augenhöhe. Der Blick des Publikums richtet sich dementsprechend von oben nach unten.

Wie es der Volksmund schon sagt: Wer die Dinge mit einem High Angle Shot auch mal von oben betrachtet, hat einen besseren Überblick. Das gilt bei Aufnahmen mit Aufsicht für eine Kampfszene mit viel Getümmel genauso wie für einen Schwenk über einen Straßenzug oder verschiedene Objekte.

Ganz praktisch betrachtet lässt die Aufsicht die gefilmten Personen und Gegenstände kleiner wirken. Ähnlich wie bei der Untersicht kannst du außerdem den Horizont und Hintergründe ausblenden, was die Wahrnehmung der Zuschauenden auf das Wesentliche lenkt.

Margeriten mit Biene aus der Aufsicht
Vogelperspektive auf Hände, die eine Margerite halten

Vogelperspektive

Die Vogelperspektive ist eine extreme Aufsicht und das Gegenteil der Froschperspektive. Das bedeutet, die Kamera befindet sich deutlich über der Augenhöhe und filmt das Objekt wortwörtlich aus der Vogelperspektive.

Dadurch gibt diese Kameraperspektive einen besonders guten Überblick über das Geschehen oder eine besonders umfassende Aussicht auf Landschaften. Deshalb eignet sich die Vogelperspektive auch gut für Establishing Shots oder für Verfolgungsszenen.

Professionelle Filmproduktionen nutzen dafür wahlweise einen Kamerakran oder Drohnen. Für die Vogelperspektive muss deine Kamera aber nicht zwingend fliegen. Sie entsteht immer dann, wenn du das Objektiv stark nach unten richtest – wie in unser Beispiel beweist.

Häufig gestellte Fragen

Was ist der Unterschied zwischen Einstellungsgröße und Kameraperspektive?

Die Einstellungsgröße beschreibt den Abstand der Kamera zum zu filmenden Objekt und die Kameraperspektive den Aufnahmewinkel. Sie bilden eine untrennbare Einheit: Die Einstellungsgröße bestimmt den Bildausschnitt und damit, was du bei deiner Aufnahme zeigst. Die Kameraperspektive entscheidet darüber, wie du es zeigst.

Welche Kameraperspektiven gibt es?

Ausgehend von der Position der Kamera im Verhältnis zum Motiv gibt es fünf Hauptperspektiven:

Welche Einstellungsgrößen gibt es?

Folgende Einstellungsgrößen decken das Spektrum der Aufnahmen von fern bis nah ab:

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