In diesem Video geht es um einen speziellen Effekt von Audition CC: „Wissenschaftsfilter“.
Es gibt zwei Gründe, weshalb ich dem Effekt ein ganzes Video widme.
Erstens handelt es sich um einen neuen Effekt in der aktuellen Version von Audition CC.
Zweitens erfüllt dieser Filter einen sehr speziellen Zweck und wird nur von wenigen Anwendern genutzt.
Zuerst zeige ich Ihnen, wo Sie den Filter finden.
Im Menü „Effekte“ (Effects) unter „Filter und EQ“ (Filter and EQ) befinden sich folgende Optionen: „FFT-Filter“, „Grafischer Equalizer“ (Graphic Equalizer), „Notch-Filter“, „Parametrischer Equalizer“ (Parametric Equalizer) und „Wissenschaftsfilter“ (Scientific Filter).
Die ersten Filter habe ich bereits in einem anderen Video vorgestellt, aber zur Erinnerung rufe ich zunächst den grafischen Equalizer auf.
Mit diesem Effekt lässt sich die Amplitude innerhalb bestimmter Frequenzbänder steuern.
Aktuell ist die neutrale Einstellung „Standard“ (Default) ausgewählt.
Ich spiele das Material ab.
Nun wähle ich die Vorgabe „Schneller Hochpassfilter“ (Quick Hi-Pass Filter).
Diese Vorgabe lässt hohe Frequenzen durch.
„Schneller Tiefpassfilter“ (Quick Low-Pass Filter) lässt niedrige Frequenzen durch.
Ich wechsle zurück zu „Standard“ (Default) und stelle die Regler einzeln ein.
Ich erhöhe die Bässe und reduziere die Höhen.
So funktioniert also der grafische Equalizer: Frequenzen werden innerhalb dieser Bänder gesteuert.
Die meisten Anwender wissen aber nicht, wie die Kurve zwischen diesen beiden Reglern aussieht, wie sie in einem Graph verlaufen würde und wie sie definiert wird.
Sie wird von den Adobe-Entwicklern definiert, die diese Funktion programmiert haben.
Sie haben sie so programmiert, dass sie den bestmöglichen Sound generiert.
Aber wie das genau funktioniert, weiß eigentlich kein Anwender so genau.
Es ist kein Geheimnis, aber auch nicht allgemein bekannt.
Nehmen wir an, Sie müssen vor Gericht Beweise vorlegen, haben etwas aufgezeichnet und die Aufnahme anschließend mit einem Equalizer wie diesem bearbeitet.
Die Gegenseite wird argumentieren, dass die Aufnahme manipuliert wurde.
Sie kann sich nicht darauf verlassen, dass das Aufgenommene tatsächlich so klang.
Um solche Diskussionen zu vermeiden, können Sie den so genannten „Wissenschaftsfilter“ verwenden, dessen Verhalten jeder nachvollziehen kann.
Ich schließe das Fenster.
Jetzt kommen wir zum Wissenschaftsfilter.
Ich wähle „Effekte“ (Effects) „Filter und EQ“ (Filter and EQ) und dann „Wissenschaftsfilter“ (Scientific Filter).
Der Effekt wird als Graph dargestellt.
Wenn Sie den Effekt „Parametrischer Equalizer“ kennen, haben Sie das schon einmal gesehen.
Ich schließe das Fenster und wähle „Effekte“ (Effects), „Filter und EQ“ (Filter and EQ), „Parametrischer Equalizer“ (Parametric Equalizer).
Dieser Filter wird ebenfalls als Graph dargestellt.
Wenn ich die Vorgabe in „Generischer Hochpass“ (Generic Hi-Pass) ändere, fallen die niedrigen Frequenzen weg.
Die hohen Frequenzen werden durchgelassen.
Ich schließe das Fenster und rufe den Wissenschaftsfilter wieder auf: „Effekte“ (Effects), „Filter und EQ“ (Filter and EQ), „Wissenschaftsfilter“ (Scientific Filter).
Als Modus wähle ich „Hochpass“ (HighPass).
Wieder werden hohe Frequenzen durchgelassen, und die niedrigen Frequenzen fallen weg.
Wo liegt nun der Unterschied?
Der Unterschied ist, dass diese Kurven, diese Formen, das Verhalten auf Basis verschiedener Filtertypen mathematisch definiert werden.
Die vier Typen sehen Sie hier unten: „Bessel“, „Butterworth“, „Chebychev“ und „Elliptisch“ (Elliptical).
Sie wurden alle vor langer Zeit von Mathematikern oder Physikern definiert.
Der Bessel-Filter basiert auf der Arbeit eines deutschen Mathematikers im 19.
Jahrhundert.
Er strebt einen linearen Phasengang über alle Frequenzen hinweg an.
Der Butterworth-Filter ist nach einem englischen Physiker benannt.
Er sorgt für einen sanfteren Frequenzgang.
Der Filter „Chebychev“ ist vom russischen Mathematiker Tschebyschow.
Der Abfall verläuft hier steiler.
Der Filter „Elliptisch“ stammt vom deutschen Physiker Wilhelm Cauer.
Im Grunde trifft hier eine Kurve von Typ „Chebychev“ auf eine andere, mit einem Butterworth’schen Frequenzgang im Übergangsbereich.
Diese Audiofilter sind klar definierte, reproduzierbare Filter.
Wenn Sie solche Aufnahmen als Beweismittel verwenden, können Sie sagen: „Ich habe den Filter ,Elliptisch‘ verwendet, den Passfilter (Cutoff) so eingestellt, die Reihenfolge (Order) auf 3 gesetzt und ,Dämpfung stoppen‘ (Stop Attn) auf diesen Wert.“
So können beide Parteien die vorgenommenen Anpassungen nachvollziehen.
Die verfügbaren Optionen variieren je nach ausgewähltem Filtertyp.
Wenn ich „Bessel“ auswähle, werden andere Optionen aktiviert.
Wenn Sie mit den Filtern vertraut sind, kennen Sie alle die Einstellungen.
Ich kann sie nicht alle erklären.
Solche Filter werden nicht nur in der Forensik verwendet, sondern auch von Tontechnikern, die die analoge Zeit vermissen und noch genau wissen, wie Aufnahmen mit einem Bessel-, Butterworth- oder Tschebyschow-Filter klangen.
Sie mögen den Sound und die Funktionsweise der Filter, und sie können damit umgehen.
Wenn Sie zu dieser Zielgruppe gehören, ist der Filter wie gemacht für Sie.
Die meisten Anwender werden ihn aber kaum verwenden, sondern auf den parametrischen oder grafischen Equalizer zurückgreifen.
