Manche Audio-Clips sind phasenverschoben.
In diesem Tutorial erkläre ich Ihnen, was das bedeutet, und beschreibe einige der Probleme, die bei phasenverschobenen Audiodaten auftreten.
Ich zeige Ihnen einige Tools in Audition CC, mit denen Sie Phasenverschiebungen ermitteln können, und wie Sie sie korrigieren.
Eine Menge Stoff für eine Lektion.
Fangen wir also an.
Zunächst die Definition: Was ist eigentlich Phasenverschiebung?
Es gibt mehrere Arten, wie Audio außer Phase sein kann.
In den meisten Fällen sind die Audiokanäle nicht richtig ausgerichtet.
Ihr Timing stimmt nicht.
Eine mögliche Ursache ist ein falsch justierter Tonkopf bei der Aufnahme.
Die beiden Kanäle werden dann leicht zeitversetzt aufgenommen.
Wir sprechen hier von Mikrosekunden, dem millionsten Teil einer Sekunde.
Eine winzige Verzögerung.
Eine andere Ursache sind Mikrofone mit deutlich unterschiedlichen Kabellängen, die zu leichten Zeitunterschieden zwischen zwei Kanälen führen.
Oder das Aufnehmen von Monoschallplatten mit einem Stereogerät.
Aufgrund des Stereoverfahrens gerät die Aufnahme „aus dem Takt“.
Das Ergebnis sind leicht versetzte Kanäle, was teilweise gar nicht hörbar ist.
Die Ausrichtung sollte trotzdem stimmen, falls jemand Ihr Werk in Mono anhört.
Das passiert z.
B. bei einem UKW-Stereosignal.
Die meisten UKW-Stereosendungen werden als Mitte-Seite-Signal ausgestrahlt.
Das Mittensignal ist eigentlich ein Monosignal, in dem linker und rechter Kanal zusammengemischt wurden.
Das Seitensignal ist subtraktiv.
Wenn die Signale beim Empfang zusammengesetzt werden, haben Sie zwei getrennte Kanäle.
Bei schlechtem Empfang, meistens am Rand des Übertragungsbereichs, scheidet meistens zuerst der Seitenkanal aus.
Sie erhalten nur ein Monosignal.
Und wenn es bei diesem Monosignal Phasenprobleme gibt, ist das hörbar.
In Stereo sind die Probleme weniger offensichtlich, außer im Zusammenhang mit der Phantommitte.
Diese zwischen zwei Lautsprechern wahrgenommene Schallquelle scheint sich im Raum hin- und herzubewegen.
Oder Sie hören Trommeln, die klingen, als würden sie ständig ihren Ort wechseln.
Solche Phänomene weisen auf eine Phasenverschiebung hin.
Wie lassen sich Phasenverschiebungen ermitteln?
In Audition CC gibt es dafür zwei Tools: den bekannten Phasenmesser und ein neues Tool in der aktuellen Version von Audition CC, das Bedienfeld „Phasenanalyse“.
Sehen wir uns den Phasenmesser an.
Wählen Sie „Fenster > Phasenmesser“ (Window > Phase Meter).
Das Tool wird hier unten angezeigt und ist kaum zu sehen.
Ich vergrößere es mal, damit wir es besser erkennen können.
Wenn die Messung hier im grünen Bereich ist, stimmen die Phasen; links davon gibt es Verschiebungen.
Sehen wir uns diesen Clip einmal an.
Er ist phasenverschoben – die zeitliche Ausrichtung stimmt nicht ganz.
Es gibt Ausschläge zur rechten Seite, aber nicht genug.
Da ist also etwas falsch.
Und das weist auf einen Fehler hin.
Nehmen wir die nächste Datei.
Bei ihr ist eine Phase umgekehrt.
Sehen wir uns das einmal an.
Das stimmt überhaupt nicht.
Die letzte Datei hat ein Problem mit der Balance.
Mal sehen.
Alles ist OK – nur das Balance-Problem.
Das war also der Phasenmesser.
Die Phasenanalyse bietet ausführlichere Informationen.
Schauen wir uns das einmal an: „Fenster > Phasenanalyse“ (Window > Phase Analysis).
Das ist das Bedienfeld.
Ich gehe zurück zur Datei mit dem Timing-Problem.
Es gibt verschiedene Formen der Anzeige im Bedienfeld „Phasenanalyse“.
Ich arbeite am liebsten mit dem Histogramm.
Es gibt drei Histogramme mit unterschiedlicher Darstellung.
Ich nehme die Variante „Zoom-Protokoll“ (Log Zoom).
Diese drei Optionen sind etwas technischer.
Hier ist „Mitte/Seite“ (Mid/Side).
Das habe ich schon erwähnt im Zusammenhang mit UKW-Stereo.
Ich bevorzuge aber das Histogramm.
Ich arbeite auch gern mit dem Phasenrad (Phase Wheel).
Im Histogramm sehen Sie, dass bei einer Phasenverschiebung diese kleine grüne Kugel unter die Linie fällt.
Das hier sieht aber nicht nach einer Phasenverschiebung aus.
Wenn ich zum Phasenrad wechsle, erkenne ich problematische Stellen daran, dass diese Linie zur Kurve wird.
Hier ist es sogar schon eine Spirale.
Sie zeigt das Timing an.
Geht die Linie gerade nach oben, ist alles OK.
Wenn sie wie hier verbogen ist, stimmt das Timing nicht.
Die Rotfärbung markiert die niedrigen Frequenzen.
Dann geht es weiter mit den mittleren Frequenzen und den Höhen.
Pro Umdrehung beträgt der Versatz etwa eine Wellenlänge.
In den niedrigen Frequenzen sind die Wellen recht lang, viel länger als in den hohen Frequenzen.
Wenn das Timing nur ein wenig verschoben ist, sind auch die niedrigen Frequenzen wenig versetzt.
Aber bei den hohen Frequenzen ist der Versatz größer.
Wenn die Differenz z.
B.
10 Samples bei insgesamt 44.000 Samples pro Sekunde beträgt, ist der Versatz 10 Samples.
Und hier sehen Sie gleich mehrere Umdrehungen.
Die Verschiebung ist größer als 2 Zyklen bei den hohen Frequenzen.
Diese mehrfache Drehung kommt daher, dass der Versatz größer ist als nur einige Samples.
Ich kehre zum Histogramm mit Zoom-Protokoll zurück.
Bei dieser Histogrammoption können Sie in der Mitte rechtsklicken und die Ansicht ändern.
Das geht nur hier.
Ich zeige Kugel und Beschriftungen an.
Es gibt noch weitere Anzeigeoptionen, z.
B.
Tracer sowie Spitzen und Täler.
Aber ich brauche nur die Beschriftungen und die kleine Kugel.
Die Kugel weist auf Phasenverschiebungen aufgrund von Phasenumkehr hin.
Ich wechsle jetzt zur Datei mit der Phasenumkehr.
Sie sehen, dass sich die Kugel unterhalb der Linie bewegt.
Ein Kanal ist verpolt.
Ich zeige Ihnen gleich, was ich damit meine.
Die Balance zeigt Ihnen, ob die Aufnahme zum rechten oder linken Kanal tendiert.
Hier ist es der rechte Kanal.
Sehen wir uns all diese Punkte genauer an.
Zuerst zum Timing.
Hier ist das Timing ...
Da scheint kein Problem vorzuliegen.
Aber im Phasenrad sehen Sie, dass das Timing deutlich gestört ist.
Das erkennen Sie auch, wenn Sie die Wellenform vergrößern.
Einfach hier rechtsklicken und ziehen.
Reinzoomen.
Und noch einmal.
Jetzt können wir schon mehr erkennen.
Ich klicke auf die Spitze hier.
Da ist ein kleiner Versatz.
Wenn ich zum Tal wechsle, lässt sich das noch besser erkennen.
Dieses Tal befindet sich etwas rechts vom Tal oben.
Ich vergrößere noch einmal.
Da ist das Tal.
Und hier ist das dazugehörige Tal.
Ich verkleinere wieder, damit Sie besser sehen können.
Der Versatz ist klein.
Er entspricht genau diesem Abstand.
Von hier ... ... bis hier drüben.
Das ist der ganze Abstand der Verschiebung.
Achten Sie auf den Wert für „Dauer“ (Duration) hier unten.
Ich habe „Samples“ eingestellt.
Die übliche Einstellung ist „Dezimal (mm:ss.ddd)“ (Decimal [mm:ss.ddd]).
Eine Dauer von, sagen wir, 4 Samples wird gar nicht angezeigt.
Das wäre eine tausendstel Sekunde.
Und hier geht es um millionstel Sekunden.
Ich ändere die Einstellung wieder in „Samples“.
Das kann ich über das Kontextmenü machen.
Der Versatz beträgt ca.
4 Samples in diesem kleinen Abschnitt.
Das ist eine etwas grobe Schätzung auf Basis dieser Vergrößerung.
Zur Korrektur verwende ich die automatische Phasenkorrektur.
Dazu wähle ich „Effekte“ (Effects), „Rauschminderung/Wiederherstellung“ (Noise Reduction/Restoration) und „Automatische Phasenkorrektur“ (Automatic Phase Correction).
Hier gibt es die Option „Globale Zeitverschiebung“ (Global Time Shift).
Ich klicke darauf.
Jetzt kann ich versuchen, auszurechnen, um wie viele Mikrosekunden die Phase verschoben ist.
Dazu dividiere ich 4 durch 44.000 und erhalte 1/10.000.
In Millionstel umgerechnet ergibt das 100/1.000.000, also 100 Mikrosekunden.
Ich lasse das aber lieber automatisch berechnen.
Ich deaktiviere „Globale Zeitverschiebung“ und wähle „Automatische Kanalausrichtung“ (Auto Align Channels).
Um die Standardeinstellungen zu verwenden, klicke ich auf „Standard“ (Default).
Zuletzt klicke ich auf „Anwenden“ (Apply).
Mal sehen, ob es jetzt stimmt.
Wie Sie sehen: alles auf Linie.
Die Ausrichtung stimmt perfekt.
Einwandfrei.
Das Wackeln liegt am Vibrato der Orgel.
Aber Sie sehen, dass die Linie gerade nach oben zeigt.
Das erste Problem ist also gelöst.
Im Phasenrad haben wir gesehen, dass das Timing nicht stimmt.
Der Versatz betrug nur einige Samples.
Das haben wir mit dem Effekt „Automatische Phasenkorrektur“ korrigiert.
So viel zum Timing.
Jetzt zum nächsten Thema: Phasenumkehr.
Ich doppelklicke auf die Datei.
Das Phasenrad zeigt eine Kurve nach unten.
Da ist etwas falsch.
Die rote Linie sollte definitiv nicht nach unten gehen.
Ein Blick auf das Histogramm mit Zoom-Protokoll verdeutlicht das.
Die Kugel ist weit unterhalb der Linie.
Wenn das gelegentlich passiert, ist das kein Problem.
Besonders bei Trommelaufnahmen sinkt die Kugel zwischendurch oft nach unten.
Aber hier geschieht es ständig.
Was ist nun eine Phasenumkehr?
Eine der beiden Wellenformen zeigt in die falsche Richtung.
Im Grunde hebt sie damit die andere Wellenform auf.
Sie hören trotzdem noch etwas, weil auch andere Töne vorhanden sind.
Deshalb werden nicht alle Frequenzen aufgehoben, sondern nur ein Teil.
Ich vergrößere die Wellenformen, um zu zeigen, was passiert.
Ich klicke mit der rechten Maustaste und ziehe.
Jetzt sehen Sie es.
Es ist eindeutig.
Die eine Kurve steigt, die andere fällt.
Der untere Kanal ist verpolt.
Das kommt oft durch einen Fehler bei der Verkabelung.
Oder wenn ich etwas vorführen möchte – dann mache ich das mit Absicht.
Sehen wir uns den rechten Kanal an.
Um ihn auszuwählen, setze ich das Zeitauswahlwerkzeug darauf, ohne zu klicken.
Rechts unten wird ein kleines R angezeigt.
Wenn ich jetzt klicke, wird der rechte Kanal ausgewählt.
Ich kehre seine Phase um, damit alles wieder an Ort und Stelle ist.
Dazu wähle ich „Effekte“ (Effects), „Umkehren“ (Invert).
Und schon ist alles in bester Ordnung.
Sie sehen, dass es hier keine Probleme mehr gibt.
Die grüne Kugel ist jetzt oberhalb der Linie.
Das Phasenrad zeigt ebenfalls nach oben.
Trommeln verursachen merkwürdige Anzeigen.
Aber keine Sorge – diese Spuren hier überall sind OK.
Wir haben jetzt die Phasenumkehr behoben.
Jetzt fehlt nur noch die Balance.
Die Datei mit dem Balance-Problem sieht gut aus.
Ich verkleinere die Ansicht.
Schauen Sie sich das an.
Hier in der Phase stimmt alles.
Aber wenn ich zum Histogramm mit Zoom-Protokoll wechsle, erkennen Sie eine Tendenz nach rechts.
Der rechte Kanal ist zu stark gewichtet.
Das kann beabsichtigt sein.
Es muss kein Fehler sein, und es ist auch eigentlich kein Phasenproblem.
Wenn der Klang jedoch mittiger liegen soll, sollten Sie das beheben.
Dieses Bedienfeld kann nicht nur in der Wellenformansicht verwendet werden, sondern auch in der Multitrack-Session für den Master-Kanal.
Es zeigt ganz genau, was los ist.
Es lohnt sich oft, die Balance zu überprüfen, wenn Sie Audiodateien bearbeitet haben.
So stellen Sie sicher, dass der Klang zentriert ist, ohne nach links oder rechts auszuschlagen.
Ich korrigiere das, indem ich einfach die Lautstärke des linken Kanals erhöhe, um zu kompensieren, dass auf dem rechten Kanal mehr Gewicht liegt.
Ich könnte genauso gut den rechten Kanal zurücknehmen.
Ich wähle den linken Kanal, indem ich mit der Maus darüberfahre und den Kanal auswähle.
Die Lautstärke erhöhe ich hier oben, z.
B. auf 3,5.
Hören wir rein.
Das war etwas zu viel.
Ich mache es rückgängig: Strg-Z bzw.
Befehl-Z.
Ich gebe für den linken Kanal 2,5 ein.
2,5.
Mal schauen, ob das funktioniert.
Immer noch etwas auf der linken Seite.
Ich könnte den Wert auf 2,3 setzen.
Aber Sie können die Korrektur schon erkennen.
Sie wissen nun, wofür Sie die Phasenanalyse nutzen können: für die Ermittlung von Phasenverschiebungen, ob aufgrund von Timing, Phasenumkehr oder Balance.
Und Sie wissen, wie Sie solche Probleme beheben können.
