Der Center-Kanal-Extractor ist ein leistungsstarker Effekt in Adobe Audition CC, mit dem man Gesang auf einer Spur dämpfen oder minimieren, manchmal sogar komplett entfernen kann.
Damit lassen sich Stimmen auch isolieren, um A-cappella-Tracks zu erstellen, die oft für Remixes, Mashups usw. verwendet werden.
Dabei hängt der Erfolg, den man mit dem Effekt erzielt, davon ab, wie der Original-Song abgemischt und aufgenommen wurde.
Die besten Resultate erzielen Sie mit Songs, deren Gesang im Center liegt.
Effekt „Center-Kanal-Extractor“ anwenden
Sie können den Effekt auf zwei Arten auf eine Spur anwenden.
Entweder fügen Sie ihn zum Effekte-Rack (Effects Rack) hinzu, indem Sie in diesem Bedienfeldmenü „Stereodarstellung > Center-Kanal-Extractor“ (Stereo Imagery > Center Channel Extractor) wählen.
Oder Sie navigieren zum Menü „Effekte“ (Effects) und wählen dort „Stereodarstellung > Center-Kanal-Extractor“.
Ich beginne hier mit einer der Standardeinstellungen.
Ich öffne das Menü „Vorgaben“ (Presets), indem ich auf den Pfeil nach unten klicke.
Im Vorgabenmenü sehen Sie die Option „Stimme entfernen“ (Vocal Remove) sowie einige meiner eigenen Vorgaben.
Eine weitere Option ist „Karaoke (Gesang 20dB leiser)“ (Karaoke (Drop Vocals 20dB)).
Ich beginne mit der Vorgabe „Stimme entfernen“.
Vorgabe „Stimme entfernen“ anwenden
Sie sorgt für die aggressivste Dämpfung des Center-Kanals.
Also los.
Zuerst werde ich den Effekt deaktivieren und den Song inklusive Gesang abspielen.
Dann aktiviere ich den Effekt, damit Sie hören, wie er sich auswirkt und wie das Entfernen des Gesangs aus dem Center-Kanal funktioniert.
Und los.
Wirklich erstaunlich.
Und das ist nur die Standardvorgabe.
An dieser Stelle ein paar Tipps: Dieser Effekt dämpft in erster Linie
Dämpfung anpassen
die Stimmen im Center-Kanal bei ca. 40 dB.
Falls zu viel entfernt wird, zum Beispiel Kick Drums, Snare Drums oder die Bassgitarre, die auch auf dem Center-Kanal liegen, können Sie hier die Dämpfung anpassen.
Wie gesagt: Diese spezielle Vorgabe geht ziemlich aggressiv vor, bringt aber die besten Resultate.
Frequenzbereich anpassen
Man kann auch den Frequenzbereich (Frequency Range) anpassen.
Wie ich erwähnt habe, ist oft der Bass auf dem Center-Kanal.
Wenn Sie für den Frequenzanfang 120 Hz wählen, was bei dieser Vorgabe die Standardeinstellung ist, oder vielleicht etwas mehr, entfernt der Effekt alle Frequenzen zwischen 120 Hz und – in diesem Fall – 20.000 Hz.
Bassfrequenzen und die Grundfrequenzen der meisten Bassfrequenzen liegen im Bereich 50 bis 70 Hz.
Der Bass wird also nicht beeinträchtigt, selbst wenn er im Center liegt.
Setzt man den Frequenzanfang auf 150 oder 180 Hz, bleibt mehr Bass erhalten, wenn der Gesang entfernt wird.
Ich passe nun Frequenzanfang und -ende an, damit Sie die Veränderungen am Sound erkennen, wenn ich Teile des Center-Kanals dämpfe.
Als ich den Wert herabgesetzt habe, auf unter 80 Hz etwa, verschwand der Bass langsam.
Er wurde aus dem Center entfernt.
Als ich den Frequenzanfang erhöht habe auf 120, 130 und dann 160 Hz, war der Bass noch da.
Kick Drums und Snare Drums waren noch hörbar.
Aber der Gesang war komplett weg.
So also wird Gesang entfernt.
Einstellungen für „Unterscheidung“
Weitere Möglichkeiten bietet die Registerkarte „Unterscheidung“ (Discrimination).
Hier haben Sie noch mehr Kontrolle über Übergänge und die Phasenunterscheidung (Phase Discrimination).
Damit können Sie einige Elemente beim Dämpfen bewahren.
Parameter, die ich meistens anpasse, sind „Phasenunterscheidung“ (Phase Discrimination) und „Crossover-Übergang“ (Crossover Bleed).
Natürlich muss man sich an die Einstellungen herantasten.
Experimentieren Sie einfach mit eigenen Dateien.
Hören wir uns das wieder kurz an.
Ich spule zurück bis zur Stelle vor dem Refrain.
Achten Sie darauf, wie sich die Änderung der Phasenunterscheidung auswirkt.
Angefangen habe ich bei 5 bzw.
6 Grad.
Ab 3,1 Grad war mehr von den Snare Drums zu hören, also etwas mehr von den Informationen links oder rechts vom Center.
Das ergibt einen schönen Karaoke-Track, und das war ja auch das Ziel.
Vorgabe „A cappella“ anwenden
Soweit zu den Grundlagen zum Entfernen von Stimmen.
Wie kann man umgekehrt Stimmen isolieren bzw. erhalten?
Dafür verwende ich die Vorgabe „A cappella“, die ich gleich mal auswähle.
Sie lässt den Center-Kanal bei null und dämpft stattdessen die Seitenkanäle.
Hier ist der Frequenzbereich sehr wichtig.
Im Moment bleibt alles erhalten, was zwischen 115 und 17.000 Hz liegt.
Denken Sie daran: Im Center sind zum Beispiel Akustikgitarren, Zimbeln oder viele hohe Töne und Obertöne von anderen Instrumenten, die in das Center übergehen.
Wenn ich das Frequenzende herabsetze, kann ich den Gesang stärker hervorheben.
Es kann auch andere Instrumente treffen, aber diese Nebenwirkungen sind unvermeidbar.
Für ein absolut sauberes und klares Ergebnis muss man die Originaldatei mit allen Spuren verwenden.
Hören Sie nun, was passiert, wenn ich diese Frequenzen reduziere und den Gesang etwas mehr isoliere.
Ich hebe dadurch auch den mittleren Bereich des Gesangs heraus.
Ich beginne wieder mit dem deaktivierten Effekt und aktiviere ihn dann, damit Sie die Veränderung hören können.
Wieder haben die Anpassung des Crossover-Übergangs (Crossover Bleed) um ein paar Prozent und die Änderung der Phasenunterscheidung (Phase Discrimination) um wenige Grad eine weitere Verfeinerung und stärkere Isolierung des Gesangs auf dem Center-Kanal bewirkt.
Es bleiben ein paar Übergänge von anderen Instrumenten und Elementen, und mit diesen zusätzlichen Einstellungen können Sie auch die weiter verfeinern.
Aber schon die schnelle Anwendung von Vorgaben des Center-Kanal-Extractor ermöglicht es, Stimmen auf dem Center-Kanal zu dämpfen und zu minimieren und dennoch den Stereo-Sound zu erhalten.
Außerdem können Sie, je nach Aufnahme, Stimmen erhalten oder isolieren, auf dem Center-Kanal, mit der Vorgabe „A cappella“.
Und das sind nur einige der fantastischen Möglichkeiten des Center-Kanal-Extractor von Adobe Audition CC.
