Lies unseren Leitfaden für Einsteiger in die Animation.
Claymation: Was ist das und wie funktioniert sie?
Wer kennt sie nicht: die knubbeligen Charaktere von TV-Klassikern wie „Wallace & Gromit“ oder „Shaun das Schaf“, die beide auch bereits gefeierte Auftritte auf der großen Kino-Leinwand hatten. Doch wie werden die liebevoll gestalteten Figuren zum Leben erweckt und welche Technik verbirgt sich dahinter? Wir erklären dir, was „Claymation“ genau bedeutet und wie du deinen ganz eigenen Knetfilm produzierst.
Claymation: Definition und Beispiele.
Bestimmt haben sich schon viele von uns beim Anschauen von Claymation-Klassikern wie „Wallace & Gromit“ und „Shaun das Schaf“ gefragt, wie die liebenswürdigen Charaktere eigentlich entstehen und mittels welcher Technik sie sich über den berühmten Bauernhof bewegen. Wir erklären dir wie Knetanimation funktioniert und wie die Technik eingesetzt wird.
Was haben Claymation und Stop-Motion miteinander zu tun?
Der Begriff „Claymation“ bezeichnet eine Animationstechnik mit beweglichen Knetfiguren – deswegen auch „Knetfigurentrick” genannt –, die mittels Stop-Motion-Technik “zum Leben erweckt“ werden. Dazu werden die Figuren, die meistens aus Plastilin (Knetgummi) geformt sind, in vielen Einzelbildern fotografiert. Jede fotografierte Szene unterscheidet sich leicht von der vorherigen. Dafür werden vor jeder Aufnahme die Knetfiguren bearbeitet und in eine minimal andere Pose gebracht. Die Einzelbilder werden anschließend zusammengefügt. Werden die Fotos dann schnell hintereinander abgespielt, entsteht der Eindruck von Bewegung.
Der Name „Claymation“ basiert dabei auf dem englischen Wort „Clay“, was mit „Ton“ oder „Lehm“ übersetzt werden kann, während der zweite Wortteil „Mation“ eine Abkürzung für „Animation“ ist. Heutzutage werden die Figuren jedoch oft mithilfe von Software nachbearbeitet und erhalten so erst am Computer ihren knubbeligen „Knet-Look“.
Claymation-Animationsfilme werden mithilfe der sogenannten Stop-Motion-Technik erstellt.
Der Knetfigurentrick: Einsatz und bekannte Filme.
Den Knetfigurentrick kennt man vor allem von Kinder- und Trickfilmen wie „Wallace & Gromit“ oder „Chicken Run – Hennen rennen“. Letzterer erzielte im Jahr 2000 mit 224 Millionen US-Dollar den höchsten Nettoumsatz aller Stop-Motion-Filme überhaupt und katapultierte das britische Filmstudio Aardman Animations – aus dessen Feder auch „Wallace & Gromit“ und „Shaun das Schaf“ stammt – zum Marktführer im Bereich Claymation.
Da der Prozess sehr aufwendig ist, nimmt die Produktion von Knetanimationen in Spielfilmlänge jedoch teilweise Monate oder sogar mehrere Jahre in Anspruch. Während in der Anfangszeit die Knetfiguren noch Handarbeit waren und man an einigen Stellen sogar noch Fingerabdrücke auf ihnen erkennen konnte, wurden insbesondere für Produktionen in Spielfilmlänge zunehmend neue, zeitsparendere Techniken wie Puppet Stop Motion u. a. eingesetzt – die den Charakteren leider aber auch etwas von ihrem ursprünglichen Charme nahmen. Oft werden heutzutage auch Mischtechniken verwendet, wo Teile der Figuren aus Plastik bestehen.
Die für Claymationfilme charakteristischen Figuren werden gewöhnlich aus Knete hergestellt.
Doch wie kam es überhaupt zu der Entstehung von „Shaun das Schaf“ & Co.?
Die Erfindung von Plastilin: Anfänge und Geschichte der Knetanimation.
Die Anfänge der Knetanimation gehen auf das späte 19. Jahrhundert und die Erfindung von Plastilin zurück. Die leicht formbare, langsam trocknende Modelliermasse wurde bereits in einigen Filmen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gedreht wurden, für Animationen eingesetzt. Da zu dem Zeitpunkt aber noch andere Animationstechniken bevorzugt wurden, war ihr Einsatz zunächst auf kürzere Sequenzen innerhalb von längeren Filmen beschränkt. Der erste, vollständig mit Knetfiguren gedrehte Film war „Long Live the Bull“ (1926) des chinesisch-amerikanischen Animators Joseph Sunn.
1955 hatte die beliebte, menschenähnliche Knetfigur Gumby ihren ersten Auftritt in der Kindersendung „The Gumby Show“. Modernere Claymation-Techniken kamen jedoch erst in den 1970er-Jahren auf. Als Vorreiter gilt der Animationskünstler Will Vinton. Mit seinem unverkennbaren, ikonischen Stil gilt er als Vater der modernen Knetanimation. Von ihm stammen die preisgekrönten Werbeanzeigen mit den „California Raisins“. Die singenden und tanzenden Rosinen waren fast ein Jahrzehnt lang die Stars in einer Reihe von TV-Werbespots für das Unternehmen Sun-Maid – und brachten während dieser Zeit vier Studioalben heraus.
1975 wurde die Oscar-prämierte Produktionsgesellschaft Aardman Animations gegründet. Das britische Studio arbeitete fast ausschließlich mit Knete und brachte mehrere Erfolgsschlager heraus – darunter die bereits erwähnten „Wallace & Gromit“, „Schaun das Schaf“ und „Chicken Run – Hennen rennen“.
Objekte, Menschen oder Tiere: Bei der Erstellung von Claymationfilmen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Verschiedene Arten der Knetanimation.
Doch Knetanimation ist nicht gleich Knetanimation. Innerhalb der Animationstechnik gibt es verschiedene Methoden und Techniken, die jeweils ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile mit sich bringen. Wir haben sie für dich im Überblick zusammengestellt:
Freiform: Bei dieser Methode gibt es für die Übergänge zwischen den Bewegungen der Figuren keinerlei Regeln. Dadurch können Bewegungen kreativer und willkürlicher ausfallen. Diese Variante eignet sich für Animationen, bei denen Figuren sich verwandeln oder unterschiedliche Formen annehmen.
„Clay Painting“: Für diese Technik wird die Knetmasse auf ein vorhandenes Bild aufgetragen, z. B. ein Porträtgemälde. Durch die Animation entsteht der Eindruck, dass das Gemälde zum Leben erwacht.
„Clay Melting“: Bei dieser Technik wird die Knetfigur mithilfe einer Wärmequelle geschmolzen. Der Schmelzprozess wird mit einer Zeitraffer-Kamera gefilmt. Der Zuschauer erhält das Gefühl, dass sich die Figur auflöst.
Strata-cut-Animation: Bei dieser Animationstechnik wird von einem Block Modelliermasse Bild für Bild eine Scheibe abgeschnitten, bis er die gewünschte Form erhält. Der Prozess ist recht langwierig und wird in der heutigen Animationsbranche kaum noch – wenn überhaupt – verwendet.
Wenn du selbst Knetfiguren zum Leben erwecken willst, fange am besten mit einfachen Bewegungsabläufen an.
Du bekommst gerade richtig Lust deine eigene Knetfilm-Animation zu erstellen? Wir verraten dir, was du dabei beachten musst.
Wie erstelle ich eine Clay-Motion?
Mit der richtigen Vorbereitung kannst du recht schnell mit der Erstellung deines ersten eigenen Knetfilms beginnen. Dir sollte im Vorfeld jedoch bewusst sein: Der eigentliche Dreh kann ziemlich aufwendig sein. Es lohnt sich deshalb, vorab etwas mehr Zeit in die Planung zu investieren. Die folgende Anleitung führt dich durch die wichtigsten Schritte der Claymation, auch Clay-Motion genannt:
1. Ein Storyboard oder eine Shotlist erstellen.
Auch wenn der Film oft nur wenige Minuten dauert, die Aufnahmen für einen Stop-Motion-Film ziehen sich oft über viele Stunden. Deshalb: Der effizienteste Ansatz beinhaltet umfassende Planung im Voraus. Erstelle ein Storyboard oder eine Shotlist für die Szenen deines Animationsfilms. So hast du stets den Überblick darüber, was als Nächstes kommt und wohin sich deine Figuren bewegen müssen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Im Storyboard kannst du deinen Figuren außerdem schon einmal vorab eine Form geben – ebenso wörtlich wie übertragen –, damit du weißt, wie deine Figuren am Ende aussehen sollen und was du dafür brauchst (welche Knet-Farben und Accessoires beispielsweise).
Ein Storyboard verschafft dir einen guten Überblick über die einzelnen Szenen deines Stop-Motion-Films.
2. Figuren gestalten.
Für die Gestaltung deiner Figuren wähle eine feste, aber geschmeidige Modelliermasse. Achte darauf, dass sie möglichst nicht schnell trocknet, damit du die Figuren vor jedem Take verändern kannst. Die Figuren für deinen ersten Film sollten außerdem nicht zu komplex sein. Beginne mit einfachen Formen. Zudem solltest du deine Figuren auf einer möglichst leicht zu reinigenden Unterlage (z. B. Tischset aus Plastik, Wachstischdecke, Lackfolie oder Schreibtischunterlage) bearbeiten. Neben deinen Händen als Werkzeug kannst du auch Modellierstäbe für feine Formen wie Augenhöhlen, Ohr- oder Mundöffnungen verwenden.
Figuren aus Knete lassen sich wunderbar mit den Händen gestalten. Für Details kannst du Modellierstäbe benutzen.
3. Die richtigen Hilfsmittel bereitlegen.
Neben einer Kamera und einem Stativ brauchst du außerdem folgende Dinge:
zusätzliche Knete für Korrekturen und neue Modelle
Hintergründe für deine Szenen
Lichter zur Beleuchtung deiner Figuren, um Tiefe und Schatten zu erzeugen
ein Tisch oder ein Brett, auf dem du deine Szene arrangieren kannst
Jetzt kannst du mit dem Szenen-Set-Up beginnen.
4. Die Szene einrichten.
Stelle Hintergrund und Kulisse zusammen. Wo ist deine Story angesiedelt? Spielt sie auf hoher See, wirkt es nicht glaubwürdig, wenn im Hintergrund der Aufnahme deine Schlafzimmerwand zu sehen ist. Eventuell möchtest du auch Teile der Kulisse aus Knetmasse modellieren.
5. Die Szenen aufnehmen.
Baue Kamera und Lichter auf. Probiere verschiedene Arrangements aus, bis du mit Ausgangsposition und Ausleuchtung deiner Figuren zufrieden bist. Kameravorgaben wie ISO-Wert und Blende solltest du fest einstellen, da automatische Korrekturen (etwa als Reaktion auf veränderte Lichtverhältnisse) dazu führen können, dass die einzelnen Bilder ein unterschiedliches Look-and-Feel haben.
Zuletzt ist zu bedenken, dass bei Knetanimationen eine niedrigere Frame-Rate verwendet wird als bei herkömmlichen Filmen. Die genaue Rate hängt davon ab, wie flüssig das Ergebnis wirken soll. Als Faustregel solltest du einen Wert zwischen 12 und 24 fps (Frames pro Sekunde) wählen.
6. Einzelbilder fotografieren.
Stop-Motion-Filme werden aufgenommen, indem du vor jeder neuen Aufnahme die Posen deiner Figuren anpasst. Achte jedoch darauf, nur kleine Positions-Änderungen an deinen Figuren vorzunehmen. Dadurch entsteht nach dem Zusammenfügen in der Postproduktion ein deutlich flüssigerer Bewegungsablauf.
Im Anschluss führst du deine Bilder in einem Bildbearbeitungsprogramm wie beispielsweise Adobe Photoshop zusammen. Mit Photoshop kannst du außerdem Korrekturen an deinen Bildern vornehmen, wie die Farbe anpassen, Hintergründe tauschen oder Montagen erstellen.
Um den Eindruck einer möglichst flüssigen Bewegung zu erzeugen, solltest du die Posen deiner Figuren vor jeder neuen Aufnahme nur ganz leicht verändern.
7. Postproduktion.
In der Postproduktion fügst du deine Aufnahmen zu einem Film zusammen. Neben Photoshop gibt es zahlreiche weitere Videoprogramme wie beispielsweise Adobe Premiere Pro, mit denen du die einzelnen Bilder bearbeiten und zu einer fortlaufenden Story schneiden kannst. Mit einem Programm wie Adobe After Effects kannst du wiederum Intros und Übergange gestalten und so deinem Animations-Film den letzten Feinschliff geben.
Vermutlich wirst du mit deinem ersten Versuch nicht unbedingt gleich für einen Oscar nominiert. Bei Knetfilmen gilt mehr als sonst, dass Übung den Meister macht. Doch schon nach kurzer Zeit wirst du ein Gefühl dafür bekommen, wie du deine Figuren am besten zwischen den Takes bewegst, um nahtlose Übergänge zu erhalten.
Figuren mit Adobe Character Animator gestalten.
Du willst erst mal testen, ob dir das Erstellen von Animationsfilmen überhaupt taugt und willst dafür nicht viele Stunden in die Vorbereitung und Gestaltung deiner Figuren stecken? Dann kannst du mit Adobe Character Animator deine Figuren direkt am Computer gestalten – auch in der typischen Knet-Optik. Mit dem Marionettenersteller (Puppet Maker) kannst du in Character Animator verschiedene Merkmale mit nur wenigen Klicks anpassen. Oder lasse deine Figuren durch einfache Frame-für-Frame-Animationen in Adobe Animate blinzeln, sprechen und laufen.
Mit Adobe Character Animator lassen sich Figuren in Knetoptik auch virtuell am Computer erstellen.
Häufig gestellte Fragen.
Wer hat die Knetanimation erfunden?
Will Vinton, der Erfinder der berühmten „California Raisins“ aus den 1980er-Jahren, gilt als Vater der modernen Stop-Motion- und Claymation-Technik. Für „Closed Mondays“ erhielt Vinton 1975 den Oscar für den besten animierten Kurzfilm. Die Anfänge der Knetanimation lassen sich allerdings bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückverfolgen. Den ersten vollständig animierten Film mit Knetfiguren produzierte der chinesisch-amerikanische Animator Joseph Sunn im Jahr 1926.
Welche Modelliermasse eignet sich am besten für einen Animationsfilm?
Die am häufigsten verwendete Modelliermasse ist Plastalina von Van Aken International. Sie ist wachs- statt ölbasiert und damit sehr geschmeidig.
Kann ich auch herkömmliche Spielknete für einen Claymation-Film verwenden?
Spielknete kann für lustige Claymation-Projekte mit Kindern und jüngeren Familienmitgliedern verwendet werden. Allerdings trocknet sie schnell, sodass nicht viel Zeit zum Modellieren zwischen den einzelnen Szenen bleibt.
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