[Inhalt: [Problem kurzer Verschlusszeiten – Pixel-Bewegungsunschärfe – Verschlusswinkel – Verschlussmuster – Vektordetail – Alte Methode mit Zeitverkrümmung] Eine weitere praktische Neuerung in After Effects ist die Möglichkeit, bereits erfasstes oder gerendertes Footage mit Bewegungsunschärfe zu versehen.
Hier ist die Aufnahme eines Kolibris.
Sie wurde mit einer Canon 5D gemacht, allerdings war die Verschlusszeit mit einer 300stel-Sekunde zu kurz.
Besser wäre eine 50stel- oder 60stel-Sekunde gewesen, um einen bewegungsbedingt verschwommen Film-Look zu erhalten.
Hier wirken die Flatterbewegungen etwas abgehakt und für das Auge des Betrachters eher irritierend.
Ich durchlaufe kurz die einzelnen Frames.
Wenn ich in der Zeitleiste die Bild-nach-oben- und Bild-nach-unten-Tasten drücke, ist gut zu erkennen, dass sich die Flügel von Frame zu Frame sehr viel bewegen.
Manchmal ist das Bild klar, manchmal ist es verschwommen.
Dadurch entsteht dieses unharmonische Gesamtbild bei der Wiedergabe.
Ich wähle nun eine Stelle, wo der Kolibri eine bestimmte Bewegung macht, z.
B. hier, wo er den Futterspender anpeilt.
Um diese Bewegung weicher wirken zu lassen, können Sie den brandneuen Effekt „Pixel-Bewegungsunschärfe“ (Pixel Motion Blur) verwenden.
Ich kann mir nie merken, zu welcher Kategorie er gehört.
Also suche ich ihn einfach im Fenster „Effekteinstellungen“ (Effects Control).
Hier ist er – unter „Zeit“ (Time) und nicht „Weichzeichnen“ (Blur).
Diesen Effekt füge ich zu meiner Ebene hinzu.
Der Kolibri wird damit ein wenig verzerrt.
Der Effekt verleiht dem Bild eine natürliche Unschärfe.
Mit der Bild-nach-oben-Taste wechsle ich zum vorherigen Frame, mit der Bild-nach-unten-Taste zum nächsten Frame.
Die Bewegung wirkt durch den Unschärfeeffekt viel flüssiger, während der Kolibri auf den Futterspender zusteuert.
Wenn die Kopfbewegung anhält, ist ein Teil des Vogels wieder scharf.
Sehen wir uns eine RAM-Vorschau davon an.
Wie Sie sehen, handelt es sich nicht unbedingt um den schnellsten Effekt.
Wenden Sie den Effekt also nicht auf das gesamte Footage an, sondern nur dort, wo Sie ihn brauchen.
Sobald ich das Ganze mit normaler Geschwindigkeit abspiele – ich springe gleich noch vor –, ist das Endergebnis viel gleichmäßiger.
Ich spiele also das Footage mit dem neuen Effekt bei normaler Geschwindigkeit ab.
Wie Sie sehen, ist die Aufnahme viel flüssiger und angenehmer zu betrachten.
Ich könnte sogar noch mehr Bewegungsunschärfe anwenden, um den Effekt zu verstärken.
Nur zur Information: Das Rendern dieses 7-Sekunden-Clips hat mehrere Minuten gedauert.
Der Effekt erfordert also, wie gesagt, ein wenig Geduld, kann Footage aber deutlich harmonischer wirken lassen.
Als Nächstes sehen wir uns die Parameter der Pixel-Bewegungsunschärfe an.
Die sind ziemlich unkompliziert.
Für „Verschlusswinkel“ (Shutter Angle) wird 180 Grad für den typischen Film-Look einer Filmkamera mit halboffener Blende verwendet.
Um die Unschärfe zu erhöhen, können Sie auch besonders hohe Werte eingeben.
Mit 720 z.
B. wird ein sehr verschwommenes Bild erzeugt.
Ich nehme wieder 180 für den Film-Look.
Mit „Verschlussmuster“ (Shutter Samples) wird die Anzahl der Zwischenbilder festgelegt, die After Effects zur Weichzeichnung dieses Bilds erstellt.
Wenn ich den Wert auf 2 reduziere, sehe ich viel mehr Ghosting (Geisterbilder) und mehr Artefakte beim Versuch, den Kolibri weichzuzeichnen.
Das sieht nicht so gut aus.
Vor allem hier ist ein Geisterbild während der Vorwärtsbewegung zu erkennen.
Mit einem höheren Wert sieht das Ganze gleichmäßiger aus.
Ich könnte sogar einen noch höheren Wert verwenden.
Wenn der Clip immer noch ungleichmäßig ist, erhöhen Sie den Wert.
Beachten Sie jedoch, dass die Rendering-Zeit mit der Anzahl der Muster zunimmt.
Die letzte Option ist „Vektordetail“ (Vector Detail).
Dieser Wert wird abgeleitet von der Zeitverkrümmung und Pixelbewegung von After Effects für den sogenannten „optischen Fluss“.
Dabei wird berechnet, wo Pixel aus dem vorherigen und dem nächsten Frame an Zwischenpunkten im Zeitverlauf wären.
Je höher dieser Wert ist, desto mehr Pixel werden berücksichtigt.
Nehmen wir an, ich möchte einige Verzerrungen korrigieren.
Ich nehme einen Frame von einem früheren Zeitpunkt, wo der Kolibri etwas verzerrt aussieht.
Hier, wo er den Futterspender zum ersten Mal ansteuert.
Hier ist ein Schatten des Flügels zu sehen.
Ich kann nun den Wert für „Vektordetail“ (Vector Detail) erhöhen, damit das Bild sauberer gerendert wird.
Auch dieser Parameter sollte nicht blind erhöht werden, um den Effekt zu testen, weil das Rendering länger dauern würde und weil dadurch Artefakte entstehen könnten.
Diese Stelle wurde bereinigt, zum Rendern des einzelnen Frames.
Mit dem Standardwert hingegen sieht das Ganze etwas verzerrt aus.
Diese Korrekturen sollten Sie nun bei normaler Geschwindigkeit überprüfen anstatt in den einzelnen Frames.
Oft sind kleinere Schönheitsfehler in einzelnen Frames in einem flüssigen Bewegungsablauf völlig unauffällig.
Die Pixel-Bewegungsunschärfe ist allerdings kein ganz neuer Effekt.
Es gibt bereits Lösungen von Drittanbietern.
Und es gab schon früher eine Lösung in After Effects.
Wählen Sie „Effekt > Zeit > Zeitverkrümmung“ (Effect > Time > Timewarp), ändern Sie die Geschwindigkeit in 100 Prozent, aktivieren Sie „Bewegungsunschärfe“ (Motion Blur), und ändern Sie die „Verschlusssteuerung“ (Shutter Control) von „Automatisch“ (Automatic) in „Manuell“ (Manual).
Damit erzielen Sie einen ähnlichen Effekt wie mit „Pixel-Bewegungsunschärfe“ (Pixel Motion Blur).
Das Praktische an der Pixel-Bewegungsunschärfe ist, dass es sich um einen einzigen, einfachen Effekt handelt, der nicht erst manuell definiert werden muss so wie hier.
Das war eine weitere Möglichkeit zur Rettung von ungünstig aufgenommenem Footage in After Effects.
[Nächstes Video: Ausrichtung von Ebenen – Ausrichtungsverhalten in vorheriger Komposition – Bedienfeld „Ausrichten“ – Ausrichtung in 2D – Ausrichtung in 3D – Ausrichtungsmodus aktivieren/deaktivieren]
