Ein Leitfaden für wissenschaftliche Manuskripte:
Von der Idee zur Publikation

ZUM ABSCHNITT SPRINGEN
Was ist ein Manuskript einer wissenschaftlichen Arbeit?
Unterschied zwischen Manuskript, Publikation und anderen Dokumenten
So strukturierst du ein wissenschaftliches Manuskript
Anforderungen an wissenschaftliche Manuskripte
Schritt für Schritt zum perfekten Manuskript
Ein wissenschaftliches Manuskript dient nicht nur dazu, Forschungsergebnisse zu dokumentieren, sondern auch, diese der akademischen Gemeinschaft zugänglich zu machen. Die Qualität deines Manuskripts entscheidet maßgeblich darüber, wie gut die eigene Forschung wahrgenommen wird und ob sie als Paper in einer Fachzeitschrift publiziert wird. Dieser Artikel beantwortet dir folgende Fragen:
- Was ist ein Manuskript?
- Worin unterscheidet sich ein Manuskript von anderen Dokumenten?
- Wie wird ein wissenschaftliches Manuskript strukturiert?
- Welche Anforderungen gelten an wissenschaftliche Manuskripte?
- Was geschieht nach der Einreichung eines wissenschaftlichen Manuskripts?
Was ist ein Manuskript einer wissenschaftlichen Arbeit?
Ein Manuskript bezeichnet im wissenschaftlichen Kontext ein unveröffentlichtes Dokument, das die Ergebnisse von Forschungsarbeiten (z. B. einer Dissertation), wissenschaftlichen Studien oder akademischen Projekten zusammenfasst. Es dient als Vorlage für die Veröffentlichung in Fachzeitschriften, Sammelwerken oder anderen wissenschaftlichen Publikationen. Dabei kann es sich um Entwürfe handeln, die noch überarbeitet werden, oder um fertige Texte, die zur Begutachtung eingereicht werden bzw. wurden.
Das Manuskript bildet die Brücke zwischen der eigentlichen Forschungsarbeit und der Verbreitung der Erkenntnisse als wissenschaftlicher Artikel. Es ist ein vorläufiges Dokument, das inhaltlich und formal bestimmte Standards erfüllen muss, um in einem wissenschaftlichen Kontext bestehen zu können. Gleichzeitig bietet es Raum für Diskussionen und Feedback, bevor es endgültig publiziert wird.
Unterschied zwischen Manuskript, Publikation und anderen Dokumenten
Der Begriff „Manuskript“ unterscheidet sich klar von anderen Arten wissenschaftlicher Dokumente.
Manuskript vs. Publikation
Ein Manuskript ist ein unveröffentlichter Text, der in der Regel noch im Entwurfsstadium ist oder sich in der Begutachtungsphase (Reviewphase) befindet. Erst nach Annahme durch eine Fachzeitschrift oder einen Verlag bzw. die Präsentation auf einer Konferenz und die Aufnahme in die Konferenzdokumentation und gegebenenfalls einer Überarbeitung wird das Manuskript zu einer Publikation. Die Publikation ist die finale, veröffentlichte Version, die für ein breiteres Publikum zugänglich ist.
Manuskript vs. Abschlussarbeiten
Bachelorarbeiten und Masterarbeiten sind zwar wissenschaftliche Arbeiten, unterscheiden sich jedoch in ihrem primären Zweck von einem Manuskript. Während Abschlussarbeiten häufig der Erfüllung von Studienanforderungen dienen, ist ein Manuskript in der Regel auf die Veröffentlichung und den darauf aufbauenden wissenschaftlichen Diskurs ausgerichtet.
Manuskript vs. Forschungsberichte
Forschungsberichte sind in der Regel interne Dokumente, die Ergebnisse für ein spezifisches Publikum zusammenfassen, wie z. B. Förderinstitutionen oder Unternehmen. Manuskripte hingegen richten sich häufig an ein breiteres wissenschaftliches – fachinteressiertes – Publikum.
Manuskript vs. Vortragsskripte
Vortragsskripte werden normalerweise für mündliche Präsentationen erstellt und sind weniger formell als Manuskripte. Sie enthalten in der Regel nicht alle Daten, Analysen und Verweise, die in einem Manuskript enthalten sind.
So strukturierst du ein wissenschaftliches Manuskript
Ein wissenschaftliches Manuskript folgt einer klar definierten Struktur, die Leser*innen durch den Inhalt führt. Durch eine Gliederung stellst du zudem sicher, dass alle wesentlichen Elemente einer wissenschaftlichen Arbeit enthalten sind. Beachte dabei, dass die nachfolgend genannten Inhalte immer abhängig sind von den Vorgaben des Journals oder der Konferenz.
- Titelblatt und Abstract
Das Titelblatt enthält den Titel der Arbeit, deinen Namen, die Institution, das Abgabedatum und dein*e Betreuer*in.
Der Abstract ist eine kurze Zusammenfassung deiner Arbeit, die sich im Regelfall auf maximal 200 bis 300 Wörter beschränkt. Er sollte Forschungsfrage, Methodik, Ergebnisse und zentrale Erkenntnisse prägnant darstellen. Der Abstract dient dazu, potenziellen Leser*innen einen schnellen Überblick zu geben.
- Einleitung und Problemstellung
Die Einleitung führt in das Thema ein. Sie beschreibt den Forschungsstand und die Relevanz der Fragestellung. Sie endet in der Regel mit der Formulierung der Forschungsfrage oder Hypothese.
Die Problemstellung erläutert, welches wissenschaftliche oder praktische Problem die Arbeit adressiert. Sie legt den theoretischen und praktischen Kontext der Forschung dar.
- Methodik
Der Methodik-Abschnitt beschreibt detailliert, wie du die Forschung durchgeführt hast. Hierbei wird das gewählte Forschungsdesign – sei es experimentell, qualitativ oder quantitativ – ebenso erläutert wie die verwendeten Datenerhebungsmethoden. Das können beispielsweise Interviews, Umfragen oder Experimente sein.
Auch die Analyseverfahren, mit denen die gesammelten Daten ausgewertet wurden, finden in diesem Abschnitt ihren Platz. Ein zentraler Aspekt der Methodik ist die Nachvollziehbarkeit: Jeden Schritt solltest du so klar beschreiben, dass andere Forscher*innen die Studie reproduzieren können. Alle verwendeten Materialien, Tools oder Softwarelösungen solltest du hier ebenfalls aufführen.
- Ergebnis
Im Anschluss daran werden die Ergebnisse der Studie dargestellt. Dieser Abschnitt präsentiert die zentralen Erkenntnisse, die aus der Datenanalyse hervorgegangen sind, ohne sie zu interpretieren. Die Darstellung erfolgt in übersichtlicher Form, häufig unter Verwendung von Tabellen, Diagrammen oder anderen Visualisierungen, die komplexe Daten verständlich aufbereiten.
- Diskussion
Im Diskussionsteil setzt du dich mit den präsentierten Ergebnissen auseinander. Sie werden im Kontext der Forschungsfrage interpretiert und mit bestehenden Studien verglichen. Dabei zeigst du auf, wie die Ergebnisse zur Beantwortung der Forschungsfrage beitragen und welche Implikationen sie für das jeweilige Fachgebiet haben. Zudem reflektierst du mögliche Schwächen der Studie und deren Auswirkungen auf die Ergebnisse. Dieser Abschnitt schließt häufig mit Empfehlungen für weiterführende Forschung, um verbleibende Fragen zu klären.
- Fazit und Ausblick
Das Fazit fasst die zentralen Erkenntnisse deiner Arbeit zusammen und gibt eine abschließende Antwort auf die Forschungsfrage. Darüber hinaus gibst du einen Ausblick auf mögliche praktische Anwendungen oder weiterführende Untersuchungen, die auf den Ergebnissen aufbauen könnten.
- Literaturverzeichnis
Ein wichtiger Bestandteil jedes wissenschaftlichen Manuskripts ist das Literaturverzeichnis. Es listet alle im Text zitierten Quellen in einer klaren und einheitlichen Form auf. Die Wahl der Zitierweise hängt von den Vorgaben der jeweiligen Fachrichtung oder des Publikationsorgans ab. Das Literaturverzeichnis trägt zur Transparenz und Überprüfbarkeit der Arbeit bei und zeigt, auf welche Grundlagen du deine Forschung aufbaust.
- Anhänge
Im Anhang werden ergänzende Materialien aufgeführt, die für das Verständnis der Arbeit relevant, aber nicht zentral für den Haupttext sind. Dies können z. B. Fragebögen, Rohdaten oder detaillierte Tabellen sein. Der Anhang ermöglicht es, den Lesefluss des Haupttextes nicht zu stören und gleichzeitig interessierten Leser*innen den Zugang zu diesen Informationen zu ermöglichen.
Anforderungen an wissenschaftliche Manuskripte
Ein wissenschaftliches Manuskript muss hohen inhaltlichen und formalen Anforderungen genügen, um von der wissenschaftlichen Gemeinschaft akzeptiert zu werden. Diese Anforderungen betreffen den Sprachstil, die formale Gestaltung sowie die korrekte Verwendung und Darstellung von Quellen. Durch die Einhaltung dieser Standards stellst du sicher, dass das Manuskript als seriös und wissenschaftlich fundiert wahrgenommen wird.
Sprachstil und wissenschaftliche Präzision
Der Sprachstil eines Manuskripts für eine Forschungsarbeit zeichnet sich durch Klarheit, Sachlichkeit und Präzision aus. Unnötige Ausschmückungen oder umgangssprachliche Ausdrücke solltest du vermeiden. Stattdessen steht eine präzise und sachliche Formulierung im Vordergrund, die den Inhalt unmissverständlich vermittelt. Wissenschaftliches Schreiben ist zudem faktenbasiert, d. h. alle Aussagen müssen durch Daten, Literatur oder fundierte Argumente belegt werden. Vermeide Werturteile oder persönliche Meinungen, es sei denn, sie werden ausdrücklich durch wissenschaftliche Belege gestützt. Im Regelfall erfolgt die Publikation in englischer Sprache, daher wird auch verlangt, dass die Manuskripte auf Englisch erstellt werden.
Formatierung
Die äußere Gestaltung und das korrekte Formatieren eines wissenschaftlichen Manuskripts ist ein weiteres zentrales Kriterium. Viele Institutionen oder Verlage geben spezifische Richtlinien vor, die strikt eingehalten werden müssen. Nachfolgend werden grundlegende Vorgaben aufgezeigt, die häufig gelten.
Schriftart, Schriftgröße und Seitenanzahl
- Schriftart: Verwende Standardschriften wie Times New Roman oder Arial.
- Schriftgröße: Die Schriftgröße sollte 11 oder 12 Punkt entsprechen.
- Zeilenabstand: In der Regel wird 1,5-fach oder – häufiger – doppelter Zeilenabstand verwendet.
- Seitenränder: Oben und unten sollte der Seitenrand 2,5 cm betragen, links 3-4 cm und rechts 2-2,5 cm. Die genauen Vorgaben für Seitenränder variieren je nach Institution oder Verlag, informiere dich daher vorher über die korrekte Formatierung.
- Seitennummerierung: Die Nummerierung der Seiten erfolgt üblicherweise mittig oder rechts unten.
- Seitenanzahl: Im Regelfall liegt die Seitenanzahl inklusive Abbildungen und Tabellen bei maximal 40 Seiten. Dabei werden in einem Manuskript die Tabellen und Abbildungen häufig erst nach dem Fließtext gesetzt. Im Text selbst erfolgt dann nur ein Verweis auf die Abbildungen und Tabellen mit dem Hinweis „Input Table X here“ oder „Input Figure Y here“.
Zitierweisen und Quellenangaben
Ein wissenschaftliches Manuskript basiert auf der korrekten und vollständigen Verwendung von Quellen. Jede im Text verwendete Information, die nicht zum Allgemeinwissen gehört oder nicht aus der eigenen Forschung stammt, muss durch eine Quellenangabe belegt werden. Hierfür gibt es verschiedene Zitierweisen wie:
Welche Methode du zur Zitation verwendest, hängt von den Vorgaben der Institution, der Konferenz oder des Journals ab. Neben der Konsistenz in der Zitierweise ist es entscheidend, dass alle Quellen im Literaturverzeichnis vollständig und korrekt angegeben werden.
Achtung: Fehlerhafte oder unvollständige Quellenangaben können die Glaubwürdigkeit des Manuskripts erheblich beeinträchtigen und sogar Plagiatsvorwürfe nach sich ziehen. Vermeide Plagiate, indem du deine Quellen gewissenhaft angibst.
Publikationsprozess: Der Weg zur Veröffentlichung
Nachdem du dein wissenschaftliches Manuskript sorgfältig ausgearbeitet hast, folgt die Einreichung und Begutachtung. In diesem Schritt wird entschieden, ob dein Manuskript in einer wissenschaftlichen Zeitschrift, auf einer Konferenz oder einer anderen Publikation veröffentlicht wird. Der Weg des Publizierens kann anspruchsvoll sein: Die Einreichung erfordert nicht nur die Erfüllung formaler Anforderungen, sondern auch die Bereitschaft, sich einem oft intensiven Begutachtungsprozess zu stellen. Dieser Reviewprozess kann mehrere Monate in Anspruch nehmen und erfolgt anonym. Daher ist es auch wichtig, dass die Einreichung der Dokumente ohne jegliche persönliche Informationen erfolgt bzw. der Text keinerlei Autor*innenangaben enthalten darf.
Anforderungen bei der Abgabe
Vor der Einreichung eines Manuskripts ist es wichtig, sich mit den Richtlinien der Zielpublikation vertraut zu machen. Jede Zeitschrift oder Institution bzw. jede Konferenz stellt spezifische Anforderungen an den Umfang, die Formatierung, die Zitierweise und die Struktur des Manuskripts. Dazu gehören Anforderungen an Schriftgröße, Zeilenabstand, Dateiformate und die Gestaltung von Tabellen und Abbildungen. Viele Journals verlangen außerdem die Einreichung eines Deckblatts, das den Titel der Arbeit, die Autor*innennamen und deren institutionelle Zugehörigkeit enthält. Dabei ist darauf zu achten, dass der Autor*innennamen im Reviewprozess abgetrennt wird, was entweder im Rahmen der Einreichung erfolgt oder bereits vorher durch den*die Autor*in realisiert werden muss.
Einige Verlage verlangen zusätzlich ein Anschreiben, in dem die Relevanz der Studie für das jeweilige Journal erläutert wird. Darin sollten die wichtigsten Ergebnisse hervorgehoben und mögliche Gutachter*innen vorgeschlagen werden. Eine unvollständige oder fehlerhafte Einreichung kann dazu führen, dass das Manuskript ohne inhaltliche Prüfung abgelehnt wird. Oftmals wird auch verlangt, dass das Abstract separat eingereicht wird. Die Einreichungen erfolgen dabei im Regelfall über separate Plattformen im Internet.
Der Peer-Review-Prozess
Nach erfolgreicher Einreichung wird das Manuskript in der Regel einem Peer-Review-Verfahren unterzogen. Dabei wird es von unabhängigen Gutachter*innen geprüft, die Expert*innen auf dem jeweiligen Gebiet sind. Ziel ist es, die wissenschaftliche Qualität, Originalität und Relevanz der Arbeit zu beurteilen.
Die Gutachter*innen bewerten verschiedene Aspekte des Manuskripts, darunter:
- Klarheit der Forschungsfrage
- Methodik
- Qualität der Datenanalyse
- Nachvollziehbarkeit der Schlussfolgerung
Peer Review kann in verschiedenen Formen durchgeführt werden: offen, doppelblind oder einfach blind. Der Regelfall ist die erwähnte blinde Bewertung.
Bei einer offenen Begutachtung sind die Identitäten von Autor*innen und Gutachter*innen bekannt, während bei einer doppelblinden Begutachtung beide anonym bleiben. Bei einer einfach blinden Begutachtung sind nur die Gutachter*innen anonym.
Umgang mit Feedback und Revisionen
Nach Abschluss des Peer Reviews erhältst du in der Regel einen Bericht, der das Manuskript entweder akzeptiert, ablehnt oder eine Überarbeitung vorschlägt. Im letzteren Fall ist es entscheidend, das Feedback der Gutachter*innen sorgfältig zu analysieren und die empfohlenen Änderungen gewissenhaft umzusetzen.
In der Überarbeitung solltest du nicht nur auf die Kritikpunkte eingehen, sondern auch die Qualität und Präzision des Manuskripts weiter verbessern. Oft wird erwartet, dass du eine Antwort auf die Gutachter*innenkommentare verfasst, in der du erklärst, wie du die vorgeschlagenen Änderungen umgesetzt hast oder warum du bestimmte Kritikpunkte nicht berücksichtigen konntest. Dieser Prozess kann mehrere Runden umfassen, bis das Manuskript schließlich akzeptiert wird.
Marcus Wittkamp, wissenschaftlicher Autor und Lektor
Der Weg zum wertvollen wissenschaftlichen Beitrag
Der Schreibprozess hinter der Manuskripterstellung ist anspruchsvoll. Er erfordert Geduld, Disziplin und Sorgfalt. Doch der Aufwand lohnt sich: Ein gut ausgearbeitetes Manuskript legt den Grundstein für die Verbreitung neuer Erkenntnisse und die aktive Teilnahme am wissenschaftlichen Diskurs. Mit professioneller Herangehensweise und durchdachtem Vorgehen kann jedes Manuskript zu einem wertvollen Beitrag für die Forschungsgemeinschaft werden.