Ein Leitfaden für Gewitterfotografie.
Lerne, wie du Blitze fotografierst und beim Aufnehmen von Gewittern für die eigene Sicherheit sorgst. Erfahre, welche Einstellungen und Werkzeuge für Bilder von Gewittern und anderen Wetterextremen am besten geeignet sind.
Foto von Jason Weingart
Jagdfieber.
Blitze, Gewitter und Stürme sind unberechenbar; das macht sie zu einem verlockenden fotografischen Motiv. Atemberaubende Bilder von Blitzschlägen und einzigartige Fotos von Stürmen faszinieren den Betrachter und helfen auch bei der Erforschung von Wetterphänomenen. „Blitze sind immer einzigartig“, so Fotograf Nick Ulivieri. „Diese Entladungen der Naturgewalten faszinieren uns – und sie einzufangen, ist ein besonderer Nervenkitzel.“ Sturmjäger und Fotograf Jason Weingart hat schon Anomalien wie Elmsfeuer auf Film bannen können. „Man weiß nie, ob man vielleicht Zeuge eines seltenen Phänomens wird“, sagt er. Bevor du aber loslegst, solltest du dir Zeit nehmen, um dich genau zu informieren, damit du dich nicht in Gefahr begibst, wenn du das perfekte Foto schießt.
Sicherheit ist bei der Gewitterfotografie das A und O.
Bei Blitz- und Gewitteraufnahmen hat die eigene Sicherheit oberste Priorität. „Wenn man den Donner hören kann, besteht die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden“, warnt Wetter- und Umweltfotograf Jim Reed. „In manchen Fällen hört man den Donner noch nicht einmal.“
Fotografiere von einem sicheren Ort aus.
Rüste deine Kamera mit einem Fernauslöser oder einem Blitzauslöser-Sensor aus. So kannst du aus deinem Auto oder einem Gebäude heraus fotografieren. Auch wenn Autos ziemlich sicher sind, „ist man niemals zu 100 % sicher, es sei denn, man ist in einem Gebäude und berührt keine Gegenstände, die mit der Stromversorgung oder den Wasserleitungen verbunden sind“, gibt Weingart zu bedenken.
Suche niemals Schutz unter Bäumen.
Wenn es sich nicht vermeiden lässt, draußen zu sein, bleibe weit entfernt von den höchsten Objekten im Umkreis. Stelle dich nicht unter Bäume oder Hochspannungsleitungen. Wird ein Baum in der Nähe getroffen, kann der Stromstoß bis zu dir fließen. Oder der Baum könnte explodieren. Falls du kein Gebäude mehr erreichen kannst, gehe in die Hocke und stelle dich auf die Zehenspitzen. Es geht darum, sich so klein wie möglich zu machen und gleichzeitig den Bodenkontakt zu minimieren.
Prüfe das Wetterradar, und sei wachsam.
Radar-Apps wie RadarScope oder RadarOmega helfen nicht nur beim Finden von Gewittern, sondern sind auch für deine Sicherheit sehr wertvoll. Behalte das Sturmgebiet im Auge. Überprüfe deine Mobile App regelmäßig auf Änderungen der Geschwindigkeit und Richtung. Wenn du im Auto bist, plane vorausschauend, wo du am Straßenrand halten kannst. Setze niemals die eigene Sicherheit für ein Foto aufs Spiel.
Halte ausreichend Abstand zum Sturm.
Finde einen guten Standort für deine Aufnahmen in 8 bis 30 Kilometer Entfernung zum Gewitter. Das ist ein sicherer Abstand und kann sogar spannendere Aufnahmen ermöglichen. „Oft ist eine Gesamtsicht auf das Gewitter mit Lichtblitzen und in voller Größe sogar viel schöner, als wenn man direkt darunter steht und die Blitze in nur 1 Kilometer Entfernung zucken“, erklärt Weingart.
Finde den richtigen Blickpunkt, und sei geduldig.
Mit einer Radar-App und der Website eines Wetterdienstes findest du heraus, aus welcher Richtung das Gewitter kommt. So kannst du einen Aufnahmeort finden, der eine gute Bildkomposition ermöglicht. „Ich versuche, einen sicheren Ort zu finden, von dem aus die Stadt zwischen mir und dem Gewitter liegt. So kann ich die gesamte Situation beobachten, während sich der Sturm nähert“, sagt Ulivieri. Bilder von Blitzschlägen werden noch interessanter, wenn du einen sicheren Ort auf einer Anhöhe findest, von dem aus du Aufnahmen machen kannst.
Achte auf die richtige Ausrüstung und die richtigen Einstellungen für Blitzaufnahmen.
Stabiles Stativ mit Fernauslöser.
Ein Stativ ist notwendig, um bei Aufnahmen von Blitzen Unschärfen und Verwacklungen zu vermeiden, insbesondere wenn du mit längeren Belichtungszeiten und langer Verschlusszeit arbeitest. Investiere also in ein stabiles Stativ, bevor du ein Gewitter fotografierst. Auch ein Fernauslöser ist sinnvoll. So musst du den Auslöseknopf gar nicht berühren, was das Verwacklungsrisiko weiter vermindert.
Blitzauslöser oder Intervalometer.
Bei Gewittern am Tag braucht man kürzere Belichtungszeiten und eine geringe Blendenöffnung, damit das Bild nicht überbelichtet wird. Ein Blitzauslöser ist hier hilfreich, da er den Verschluss auslöst, sobald der Sensor einen Blitzschlag registriert, sodass die Belichtungszeit sehr kurz ist. Bei Dunkelheit solltest du mit wiederholten Aufnahmen mit längerer Belichtung mittels Intervalometer experimentieren. Diese Geräte betätigen den Auslöser der Kamera in regelmäßigen Intervallen.
Weitwinkelobjektiv und Regenschutz für deine Ausrüstung.
Mit einem Weitwinkelobjektiv kannst du die gesamte Ausdehnung eines Gewitters mit einer Aufnahme erfassen – allerdings solltest du deine Ausrüstung schützen. Selbst wenn du kilometerweit vom Sturm entfernt bist, gibt es eventuell Niederschläge. Positioniere die Kamera unter einer Markise, oder fotografiere aus deinem Fahrzeug heraus, um trocken zu bleiben.
Kameraeinstellungen für Blitzaufnahmen.
Die idealen Kameraeinstellungen für Gewitterfotos sind vom Umgebungslicht und von der Entfernung zum Gewitter abhängig. „Manche Blitze sind außerordentlich hell und können das Bild überbelichten, andere dagegen gar nicht. Man muss die Einstellungen beim Shooting anpassen“, sagt Reed. „Man ist sozusagen ständig dabei, die Belichtung anzupassen.“ Wenn du so viele Blitze fotografieren möchtest wie möglich, sind lange Belichtungszeiten das Mittel der Wahl. Kürzere Belichtungszeiten (unterstützt durch einen Blitzauslöser) eignen sich am besten für einzelne Blitze.
Befolge die folgenden Schritte, und experimentiere, um dein ideales Gewitterfoto zu erzielen.
- Schalte den Autofokus und die Bildstabilisierung aus.
Wenn du mit Stativ fotografierst, schalte zunächst den Bildstabilisator aus. Die meisten Gewitter sind zu dunkel, sodass der Autofokus ebenfalls wenig hilft. Verlasse dich also auf manuelle Fokussierung. Um mehr Klarheit zu erreichen, solltest du die Kamera auf einen leuchtenden Punkt in der Ferne richten, bevor du mit den Aufnahmen beginnst.
- Wähle abends lange Belichtungszeiten.
Denke daran: Mit längeren Belichtungszeiten (1/60 Sekunde und darüber) hast du bessere Chancen, Blitze tatsächlich festhalten zu können. Experimentiere, indem du die längstmögliche Belichtungszeit einstellst, ohne dabei das Bild überzubelichten – außer du fotografierst tagsüber.
- Arbeite mit kleiner Blende.
Tagsüber kannst du durch Verkleinerung der Blendenöffnung die Belichtungszeit heraufschrauben, selbst bei Sonnenstrahlung. Mache eine Testaufnahme, und passe die Blendenöffnung entsprechend an. Verringere die Blendenöffnung, während die Gewitterblitze näher kommen.
Foto von Jason Weingart
Foto von Jason Weingart
Bearbeitung von Blitzfotos in Adobe Photoshop Lightroom.
Befolge unsere Tipps, um mit Lightroom das Optimum aus deinen Blitz- und Gewitteraufnahmen zu holen.
Stelle den Weißabgleich ein. Fotografiere im RAW-Modus. Stelle den Weißabgleich ein, sobald du das Foto in Lightroom importierst, um unerwünschte Farbstiche oder Verwaschungen zu vermeiden.
Spiele mit Belichtungszeit, Lichtern und Tiefen. Erhöhe oder verringere die Belichtung, wenn das Ergebnis nicht deinen Erwartungen entspricht. Schwäche die Lichter ab, um überbelichtete Bereiche bei Blitzen wiederherzustellen.
Lege Weiß- und Schwarzpunkte fest. Verbessere den Kontrast deiner Bilder, ohne dafür Details bei den Lichtern oder Tiefen zu opfern. Du kannst dazu den Tonwert anpassen und die Weiß- und Schwarzpunkte setzen.
Nutze die Werkzeuge für Struktur, Klarheit und Dunstentfernung. Bringe das dramatische Geschehen am Himmel mithilfe des Reglers „Struktur“ stärker zum Ausdruck. Nutze die Regler „Klarheit“ und „Dunst entfernen“, um die Schärfe des Bildes zu verbessern.
Stärke die Leuchtkraft. Nutze den Regler „Dynamik“, um die Sättigung der Mitteltöne zu stärken und die Farben von Himmel, Landschaften und Städten hinter dem Sturm zu verbessern.
Setze Blitzaufnahmen zusammen
Wenn du mehrere gute Blitzaufnahmen aus demselben Bildwinkel hast, kannst du daraus ein zusammengesetztes Bild erstellen, auf dem alle Blitze zusammen erscheinen. Öffne Adobe Photoshop und staple die Bilder als separate Ebenen übereinander. Stelle dann den Mischmodus für alle Ebenen auf „Aufhellen“. Dadurch bleiben die hellsten Bereiche jeder Ebene – die Blitze – sichtbar.
Gewitterfotografie zeigt die Komplexität der Atmosphäre und ihre Bandbreite an Licht und Farben auf. Sie leistet zudem einen Beitrag dazu, Wetteränderungen zu dokumentieren. Bevor du jedoch mit dem Fotografieren von Blitzen und Gewittern beginnst, musst du dich gut über die möglichen Risiken informieren und den Rat von Experten einholen, um deine eigene Sicherheit zu garantieren. „Kenne dein Motiv“, sagt Reed. „Das ist ein wichtiger Teil des Respekts vor der Natur.“ Und lass dich überraschen. „Es besteht immer die Chance, etwas zu Gesicht zu bekommen, das man noch nie gesehen hat. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, besonders wenn man ein eindrucksvolles Gewitter gefunden hat – und man daran denkt, den Objektivdeckel abzunehmen.“
Mitwirkende.
Mit Adobe Photoshop Lightroom erfolgreicher sein
Bearbeite deine Fotos schnell und einfach mit den Lightroom-Vorgaben. Mit der Cloud-basierten Foto-Speicherverwaltung kannst du von überall aus auf deine Projekte zugreifen.
Das könnte dich auch interessieren:
Erklärung der Blende in der Fotografie.
Entdecke, wie dieser Teil des Belichtungsdreiecks die Tiefenschärfe beeinflusst.
Goldene Stunde optimal nutzen.
Sie gilt für viele Fotografen als beste Tageszeit für beeindruckende Aufnahmen. Erfahre, wie du den kurzen Augenblick einfängst.
Was es mit der Verschlusszeit auf sich hat
Erfahre, wie du die Verschlusszeit anpassen und dadurch Momente und Bewegungen perfekt einfangen kannst.
Luftbildfotografie: Lerne die Welt aus einer neuen Perspektive kennen
Mit diesen Tipps zur Verwendung von Drohnen und zum Fotografieren aus Flugzeugen machst du beeindruckende Luftbildaufnahmen.
Lightroom.
Bearbeite, organisiere, speichere und teile Fotos von überall.
7 Tage kostenlos, danach 11,69 €/Monat.
Foto-Abo.
Sichere dir Lightroom, Lightroom Classic, Photoshop und 20 GB Cloud-Speicherplatz. 7 Tage kostenlos, danach 11,69 € pro Monat.
Creative Cloud: Alle Applikationen.
Hole dir über 20 Desktop-Programme und Mobile Apps für Kreative.
7 Tage kostenlos, danach 65,33 €/Monat.