Außenaufnahmen mit Graufiltern verbessern.
Erfahre, wie Landschaftsfotografen mit Graufiltern (Neutral Density-Filter, ND) ohne Überbelichtung verträumte Aufnahmen von Wasserfällen und Sonnenuntergängen gelingen.
Fotograf: Chris Sidla
Was ist ein Graufilter?
Ein Graufilter, auch als Neutral-, Neutraldichte- oder ND-Filter (Neutral Density) bezeichnet, bezeichnet, ist eine Glas- oder Kunststoffscheibe von optischer Güte, die als Filter vor das Objektiv einer Film- oder Digitalkameras geschraubt oder gesteckt wird, um eine gleichmäßige Abdunklung im Bild zu erzielen. Graufilter werden insbesondere dann eingesetzt, wenn bestimmte Bereiche einer Szene zu hell für die gewünschten Kameraeinstellungen sind. Der Filter sorgt mit seiner höheren optischen Dichte dafür, dass weniger Licht in das Objektiv eintritt.
Graufilter: wie eine Sonnenbrille vor deinem Objektiv.
„Menschen, die mit Filtern nicht vertraut sind, beschreibe ich Graufilter gerne als eine Art Sonnenbrille“, erklärt Fotograf Francisco Joel Hernandez, der diesen Filter sehr häufig für seine Porträtfotografie im Freien einsetzt. „Und je nachdem, wie viel Licht du fernhalten willst, wählst du die Tönung des Filters.“
Wann werden Graufilter eingesetzt?
Graufilter haben zwei Aufgaben. Sie filtern extrem helles Licht heraus und sie ermöglichen bei normalem Tageslicht eine längere Belichtung.
Graufilter bei hellen Outdoor-Szenen verwenden.
Graufilter finden meist in der Landschafts- und Naturfotografie Anwendung, da bestimmte Fototechniken bei hellem Sonnenlicht oft nicht gelingen. Wenn weniger Licht einfällt, besonders wenn du den Himmel aufnimmst, erhältst du in diesen Bereichen leuchtendere Farben und mehr Details.
Fotograf: Chris Sidla
Graufilter für Fotos mit langer Belichtungszeit verwenden
Da Graufilter das in das Objektiv eintretende Licht reduzieren, sind sie auch ein großartiges Hilfsmittel, um Fotos mit verwischter Bewegung bei Tageslicht aufzunehmen. Für diesen Wischeffekt brauchst du eine längere Belichtungs- bzw. Verschlusszeit. Eine längere Verschlusszeit bedeutet aber, dass mehr Licht in dein Objektiv einfällt und das Foto daher heller bzw. überbelichtet erscheint. Dies kann bei Tageslicht ein Problem darstellen. Ein Graufilter aber dunkelt das Bild ab, sodass das Bild damit auch bei einer längeren Verschlusszeit nicht überbelichtet wirkt.
Wenn du schon einmal ein Foto mit einem Wasserfall oder einem Fluss gesehen hast, bei dem das Wasser wie geschmeidige Haut wirkt, kannst du davon ausgehen, dass die Aufnahme mit einem Graufilter und einer längeren Verschlusszeit entstanden ist. „Wenn ich einen Wasserfall ohne Graufilter aufnehmen wollte, müsste ich eine kürzere Verschlusszeit wählen, damit nicht zu viel Licht einfällt“, meint Fotograf Chris Sidla. „Mit einem Graufilter aber kann ich eine längere Verschlusszeit wählen und erziele dadurch an bewegten Bildstellen einen Weichzeichner-Effekt.“
Fotograf: Chris Sidla
Graufilter ist nicht gleich Graufilter.
Graufilter gibt es in verschiedenen Ausführungen und Intensitäten. Du wirst also immer einen finden, der deinen Vorstellungen entspricht. Graufilter sind nach ihrer Opazität bzw. ihrem Verlängerungsfaktor gekennzeichnet, also um wie viel länger ein Foto bei Einsatz des Filters belichtet werden muss, um dieselbe Belichtung wie ohne Filter zu erzielen. Bei einem ND1-Filter ist die Abschwächung des einfallenden Lichts relativ gering, während ein ND10-Filter das Bild sehr stark abdunkelt.
Graduierte bzw. Grauverlaufsfilter.
Normale Graufilter weisen über den gesamten Filter dieselbe Tönung auf. Grauverlaufsfilter, auch als graduierte bzw. GND-Filter bezeichnet, sind dagegen in unterschiedlicher Intensität getönt. Einige sind in der Mitte dunkler und werden nach außen hin immer heller. Dadurch ergibt sich ein Vignetten-Effekt. Du kannst damit beispielsweise das Licht von Sonnenreflexionen auf Wasser abschwächen.
Andere GND-Filter werden zu einer Seite hin transparent. Solche Filter eignen sich sehr gut für Landschaftsfotografien bei hellem Sonnenlicht, wenn auch Himmel aufgenommen werden soll. Mit der dunkleren Seite behältst du die Farben eines intensiven Sonnenuntergangs, während die ungefilterte Seite so viel Licht wie möglich auf die Landschaft fallen lässt.
Quadratische und runde Filter.
Die meisten Filter sind rund und lassen sich direkt auf das Objektiv schrauben. Gerade bei Grauverlaufsfiltern, die von dunkel nach hell verlaufen, sind jedoch quadratische Filter, die mit einem Metallrahmen vor dem Objektiv befestigt werden, oft die bessere Wahl. So kann der Filter nach oben und unten verschoben werden, um den Verlauf am Horizont der Szene zu justieren.
Bei einem variablen Graufilter, auch als ND-Fader bezeichnet, lässt sich die Intensität der Filterwirkung ohne zusätzliche Filter von Faktor 2 bis 8 einstellen.
Zirkulare und lineare Polarisationsfilter.
Polarisationsfilter absorbieren komplementär polarisiertes Licht und entfernen oder reduzieren dadurch blendendes Licht oder Reflexionen. Farben und Details von Fensterscheiben, Wasser, dem Himmel, Gebäuden, Pflanzen und ähnlichen glatten Oberflächen treten dadurch besser hervor. Die am häufigsten verwendeten Polarisationsfilter sind zirkular oder linear, wobei beide Arten das Licht auf andere Weise polarisieren. Es gibt auch Filter, die als Graufilter und Polarisierer zugleich fungieren.
„Zu Beginn meiner Fotokarriere wusste ich nicht, dass der Durchmesser von Graufiltern auf das Objektiv abgestimmt ist“, erinnert sich Chris. „Nun hat man als Landschaftsfotograf aber häufig drei, vier oder fünf Objektive – und in der Regel nicht mit dem demselben Durchmesser.“ Adapter, sogenannte Step-up-Ringe, sind hier die Lösung. Diese Adapter werden aufgeschraubt und halten dann größere Filter auf kleineren Objektiven.
Hochwertige Graufilter sind eine Investition. Sie sollten daher auf das größte deiner Objektive passen. Mit Step-up-Ringen kannst du die gleichen Filter dann auch vor kleineren Objektiven befestigen.
Auch Clip-in-Filter sind eine gute Lösung, wenn du nicht für jede Objektivgröße eigene Filter kaufen möchtest. Dieser Filter wird nicht vor dem Objektiv befestigt, sondern vor dem Kamerasensor“, erklärt Francisco. „Das ist wirklich bahnbrechend. Du kaufst diesen Filter, montierst ihn vor dem Sensor und kannst dann jedes Objektiv benutzen, das dir gerade vorschwebt.“
Fotograf: Chris Sidla
Tipps für Aufnahmen mit Graufiltern.
Mit Graufiltern – richtig eingesetzt – kannst du Bilder mit dramatischen Effekten aufnehmen. Passe die Belichtung direkt per Kamera an den Filter an. Du erhältst dadurch eine bessere Bildqualität als durch nachträgliche Lichteinstellungen in deiner Bearbeitungssoftware.
„Wenn du mit Graufilter fotografierst, erhältst du mehr Bildinformationen für die Nachbearbeitung, denn das Foto wird von vornherein passend für das einfallende Licht aufgenommen“, meint Chris. „Einen Teil davon kannst du auch bei der Nachbearbeitung korrigieren. Aber normalerweise wird das Resultat besser, wenn du alles gleich richtig mit der Kamera aufnimmst.“
Das Fotografieren mit Graufiltern will geübt sein. Experimentiere mit deinen Belichtungseinstellungen, um Erfahrung zu sammeln. Mache ein paar Testaufnahmen und passe die Einstellungen immer wieder an. Vergiss nicht, dass das, was du im Sucher oder real in der Landschaft siehst, nicht mit der sich daraus ergebenden Aufnahme übereinstimmt, denn der Filter absorbiert ja einen Teil des einfallenden Lichts.
Fotograf: Chris Sidla
Graufilter und spiegellose Kameras.
Spiegellose Kameras sind mit Graufiltern meist einfacher als DSLR-Kameras zu handhaben, gerade was die Fokussierung und die exaktere Darstellung des Bildes im Sucher anbelangt. „Ich gebe oft die Empfehlung, für Graufilter auch einmal eine spiegellose Kamera auszuprobieren. Wer weiß, vielleicht kommst du besser damit zurecht“, meint Francisco.
Graufilter und ISO, Verschlusszeit, Blende und Tiefenschärfe.
Graufilter wirken sich unmittelbar auf die ISO-, Verschluss- und Blendeneinstellungen aus. Mit Filtern kannst du deine übliche Verschlusszeit und Blende auch bei Lichtbedingungen verwenden, bei denen das Bild mit diesen Einstellungen normalerweise überbelichtet wäre. Und sie sind viel besser als ISO-Anpassungen, bei denen das Bild gerne auch einmal verrauscht oder körnig wirkt. Auch für Porträtaufnahmen in hellem Licht sind Graufilter sehr gut geeignet. Du erzielst dadurch eine geringere Tiefenschärfe, ohne das Motiv überzubelichten.
Qualität und Pflege deiner Graufilter.
„Berücksichtige beim Kauf von Filtern, dass sich billige Filter garantiert auf die Qualität deiner Fotos auswirken“, meint Francisco. „Ich habe mir mit einem minderwertigen variablen Graufilter schon einmal eine ganze Fotoserie ruiniert.“ Investiere in die hochwertigsten Graufilter, die dein Budget zulässt. So vermeidest du Bildfehler wie nicht beabsichtigtes Verwischen oder Farbstiche, die du später bei der Nachbearbeitung korrigieren müsstest.
Deine Investition schützt du, indem du sie genauso sorgsam wie deine Objektive behandelst. Bewahre deine Filter in einer speziellen Filterbox mit Abstandshaltern auf und trage in deiner Kameratasche immer ein Mikrofasertuch bei dir, damit Objektiv und Filter staub- und fusselfrei bleiben.
Fotograf: Chris Sidla
Erste Schritte mit Graufiltern.
Leihe dir einen Filtersatz aus und übe damit alles, was du mit Graufiltern machen kannst. „Ein typischer Filtersatz für den Anfang sind aufschraubbare Filter mit dem Faktor 3, 6 und 10“, meint Chris. „Wenn du mit der Technik vertraut bist, kannst du dir überlegen, ob du noch einen bestimmten Filtertyp brauchst.“
Mit dem richtigen Graufilter musst du für deine Außenaufnahmen nicht mehr die goldene Stunde abwarten. Sieh selbst, was du alles erreichen kannst, wenn du deiner Kamera die richtigen Filter gönnst. Perfektioniere danach Licht und Farbton deiner kreativ belichteten Aufnahmen mit den nützlichen Tools und Tutorials von Adobe Photoshop Lightroom.
Mitwirkende.
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