Zeichne Haare in all ihrer Vielfalt.

Haare realistisch zu zeichnen, kann zur Herausforderung werden. Halte dich an folgende Schritte, um die unterschiedlichsten Frisuren perfekt abzubilden. 

Illustration einer Frau mit langen Haaren, die einen Hoodie trägt

Eine haarige Situation? Nicht zwangsläufig.

Natürlich kannst du der Sache ausweichen, indem du nur Personen mit Glatze oder Kopfbedeckung porträtierst. Oder du wagst den Schritt und erweiterst deine Porträt-Skills um Techniken für Haarillustrationen. Bei keinem anderen Körperteil gibt es so viele individuelle Details und so viel Vielfalt. Durch schrittweises Herangehen jedoch kannst du jede Frisur in überschaubare Einzelteile aufteilen.

 

Suche zunächst Referenzfotos für den Haartyp aus, den du zeichnen möchtest. Lerne, wie Haare natürlich fallen und liegen. Überlege, wie du dieses Verhalten zeichnerisch reproduzieren kannst. „Beim Zeichnen von Haaren arbeite ich besonders zu Beginn mit zahlreichen Referenzfotos. Oder ich sehe mir Videos von Personen mit unterschiedlichen Haartypen an“, sagt Künstlerin Vanessa Lamb. 

 

Jedes Haar und jede Frisur ein Unikat.

Du musst nicht wissen, wie sich jedes einzelne der insgesamt rund 100.000 Haare auf dem Kopf deines Models verhält. Aber du solltest Länge, Stil, Struktur und Volumen beachten. Das Zeichnen kurzer Haare erfordert eine andere Strategie als bei langen Haaren. Bei Locken musst du mit ganz anderen Bleistift- oder Pinselstärken arbeiten als bei geradem Haar.  

Zeichnung einer Kurzhaarfrisur

Kurzes Haar.

 

1. Kontur.
Zeichne die Kopfform und anschließend die Kontur der Frisur in schwachen Linien. Achte darauf, wie die Haare an Ohren, Schläfen und Stirn fallen. Studiere deine Referenzfotos, um herauszufinden, wo über der Stirn der Haaransatz liegt und wie weit er reicht.

 

2. Wuchsrichtung.

Lege fest, in welche Richtung die Haare wachsen. Sind sie wellig oder lockig? Wölben sie sich zunächst nach oben, bis die Schwerkraft übernimmt und sie nach unten zieht? Stehen die Haare kerzengerade vom Kopf ab, oder liegen sie am Kopf an? Zeichne Hilfslinien oder Pfeile zur Orientierung. Bei extrem kurzen Haaren ist es sogar besonders wichtig, darauf zu achten, wie sie fallen, denn kurze Haare wachsen häufig in verschiedene Richtungen. Locken bildest du am besten Strähne für Strähne ab, die du als kleine Kreisformen zeichnest. Arbeite am Haaransatz und in mittleren Bereichen mit helleren Farben oder dünneren Linien, um natürliche Farbvariationen zu erzeugen.

 

3. Abschnitte.

Nachdem die Wuchsrichtung klar ist, teile nun das Haar in Abschnitte ein, die jeweils in eine bestimmte Richtung verlaufen. Skizziere helle und dunkle Bereiche, die du im nächsten Schritt ausgestaltest.

 

4. Details.

Wenn du mit der Aufteilung der Abschnitte zufrieden bist, fülle sie mit einzelnen Haarsträhnen. Arbeite von der Haarwurzel aus nach außen. Um Glanzlichter zu setzen, lasse Teile der Strähnen weiß. (Oder füge Glanzlichter später mit einem Radiergummi hinzu.) Beachte, dass herunterhängendes Haar an der Innenseite dunkler ist als außen. Auch direkt am Scheitel ist Haar oft dunkler.

Zeichnung einer Frau mit langem, lockigem Haar

Lockiges, langes oder dichtes Haar.

 

1. Kontur.

Zeichne die Kontur der Frisur. „Bei lockigem Haar beginne ich mit lockeren Wolkenformen“, so Lamb. „Ein perfekter Kreis wäre unnatürlich.“ An den Konturen dieser Wolken wirst du später einzelne, definierte Strähnen hinzufügen.

 

2. Locken.

„Sobald ich die Kontur in einer hellen Farbe fertiggestellt habe, füge ich entlang dieser Kontur dunklere Strähnen hinzu“, erklärt Lamb. „Mal als Ringel, mal als Schnörkel.“ Denke daran, dass lockiges Haar meist erst einmal vom Kopf absteht, bevor es nach unten fällt. „Stark gelocktes Haar lässt sich von der Schwerkraft nicht beeinflussen. Es steht in alle Richtungen ab“, weiß Künstlerin Monica Jemison.

 

3. Ebene.

Füge Strähnen hinzu, bis du mit der Dichte zufrieden bist. Füge an den Rändern, wo einzelne Locken stärker hervortreten, zusätzliche Strähnen hinzu. Jemisons Tipp: Zeichne mit unterschiedlichen Helligkeitsstufen derselben Farbe, um den Eindruck von Fülle zu erzeugen. Wiederhole die Ringel und Schnörkel, bis die Frisur vollständig ausgefüllt ist. Für diesen Schritt gibt es leider keine Abkürzung. „Wenn man zuerst die Form zeichnet und füllt und dann die Ränder ausarbeitet, wirkt es einfach nicht realistisch“, so Jemison.

Zeichnung einer Frau mit langem, welligen Haar

Langes, welliges Haar.

 

1. Kontur.

Zwar haben wellige Haare in der Regel nicht die Fülle von lockigem Haar, sie sind aber dennoch ausreichend dicht, um etwas vom Kopf abzustehen.

 

2. Wuchsrichtung.

Zeichne Hilfslinien oder Pfeile, um zu markieren, in welche Richtung die Haare wachsen und fallen. Auf deinen Referenzfotos kannst du sehen, dass Haare nie einfach erst nach oben und dann nach unten verlaufen. „Die inneren Strähnen lasse ich ineinander übergehen“, erklärt Lamb. Das Ergebnis wird realistischer, wenn die Strähnen keinem strengen Muster folgen.

 

3. Strähnen.

„Zeichne zuerst die Hauptsträhnen, und fülle anschließend die Lücken auf. Arbeite von außen nach innen“, rät Lamb. Wechsle zwischen dünnen und breiten Pinseln, um den Wellen Tiefe zu geben.

 

Langes, glattes Haar.

Glattes Haar zeichnest du auf die gleiche Weise wie welliges Haar. Denke nur daran, dass glattes Haar meist weniger Volumen hat als lockiges oder welliges Haar und mehr am Kopf anliegt. Die Wuchsrichtung variiert auch weniger. Dennoch solltest du ein paar leichte Wellen einzeichnen. Sobald Kontur und Wuchsrichtung feststehen, füge Strähnen und Farbe hinzu.

 

Dreadlocks.

Dreadlocks zeichnest du im Prinzip genauso wie andere Haartypen auch. Erst die Kontur, dann die Form der Locken (schmale Rechtecke). Sieh auf deinem Referenzfoto nach, wie die Dreadlocks fallen müssen. Beachte, dass lange Dreadlocks schwerer wirken als kurze. Wichtig ist auch, wie Dreadlocks oben am Kopf abstehen, bevor sie nach unten fallen.

 

Wenn die Grundformen der Dreadlocks fertig sind und du damit zufrieden bist, wie sie fallen, zeichne organische, wellige Linien über die Kanten der Grundformen. Füge an den Rändern sowie rund um den Haaransatz einzelne, lose Haarsträhnen hinzu. Kleine, leicht ausgehöhlte U-Formen innerhalb der einzelnen Dreadlocks lassen sie plastischer erscheinen. Krümmungen an den Enden verleihen der Frisur Tiefe. Solche Feinheiten dauern eine gewisse Zeit – es ist jedoch wichtig, sie für jede Dreadlock auszuführen. Variiere die Dunkelheit von U-Formen und Rändern, um Struktur in die Zeichnung zu bringen. Aus deinen Referenzfotos kannst du entnehmen, wie Licht von Dreadlocks reflektiert oder absorbiert wird.

 

Schatten, Lichter und Farbe.

Lichter und Schatten geben dem Haar Tiefe. An deinen Referenzfotos wirst du sehen, wie verschiedene Haartypen Licht reflektieren. Sogar innerhalb einer Frisur variieren die Lichtreflexionen in verschiedenen Bereichen. „Achte darauf, wie das Licht auf unterschiedliche Strähnen fällt“, so Lamb. „Bei glatten Haaren sieht man Licht hauptsächlich an Stellen, an denen die Haare sich krümmen. Bei lockigen Haaren gibt es jedoch so viele Krümmungen und so viel Fülle, dass nicht viel Licht zu sehen ist.“

 

Berücksichtige die Lichtquelle. Achte darauf, wo Schatten fallen. „Je näher sich Haare am Körper befinden (z. B. unterhalb des Kinns am Hals), desto dunkler wirken sie, da an diesen Stellen weniger Licht einfällt“, erläutert Lamb. „Hier ziehe ich mit einem großen, transparenten Pinsel leichte Striche über die vorhandenen Linien.“


Beim Auswählen der Farbe solltest du bedenken, dass sich die Haare einer Person aus unterschiedlichen Farbnuancen zusammensetzen können. Selbst schwarzes Haar ist nicht komplett schwarz. „Die Grundfarbe ist zwar Schwarz, aber an einigen Stellen sieht man andere Farben“, erklärt Jemison. Die Verwendung verschiedener Farben und Farbtöne sorgt auch für räumliche Tiefe.

Illustration eines Mannes mit Kurzhaarfrisur
Illustration einer Frau mit Afro

Bad-Hair-Day ade.

Wenn du die Kunst des Haarezeichnens perfekt beherrschen willst, heißt es: üben, üben, üben. Male verschiedene Stylings und Schnitte. Betrachte die Frisuren und Haare realer Personen genauer. „Experimentiere, wenn möglich, mit deinen eigenen Haaren, um ein Gefühl für das Haarezeichnen zu bekommen. Und wenn du keine Haare hast, besorge dir einfach eine Puppe“, empfiehlt Jemison.

 

Probiere Adobe Fresco aus. Mit den unzähligen Pinseln und beliebig vielen Arbeitsflächen in dieser Mobile App kannst du jede erdenkliche Art von Haaren und Frisuren üben. Lerne, wie du Zöpfe zeichnen kannst. Schau dir die Tutorials zum Malen mit digitalen Aquarellfarben oder zum Malen mit digitalen Ölfarben an. Zeichne, so viel du kannst, und achte auf Details. Lege einfach los, und sieh, wohin dich deine kreative Reise führt.

Mitwirkende.

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