Wüstenfotografie: der ultimative Ratgeber

Mit ihren Sanddünen und Riesenkakteen zählen Wüsten zu den beeindruckendsten Landschaften der Erde. Lerne mit Tipps von erfahrenen Landschaftsfotografen, wie du die unfassbaren Weiten des blauen Himmels und des goldenen Sands in atemberaubenden Wüstenfotos einfängst.

Eine Person an der Klippe eines Wüsten-Canyons

Wüstenfotografie: Baden in Sonne und Sand.

Künstler und Fotografen fühlten sich schon immer gleichermaßen von der Einsamkeit und lebensverneinenden Einöde der Wüste fasziniert und inspiriert. Ob du dich von den weiten Dünen der Sahara oder den roten Felsen von Utah und Arizona angezogen fühlst – die Wüste ist wahrhaftig ein einzigartiges Genre der Landschaftsfotografie.

 

„Wüstenfotografen gelingt es, die Menschen direkt an diese exotischen, nahezu außerirdischen Orte zu entführen. Es ist kaum zu glauben, dass Risse im ausgetrockneten Schlamm zu einem Foto inspirieren. Aber tatsächlich sind aus diesem Motiv einige meiner dramatischsten Aufnahmen entstanden“, meint Fotografin Julia Ohst. „Wüstenbegeisterte fahren ins Death Valley und halten dort stundenlang nach dem perfekten Trockenriss bei Sonnenuntergang Ausschau. Wenn du das Ergebnis siehst, bleibt dir die Luft weg.“

Mit einem Holzzaun eingerahmter Zugang zur Wüste vor Kakteen und Hügellandschaft in der Ferne

Wüstenlandschaften sind ausgesprochen arid und karg, aber niemals öde. Gelegenheiten für kreative Kompositionen liegen dem Fotografen zu Füßen, wenn er weiß, wonach er sucht. „Es ist ein eher minimalistischer Fotografiestil, der zum Unkonventionellen führt“, meint Fotografin Tiffany Nguyen.

 

Vorbereiten einer Wüstenaufnahme.

Die Wüste kann rauh und unvorhersehbar sein – mit extremen Temperaturschwankungen und Wetterbedingungen. Vielleicht musst du lange auf die geeigneten Bedingungen warten. Es ist überlebensnotwendig, dich gut vorbereitet auf den Weg zu machen, um während des Foto-Shootings für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.

 

Stelle das grundlegende Marschgepäck zusammen.

„Wasser ist das A und O – und natürlich Sonnencreme, eine Sonnenbrille und zusätzliche Kleidung, denn es kann sehr kalt werden“, rät Julia. Selbst wenn es tagsüber sehr heiß ist, solltest du ein langärmliges Shirt und eine Kopfbedeckung mitnehmen, um dich vor der Sonne und eventuell auch dem scharfen Wind zu schützen. Bei Sonnenuntergang kann es in der Wüste sehr schnell kalt werden. Dann brauchst du diese zusätzlichen Schichten, die dich tagsüber vor Sonne und Sand geschützt haben, um dich warm zu halten.

 

Sei bereit, dich auf einen langen Weg zu machen.

„Um unberührte Dünen zu finden, musst du vielleicht einige Kilometer gehen. Deine Trekking-Schuhe sollten daher mindestens die Knöchel bedecken – noch besser sind Gamaschen –, damit kein Sand in die Schuhe eindringt“, meint Julia. Außerdem empfiehlt sie eine GPS-App. Dort kannst du bei deinen Erkundungszügen gute Szenerien markieren und findest immer den Weg zurück zum Auto. „Meist ist es auf dem Hin- oder Rückweg dunkel, und mit GPS kannst du nicht verloren gehen.“

Foto eines Wüstensturms, der sich über die Landschaft wälzt
Foto einer Wüstenöde mit dramatischen Unwetterwolken

Beobachte das Wetter.

In der Wüste kannst du alles erleben – sowohl extreme Hitze als auch Sturzfluten. Beobachte bei deiner Planung immer den Wetterbericht und gehe im Zweifel lieber auf Nummer sicher. „Ein Canyon mit tiefen Schluchten ist bei Regen kein sicherer Ort. Denn Sand nimmt Wasser nicht so gut auf wie erdiger Boden“, meint Julia.

 

Andererseits sind Regen und Gewitterstürme natürlich die dramatischsten Szenen, die dir die Wüste bieten kann. „Denn wenn du eine nicht alltägliche Atmosphäre einfangen kannst, dann hast du als Wüstenfotograf schon ganz besonderes Glück“, meint Julia. Achte dennoch auf deine Umgebung. So überwältigend die Wüste ist, bei bestimmten Bedingungen ist sie durchaus gefährlich. 

 

Planen der Szene.

Gutes „Scouting“ ist das Wesentliche beim Fotografieren in einer derart kargen Umgebung. „Die Komposition ist in der Wüste entscheidend“, meint Julia. „Vielleicht sieht es zu Anfang nach keiner guten Geschichte aus. Also wandere zunächst herum und lasse dich auf die Landschaft ein. So gelingen dir wirklich überzeugende Fotos.“

 

Suche im Internet nach Fotos deiner Location und informiere dich über beliebte Aussichtspunkte oder Sehenswürdigkeiten. Mache dir bei deinen Streifzügen Notizen oder markiere den Ort in deiner GPS-App, damit du ihn später, wenn du dich an die Komposition machen willst, wiederfindest. Gerade, wenn du bei Sonnenuntergang oder -aufgang fotografieren möchtest, solltest du die Zeit zuvor für ausgiebige Erkundungen nutzen, damit du das kleine Zeitfenster des perfekten Lichts gut nutzen kannst.

Wüstenlandschaft mit einem sternenklaren Nachthimmel

Für Astrofotografie ist das umso wichtiger, wenn du den Nachthimmel oder die Milchstraße über einer Wüstenlandschaft einfangen möchtest. Denn bei Tageslicht ist es wesentlich einfacher, sich in der Wüste zurechtzufinden und die Kamera einzustellen. Je besser du dich auf deinen Streifzügen vorbereitest, desto stressfreier ist das Shooting.

 

„Egal wo du hinschaust, es gibt überall gute Kompositionen. Aber für etwas wirklich Außergewöhnliches reicht eine Stunde vor Sonnenuntergang meist nicht zur Vorbereitung aus. Mache dich schon frühmorgens oder spätestens mittags auf den Weg“, rät Julia.

Foto eines blühenden Wüstenkaktus

Gehe behutsam mit der Natur um.

„Jede Pflanze, die du in der Wüste siehst, hat sich mühsam aus dem kargen Wüstenboden gearbeitet. Also achte darauf, nicht auf die kleinen Triebe und Blüten zu treten. Es kann Jahre dauern, bis sich die Landschaft davon erholt“, meint Julia. „Selbst was wie eine winzige, dünne Kruste der Bodenoberfläche aussieht, kann ein Mikrobiom sein, das sich über Hunderte von Jahren geformt hat.“ Forsche ein wenig über deine Location, um zu erfahren, wie sensibel deren Natur ist, und erkundige dich vor allem über die dort geltenden Einschränkungen, die du während deines Besuchs beachten musst. Informiere dich auch über Schlangen, Skorpione und andere Tiere und Insekten, die dir während deines Aufenthalts gefährlich werden können.

 

Die richtige Ausrüstung und deren Pflege.

Wasser ist meist das Erste, was Fotografen in den Sinn kommt, wenn sie an den Schutz ihrer Ausrüstung vor den widrigen Wetterbedingungen denken. Aber Sand und Wind sind noch wesentlich heimtückischer. Sie können Objektive und Filter verkratzen und in das Innere der Kamera eindringen. Vom Wind aufgepeitschter Sand kann sogar deinen Kamerasensor beschädigen.

 

„Wenn Wind bläst, dringt Sand überall ein – in die Kamera, das Objektiv, das Stativ ...“, warnt Julia. „Dem kannst du dich nur mit einem kleinen Blasebalg und Bürstchen wappnen, um den Sand aus Ritzen und Gewinden zu entfernen. Und wische winzige Staubpartikel anschließend mit einem weichen Tuch ab. Je länger Sand in deiner Ausrüstung bleibt, desto mehr Schaden kann er anrichten.“

 

Bewahre Ausrüstung, die du im Augenblick nicht brauchst, in der verschlossenen Kameratasche auf, um sie zu schützen. Vielleicht verwendest du sogar eine Kamerahaube, um Wind und Sand abzuhalten.

 

Sieh nach, ob dein Kameragehäuse wetterfest ist. Für Aufnahmen in der Wüste brauchst du nicht unbedingt eine wetterfeste Kamera. Aber sie verhindert dann eher auch das Eindringen von Sand.

 

Vermeide es, das Objektiv in der Wüste zu wechseln. Dadurch schützt du deine Kamera und dein Objektiv am besten – egal ob deine Kamera wetterfest ist oder nicht. „Wenn Sand in den Sensor eindringt, kann der Schaden irreparabel sein. Er kann auch Kratzer auf dem Glas hinterlassen und damit das Objektiv ruinieren“, warnt Tiffany.

 

Das Glas deines Objektivs kannst du je nach gewünschter Wirkung mit einem UV-Filter, einem Polarisator oder einem ND-Filter schützen. Eine zweite Kamera bei sich zu haben ist auf jeden Fall sinnvoll – du kannst sie auch ausleihen. Dann kannst du schon vor dem Shooting auf die eine Kamera ein Weitwinkelobjektiv und auf die andere ein Teleobjektiv montieren – und dann mit verschiedenen Brennweiten fotografieren, ohne das Objektiv von der Kamera abnehmen zu müssen. 

Foto eines Fotografen am Rand einer Felsklippe neben einem Wüstental

Tipps von Experten für einzigartige Aufnahmen.

 

Experimentiere mit verschiedenen Objektiven und Kompositionen.

Nur weil Wüstenlandschaften in der Regel flach sind, müssen deine Fotos nicht ebenfalls flach wirken. Auch für die Wüste gelten alle Regeln der guten Komposition, wie Licht, Schatten, Struktur und Führungslinien. Und in einer solch kargen Landschaft sind sie umso wichtiger. 

 

Probiere verschiedene Objektive aus, um mehr Dynamik zu erhalten. Während ein Weitwinkelobjektiv meist die beste Wahl ist, um diese atemberaubenden Blicke einzufangen, kann ein Tele- oder Zoom-Objektiv die Landschaft regelrecht transformieren. „Ich empfehle ein Teleobjektiv, um den Vorder- und Hintergrund wie komprimiert zusammenzubringen“, rät Tiffany.

 

Spiele mit deiner Farbpalette.

„Wüsten bieten dir nur eine sehr eingeschränkte Farbpalette. Und gerade dann kann eine völlig andere Farbe, die hervorsticht, erfrischend wirken. Wenn du nichts als roten Fels fotografierst, halte Ausschau nach etwas, das durch seine Andersartigkeit auffällt“, empfiehlt Tiffany. Suche in deiner Komposition nach Kontrast und Komplementärfarben. So etwas Einfaches wie ein Trieb mit Wildblüten oder eine einzigartige Felsformation können die Zutaten sein, die aus deinem Foto etwas Besonderes machen.

 

Halte Ausschau nach natürlichen Mustern und Formen.

Alles von der zufälligen Anordnung der Risse im trockenen Schlamm bis zu den abstrakten Wellen, zu denen der Wind die Sanddünen formt, kann das Auge bestechen. „Halte Ausschau nach Linien“, rät Julia. „S-Kurven sind an sich schon überzeugende Kompositionen. Eine Linie, die von mir weg in einem Bogen nach oben führt, ist schon ein überaus interessantes Motiv.“

Foto einer Sanddüne an einem klaren Tag

Fotografiere zur goldenen Stunde.

Die goldene Stunde ist die Stunde vor Sonnenuntergang, in der die Landschaft in warmes, weiches Licht getaucht ist. Dies ist unbestreitbar die Stunde mit den besten Lichtverhältnissen für alle Arten der Fotografie. „Ich liebe es, zur goldenen Stunde zu fotografieren. Die Strukturen treten dann einfach viel besser hervor“, meint Julia. „Am besten funktioniert das, wenn das Licht von der Seite einfällt. Verwehungen und Sandriffel sind dann spektakulär. Anstatt direkt gegen die Sonne zu fotografieren, wodurch du Reflektionen erhältst, solltest du während der goldenen Stunde im rechten Winkel zur Sonne auf den Auslöser drücken.“

 

Neue Wege gehen und losfotografieren.

Ob du zum ersten oder hundertsten Mal in der Wüste bist, du wirst immer etwas Neues und Unerwartetes finden. Die Fotografie von Wüstenlandschaften erfordert sehr viel Planung. Mit ein wenig Vorbereitung und Glück kann sie dir aber atemberaubende Aufnahmen schenken. Vergiss dabei nicht, dich zu entspannen und das Besondere des Augenblicks zu genießen. Die Wüste ist ein idealer Ort, um mit der Kamera zu experimentieren und die Zeit in der Natur abseits ausgetretener Pfade zu genießen.

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