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Hier erfährst du die Grundlagen dieser Kompositionsregel und ihre Ausnahmen und verbesserst so deine fotografischen Fertigkeiten.
„Es ist nicht wirklich eine Regel. Eher eine Faustregel“, sagt der Fotograf und Designer Shawn Ingersoll über die Drittel-Regel.
Befolgt jedes erfolgreiche Foto die Drittel-Regel? Sicher nicht. Aber jede Fertigkeit oder Kunst baut auf bestimmten Grundlagen auf und diese zu verstehen und zu beherrschen ist wichtig, um deine Fähigkeiten zu verbessern. Wiederholung ist dabei das A und O. Durch Übung prägst du dir Dinge ein und schulst dein Auge. Schließlich entwickelst du einen Instinkt dafür, was in der Fotografie funktioniert und was nicht.
„Je häufiger man etwas tut, desto mehr setzt es sich im Gedächtnis fest.“
„Wenn man sich seine Umgebung anschaut, wendet man die Drittel-Regel glaube ich intuitiv an, auch wenn es einem nicht bewusst ist“, meint die Fotografin, Autorin und Ausbilderin Khara Plicanic. „Aber sie ist sehr hilfreich für Menschen, die noch am Anfang stehen und ein praktisches Werkzeug brauchen, das ihnen bei der Komposition hilft.“
Die Drittel-Regel ist eine Kompositionsrichtlinie, die dein Motiv im linken oder rechten Drittel eines Bildes platziert und die anderen zwei Drittel mehr oder minder frei lässt. Es gibt zwar auch andere Formen der Komposition, aber die Drittel-Regel führt im Allgemeinen zu überzeugenden und gut komponierten Aufnahmen.
Stell dir vor, du unterteilst ein Foto oder auch den Sucher deiner Kamera mit horizontalen und vertikalen Linien in neun gleiche Zonen. So bildet sich das Raster für die Drittel-Regel – eine Einstellung, die du bei den meisten Kameras und auch bei vielen Handys auswählen kannst.
„Das mag eine Generationenfrage sein, aber man kann an das Intro von The Brady Bunch denken, wo man die neun identischen Rechtecke sieht“, erklärt Ingersoll, „sie sind alle gleich groß und es sind drei mal drei – drei Zeilen, drei Spalten.“
Das bedeutet, dass die Ecken des mittleren Quadrats die Schnittpunkte in deinem Raster sind, an denen du den Fokuspunkt deiner Aufnahme platzierst. Man nennt das die Drittel-Regel, aber man kann sich das so vorstellen, dass man vier Fadenkreuze hat, mit denen man die wichtigen Elemente einer Aufnahme anvisieren kann. Das hilft dabei, dein Hauptmotiv mit dem Leerraum in deiner Aufnahme ins Gleichgewicht zu bringen. Du erzielst so eine effektive fotografische Komposition, die den Blick des Betrachters lenkt.
Der beste Weg, die Drittel-Regel zu verstehen und dich zu verbessern, ist, sie immer wieder praktisch anzuwenden. Irgendwann werden sich die Gitterlinien und ihre Schnittpunkte in deinem Gehirn festsetzen. Bis es soweit ist, findest du hier einige Profitipps, die dir helfen, deine Übungen richtig zu machen.
1. Übe mit dem Raster für die Drittel-Regel deiner Kamera: „Schalte es ein, damit du schon beim Fotografieren siehst, was du tust“, schlägt Plicanic vor. „Irgendwann bekommst du ein Gefühl dafür.“
2. Mache einen Ausflug und wende die Drittel-Regel an: „Gehe zum Beispiel in den Park und versuche, zehn gute Bilder zu machen, die der Drittel-Regel folgen“, sagt Hochzeitsfotografin Anna Goellner. „Je häufiger man etwas tut, desto mehr setzt es sich im Gedächtnis fest.“
3. Lege dein Augenmerk auf die Augen: „Wähle deinen Fokuspunkt, bevor du fotografierst. Ich widme mich immer den Augen“, sagt die Autorin und Tierfotografin Carli Davidson.
Die Drittel-Regel ist vielleicht keine bindende Vorschrift, aber für einen Einsteiger kann es einschüchternd sein, sich von solchen künstlerischen Grundregeln zu lösen. Hier ein paar Beispiele, wo und wann erfahrene Profis die Regel hinter sich lassen:
1. Füll den Rahmen: „Das Füllen des Rahmens ist wirklich interessant – wenn es Teile eines Bildes gibt, die nicht unbedingt vollständig innerhalb des Rahmens sind, oder ein Motiv sehr im Vordergrund steht“, sagt Artdirektor und Fotograf Alex Tan. „ Ich finde, in diesen Fällen kann man die Drittel-Regel getrost ignorieren. Ich bin zum Beispiel in letzter Zeit zu Porträts von Menschen übergegangen, die perfekt zentriert sind.“
2. Nimm Abstand von deinem Motiv: „Wenn das Motiv nur ein wirklich kleiner Teil des Bildes sein soll“, schlägt der Fotograf Derek Boyd vor, „ist es manchmal am besten, die Drittel-Regel zu brechen und das Motiv fast in den Mittelpunkt des Bildes zu stellen.“
3. Probiere einen anderen Kompositionsstil aus: „Ein Foto in der Form des Buchstabens Z zu komponieren, erzeugt einen wirklich schönen Fluss, weil es dem natürlichen Lesefluss folgt“, erklärt die Fotografin Sarah Aagesen. „Es lenkt also den Blick von links nach rechts, dann nach unten und dann wieder weiter nach rechts.“
4. Mache mehrere Aufnahmen: „Mache eine Aufnahme mit deinem Motiv in der Mitte, eine mit dem Motiv oben rechts und dann oben links“, schlägt Boyd vor. „Selbst wenn du denkst, deine erste Aufnahme ist bereits perfekt, solltest du immer noch zwei oder drei weitere machen. Du kannst dann später das beste Bild auswählen.“
Idealerweise schafft man die gewünschte Aufnahme bereits mit der Kamera. So bekommst du mehr visuelle Informationen über die Szene. Nachdem das Shooting beendet ist, kannst du nicht mehr zurückgehen und genau denselben Moment erneut einfangen. Aber glücklicherweise kann man mit Technologie im Nachhinein immer noch eine Komposition gemäß der Drittel-Regel erstellen.
„Für schnelle Bildbearbeitung verwende ich Lightroom“, erklärt Davidson. „Ich schneide Dinge aus Fotos heraus. Ich sehe, wie die verschiedenen Elemente funktionieren und spiele mit der Drittel-Regel – das ist großartig zum Bearbeiten der Bilder.“
Bei der Bearbeitung kannst du wieder üben, die Drittel-Regel zu sehen und anzuwenden. Am Anfang mag es dir vielleicht schwerfallen, Fotos zu erkennen, aber mit etwas Übung denkst du darüber gar nicht mehr nach. Du weißt es dann einfach. Arbeite daran und dein Auge und dein Publikum werden es dir danken.
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