Sportfotografie: Einstellungen und Tipps für Einsteiger.
Egal, ob du Live-Aufnahmen des sportlichen Geschehens vom Spielfeldrand aus machen oder eher in die redaktionelle Sportfotografie einsteigen willst: Wenn du dir gute Grundlagen in diesem Bereich erarbeitest, fällt dir der nächste Schritt in deiner Laufbahn leichter. Die bekannten Sportfotografen Pete Thompson, Brendan Coughlin und Sascha Steinbach haben an diesem Leitfaden mitgewirkt und teilen ihre Tipps mit dir.
Was ist Sportfotografie?
Sportfotografie beschreibt jegliche Fotografie, bei der sportliche Motive im Mittelpunkt stehen. Sie bezieht sich nicht nur auf die Begleitung von Live-Sportveranstaltungen, sondern umfasst auch sportliche Produktfotografie, redaktionelle Arbeit und die Modefotografie für Marken, Sportler und Prominente.
Bei der Sportfotografie stehen Aktion und Bewegung im Mittelpunkt. Es kommt hauptsächlich auf den Blickwinkel an, denn dieser macht gute Sportfotos aus, besonders wenn du weiter vom Geschehen entfernt positioniert bist. Für die Aufnahme dieser oft kurzen Momente empfiehlt sich eine kurze Verschlusszeit, um Bewegungen einzufrieren. Ein guter Richtwert ist 1/500 Sekunde.
Erfahre nun mehr über die Sportfotografie und wie du dich von deiner Konkurrenz abhebst.
Arten der Sportfotografie.
Mithilfe der drei Arten der Sportfotografie kannst du die ganze Geschichte eines Sportereignisses erfolgreich erzählen.
Aktionsfotos.
Aktionsfotos konzentrieren sich auf die „Action“ und die entscheidenden Momente im Spiel. Das können wichtige Spielszenen, Sprünge der Athleten oder das Retten eines Balls vor dem Tor sein.
Emotionsfotos.
Sportfotografen fangen auch die Emotionen des Sportlers und des Spiels ein wie zum Beispiel Fan- oder Trainerreaktionen. Sie lassen Betrachter über die Geschichte hinter dem Spiel nachdenken, mehr als nur über das Spiel selbst. So kann es sein, dass ein verletzter Athlet von seinem Teamkollegen unterstützt wird oder die Reaktionen der Fans nach einem spielgewinnenden Schuss eingefangen werden.
Wenn du Emotionen in deinen Sportfotos abbilden möchtest, ist es wichtig, auch nach dem Pfiff weiter zu fotografieren. Einige der besten Emotionen treten direkt nach dem Spiel auf.
Grafische Fotos.
Grafische Fotos sind nicht so bekannt wie Aktions- und Emotionsfotos, aber sie sind oft die spektakulärsten Aufnahmen. In grafischen Fotos erzählen Fotografen die Geschichte durch bestimmte Details und kleine Momente. Zum Beispiel Detailaufnahmen von Utensilien oder ein Gruppenfoto, auf dem die Fußballspieler alle auf den Trainer gerichtet sind, der gerade seine Rede vor dem Spiel hält.
Es sind die Details, die zur Geschichte beitragen, die du mit der Sportfotografie erzählst – z. B. die Abbildung der Torwarthandschuhe, die allein auf der Bank liegen. Kraftvolle grafische Fotos werden in deinem Portfolio großartig aussehen. Halte also während der Spiele Ausschau nach optisch ansprechenden grafischen Momenten und achte auf die winzigen Details.
So gelingen fantastische Sportaufnahmen.
Es gibt eine wichtige Parallele zwischen Sportfotografien und Sportübungen: das Training.
„Mache es dir am Anfang so einfach wie möglich. Wie beim Lernen einer neuen Sprache gilt es zu erfahren, was es bedeutet, den Sport zu fotografieren, der dich interessiert.“
Fotograf Pete Thompson
Du solltest lernen, wo du als Fotograf bei Sportveranstaltungen am besten stehst, um die Dynamik des Spiels einzufangen. Das erreichst du einzig und allein, wenn du solche Veranstaltungen besuchst, egal ob es sich um das Basketballspiel der Dorfjugend oder ein Profifußballspiel handelt.
Du wirst schnell feststellen, dass deine anfänglichen Gedanken zur besten Position oder Aufnahmetechnik keineswegs für alle Situationen und Sportarten gelten. Beginne mit Probeaufnahmen ohne zusätzliche Sportfotografie-Ausrüstung. So entwickelst du ein Verständnis dafür, welche Herausforderungen das Fotografieren sportlicher Motive mit sich bringt und findest entsprechende Lösungen mit deiner Kamera.
Beleuchtung bei Sportveranstaltungen, im Hallensport und im Studio.
Wenn du Menschen beim Sport im Freien fotografierst, sollte das möglichst zur richtigen Tageszeit passieren. Allerdings bleibt die sorgfältige Auswahl des besten Zeitpunkts leider oft ein Luxus aufgrund der örtlichen und zeitlichen Vorgaben von Live-Veranstaltungen.
Es empfiehlt sich daher, deine Fotos bei Live-Aufnahmen von Sportveranstaltungen direkt vor Ort auf deinem DSLR-Display zu prüfen, was als „Chimping“ bekannt ist. So kannst du grelles Mittagslicht ausgleichen und deine Technik auch an schlechte Lichtverhältnisse beim Hallensport anpassen. Beim Hallensport kannst du außerdem ein Blitzgerät verwenden, solange das Blitzlicht die Sportler nicht ablenkt oder beeinträchtigt.
„Irgendwann fängst du an, das richtige Licht zu sehen. Erst dann verstehst du, wann du etwa einen Stroboskopblitz wirkungsvoll einsetzen kannst. Das lernt man nur durch ständiges Wiederholen und Üben. Suche mit Google nach Beispielen, wie andere Fotografen mit der Ausleuchtung umgehen. Das wendest du dann je nach Bedarf auch auf deine Arbeit an.“
Fotograf Brendan Coughlin
Bedenke die speziellen Herausforderungen der Sportfotografie. Die Reflektoren auf Sportkleidung sind beispielsweise nur sichtbar, wenn das Licht sie genau im richtigen Winkel trifft, man kennt das als Autofahrer mit den Frontscheinwerfern.
„Wir verwenden einen Ringblitz am Kameragehäuse. Dadurch fängt die Kamera diese Reflexionen aus jedem Winkel ein. Das Blitzlicht leuchtet einfach immer, stört aber die Umgebung kaum.“
Fotograf Brendan Coughlin
Die richtige Kamera für Sportaufnahmen nutzen.
Welche Kamera für Sportaufnahmen ist die richtige? Wenn es um Sportfotografie geht, werden DSLR-Kameras am häufigsten von Fotografen verwendet. Eine der beliebtesten Alternativen sind spiegellose Kameras, die leichter und kleiner als die meisten DSLR-Kameras sind.
Du benötigst auf jeden Fall eine Kamera, mit der du deine eigene Verschlusszeit einstellen kannst. Zudem muss sich der Autofokus der Kamera möglichst schnell nachfokussieren.
„Ich verwende grundsätzlich lieber eine etwas schwerere DSLR-Kamera als eine spiegellose Kamera. Die DSLR hat einen optischen Sucher, während spiegellose Kameras einen elektronischen Sucher haben, der eine konstante Stromversorgung benötigt.”
Fußballfotograf Sascha Steinbach
Die richtigen Kameraeinstellungen für Sportfotografie wählen.
- Die Belichtungszeit. Das ist die Geschwindigkeit, mit der sich der Verschluss deiner Kamera schließt – sie wird daher auch Verschlusszeit genannt. Eine kurze Belichtungszeit erzeugt eine kürzere Beleuchtung. Im Gegensatz dazu ermöglicht eine lange Verschlusszeit das Fotografieren von Abläufen und führt zu Unschärfe. Für die Sportfotografie benötigst du eine kurze Verschlusszeit, empfohlen wird hier 1/500 Sekunde.
- Die Brennweite. Sie wird in Millimetern gemessen und gibt somit den Abstand zwischen Linse und Brennpunkt an. Damit wird der Bildausschnitt eingegrenzt und der Rahmen des Motivs deiner Fotos festgelegt. In der Sportfotografie ist ein Objektiv mit einer Brennweite von mindestens 200mm empfehlenswert, besser noch 400mm. Am besten sind Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten, um deine Live-Sportaufnahmen den Gegebenheiten anzupassen. Außerdem brauchst du ein Zoomobjektiv, um die entsprechenden Details einzufangen.
- Die Tiefenschärfe. Hier wird das Spiel zwischen Schärfe und Unschärfe bestimmt. Arbeite mit kleinen Blendenwerten, also mit großen Blendenöffnungen. So kannst du dein Motiv in den Mittelpunkt stellen. Sportfotos haben meist eine sehr geringe Schärfentiefe.
- Schwenkfotografie. Du kannst bewusst Kameraschwenks für bessere Aktionsfotos einsetzen, denn diese ermöglichen dir, sich bewegende Motive einzufangen, während der Hintergrund unscharf wird. So vermittelst du mit deinen Aufnahmen Bewegung. Mit einem Einbeinstativ kannst du deine Kamera beim Schwenken ruhig halten.
Hole mit Lightroom das Beste aus deinen Fotos heraus.
Bearbeite deine Sportfotos mit Adobe Lightroom, um ihnen das gewisse Etwas zu verleihen und dich von anderen abzuheben. Von der einfachen Aufwertung der Kontraste und der Sättigung bis zu außergewöhnlichen Änderungen von Farben oder Hintergründen ist alles möglich.
Erste Schritte in der Sportfotografie.
Am Anfang steht immer der Wunsch, Sport auf Fotos festzuhalten. Du verbesserst dich und knüpfst Kontakte. Egal, ob du Aufnahmen beim Profisport oder beim örtlichen Breitensport machst. Thompson empfiehlt dazu:
„Die Leidenschaft für den Sport steht an erster Stelle. Du nimmst eine Kamera in die Hand und widmest dich einer Sportart. Ich habe das Skateboard immer geliebt, auch wenn ich nie der beste Skateboarder war. Aber als ich dann eine Kamera in die Hand nahm und anfing, das auszudrücken, lernte ich viele wirklich gute Skateboarder kennen. So bin ich zu den Skateboardmagazinen gekommen.“
Wie wird man Sportfotograf?
Du bist sportbegeistert und fotografierst gerne? Da liegt es nahe, beides zu verknüpfen. Doch wie wird man ein professioneller Sportfotograf?
Wichtig ist es, einen persönlichen Zugang zu den Sportarten zu haben, die man fotografieren möchte. Nur wenn du selbst mit Begeisterung dabei bist und die Sportart und ihre Eigenheiten kennst, kannst du die wichtigsten Elemente der Sportart auch in Bildern festhalten und die verbundenen Emotionen einfangen.
Ein konkretes Verständnis fotografischer Grundlagen ist eine Voraussetzung in der Sportfotografie. Du solltest das Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO verstehen und in der Lage sein, diese vor Ort spontan zu ändern und anzupassen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Dabei können die Aufnahmebedingungen je nach Sportart stark variieren, je nachdem, ob sie drinnen oder draußen stattfinden und wie die Wetterverhältnisse sind.
Professionelle Sportfotografen sind von besonders leistungsfähiger und teurer Technik abhängig, um auch unter widrigen Bedingungen und allen Licht- und Wetterverhältnissen überzeugende Bilder zu machen.
„Ich habe einfach an der Tür des Fotografen geklingelt, für den ich arbeiten wollte, und sagte: ‚Lass mich deinen Fußboden wischen, lass mich deinen Kaffee machen.‘ Zwei Monate später sagte er: ‚Wir haben da ein Shooting. Komm und arbeite zwei Tage mit.‘ Am Ende wurden vier Tage daraus. Anschließend haben wir 40 Tage am Stück zusammengearbeitet und daraus wurden vier Jahre.“
Sportfotograf Brendan Coughlin
Du wirst im Laufe der Zeit Erfahrung und Selbstvertrauen aufbauen. Irgendwann werden sich Chance bieten, das Portfolio zu erweitern und du kannst Beziehungen nutzen, um immer weitere Aufträge zu bekommen.
Häufig gestellte Fragen.
Welche Regeln gibt es für Sportfotografen?
Der Veranstalter kann frei darüber entscheiden, ob und in welcher Form Fotos auf dem Gelände der Sportveranstaltungen aufgenommen und später veröffentlicht und verwertet werden dürfen. Das Recht am eigenen Bild gilt also auch für Sportler: Erst mit einem gewissen Bekanntheitsgrad wird aus einem Sportler eine öffentliche Person. Es ist zudem zu beachten, dass große Veranstaltungen den Zutritt der Fotografen in der Regel über einen Presseausweis reglementieren und Einladungen hierzu versenden.
Welche Verschlusszeit für Sportaufnahmen?
Für die Sportfotografie gilt der Richtwert von mindestens 1/500 Sekunde, denn um die Bewegungen der Sportler einzufrieren, brauchst du eine kurze Verschlusszeit. Auch noch kürzere Verschlusszeiten sind möglich. Lange Verschlusszeiten führen neben Verwacklungen der Kamera, auch zu Bewegungsunschärfe. Du kannst dagegen gezielt eine lange Verschlusszeit wählen, um genau den Effekt der Bewegungsunschärfe zu erzeugen.
Welcher Fokus bei Sportaufnahmen?
Der Autofokus der Kamera muss sich möglichst schnell nachfokussieren, denn Sportler bewegen sich in der Regel und das meist sehr schnell. Alternativ kannst du den Multifokus einstellen. Die Kamera sucht sich so das schärfste Motiv selbst heraus. Oder du hilfst manuell nach, besonders dann, wenn die Kamera nicht das scharf stellt, was du möchtest.
Welches Objektiv für Fußballfotos?
Wenn du Fußballspiele fotografierst, eignet sich ein 400-mm-Objektiv am besten. Mit 400 mm am Vollformat kannst du beinahe alle Aktionen in der eigenen Hälfte des Spielfeldes formatfüllend abdecken. Zudem ist die Lichtstärke ein wichtiges Kriterium. Dank der Offenblende von f/2.8 hast du so auch genug Reserven bei Flutlichtspielen.
Unsere Experten.
Folgende Fotografen haben uns bei diesem Artikel mit ihren Expertenkommentaren unterstützt:
- Pete Thompson ist ein Fotograf aus den USA, der zwischen New York City, Los Angeles und San Francisco pendelt. Er fotografiert gerne Menschen und hat sich auf die Sport-, Lifestyle- und Porträtfotografie spezialisiert.
- Brendan Coughlin fokussiert sich als Fotograf vorwiegend auf Lifestyle- und Sportfotografie sowie auf Modeshootings. Brendan lebt in den USA.
- Sascha Steinbach ist professioneller Fußballfotograf für die epa und fotografierte schon viele Fußballspiele in Deutschland und der Welt für FIFA, UEFA, DFB und DFL.
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