Comic-Kunst.

Ob Superhelden-Comic oder Graphic Novel – ein erfolgreicher Comic-Zeichner weiß, wie man eine Story Bild für Bild entwickelt.

Comic-Zeichnung des fliegenden Thor mit Hammer

Grundlagen der bildlichen Erzählkunst.

Comics sind eine kommerzielle Kunstform mit unterschiedlichen Genres und Stilen – von den traditionellen Superhelden-Storys des Mitschöpfers der Spider-Man-Comics Steve Ditko über Raina Telgemeiers autobiografische Coming-of-Age-Story Smile zu Goseki Kojimas Manga Lone Wolf & Cub. Alle Comics haben eines gemeinsam: Sie erzählen eine Geschichte in einer Folge von Bildern – daher auch der Begriff „sequenzielle Bilderzählung“. Auch wenn du nur das Cover entwerfen möchtest, ist es wichtig, dass du mit den Grundprinzipien dieser Erzählform vertraut bist. Nur so kannst du dich im hart umkämpften Comic-Markt durchsetzen.

 

Basics vor Batman.

„Für Comics benötigst du Kenntnisse in drei Kernbereichen“, erläutert Comic-Zeichner und Zeichenlehrer Phillip Sevy. „Menschliche Anatomie, Perspektive und visuelles Storytelling.“ Nur mit fundierten Kenntnissen in diesen drei Bereichen kannst du hoffen, deine Comics bei renommierten Verlagen wie Marvel und DC Comics unterzubringen.

 

In Anatomie-Zeichenkursen lernst du, wie du den menschlichen Körper in verschiedenen Posen zeichnest – z. B. fliegend, fallend, laufend oder plaudernd. Figuren mit übertriebenem Körperbau sind in Comics zwar üblich. Ein Beispiel ist der klassische Stil von Jack Kirby, Mitgestalter von Captain America. Auf die richtigen Proportionen legen Redakteure oder Verleger dennoch großen Wert.

Bleistiftskizze einer nackten Frau von hinten mit drapiertem Tuch
Körperzeichnung eines sich nach hinten lehnenden, sitzenden Mannes

Comic-Zeichner müssen auch gut im Zeichnen von Kulissen sein, z. B. Straßenansichten, Verhörräume und sogar Sci-Fi-Raumstationen, und ihre Charaktere korrekt in diesen Umgebungen platzieren. Zeichenprogramme wie Adobe Fresco und Adobe Photoshop Sketch verfügen über eine Perspektivenraster-Funktion. Damit kannst du ein Perspektivenraster mit zwei Punkten oder Grafikraster über deine Zeichnung legen, die dir helfen, Objekte perspektivisch korrekt darzustellen. „Verwende Fotos und Bilder als Vorlage“, schlägt Jan Bartel vor. „Zeichne Elemente, die zu deinem geplanten Hintergrund passen, einfach nach. So kommst du schneller voran.“

Screenshots und Aufnahmen eines Tutorials für 3D-Zeichnen auf dem iPad

Zeichnen mit Perspektivenraster.

Sieh Kyle T. Webster beim Zeichnen eines Roboters mithilfe eines Perspektivenrasters zu.

 

Storytelling-Kompetenz.

Ein Comic erzählt eine Story in einer Sequenz von Einzelbildern – sogenannten „Panels“. Das sind die Rechtecke, die die einzelnen Szenen enthalten. Selbst ein einfacher Comicstrip mit 3 Panels erzählt eine fortlaufende Geschichte vom ersten bis zum letzten Panel. Bei Animationsfilmen bilden die einzelnen Illustrationen die Bewegungen ab, die von Sekunde zu Sekunde passieren. Wenn du zum ersten Mal aufeinanderfolgende Panels zeichnest, wirst du merken, wie viel zwischen zwei Panels geschehen darf, ohne den Betrachter zu verwirren. Es ist beispielsweise sofort nachvollziehbar, was passiert ist, wenn zwei Personen im ersten Panel Essen an der Theke bestellen und im nächsten Panel am Tisch sitzen. Wie Personen in zwei Panels von der Erde auf den Mond gelangen, ist vielleicht weniger verständlich.

„Gute Comic-Künstler zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Storys verständlich kommunizieren können.“

„Gute Comic-Künstler zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Storys verständlich kommunizieren können – auch wenn andere vielleicht bessere Illustratoren sind“, erklärt Andy Schmidt, ehemaliger Redakteur bei Marvel Comics und Gründer der Online-Akademie Comics Experience. Die Storytelling-Fähigkeiten eines Comic-Zeichners zeigen sich darin, wie die Panels auf einer Seite angeordnet und Handlungen in den einzelnen Frames dargestellt werden. Comic-Zeichner verwenden zunächst minimalistische Storyboard-Layouts, um die Story auszuarbeiten, bevor Hintergrund und Figuren vollständig gezeichnet werden. Anschließend werden die Skizzen in Seiten mit vollständig illustrierten Panels umgewandelt.

Layout-Skizze des fliegenden Superhelden Thor

Was in jedem Panel gezeichnet wird, ist eine wichtige Entscheidung. Die richtige Wahl macht deutlich, wo mehrere Figuren im Verhältnis zueinander stehen, auch wenn der Zeichner den Blickwinkel während einer Szene ändert. Was funktioniert, kannst du dir von den Comics von Profis wie Frank Miller, Walt Simonson, Marie Severin und Stan Sakai abschauen. Eine großartige Referenz für angehende Comic-Zeichner ist auch 22 Panels that Always Work (22 Panels, die immer funktionieren) von Wally Wood .

 

Einstieg in die Comic-Branche.

Mit den Kassenrekorden jedes neuen Avengers-Films und zahlreichen für TV-Shows adaptierten Graphic Novels ist es nicht einfach, einen Einstieg in die Branche zu finden. Sich als Anfänger durchzusetzen, erfordert harte Arbeit und Durchhaltevermögen. Es kann Jahre dauern, einen kleinen Job bei einem großen Verlag zu ergattern. Um eine Ikone wie Wonder Woman zeichnen zu dürfen, musst du vielleicht ein weiteres Jahrzehnt investieren. Dein erster Comic ist aller Wahrscheinlichkeit nach eine selbst veröffentlichte Kurzgeschichte. Aber jedes Projekt bringt dich voran. Hier sind einige wichtige Dinge, die du wissen solltest:

1. Online-Präsenz: Um eingestellt zu werden oder in der Comic-Community auf dich aufmerksam zu machen, musst du der Welt deine Arbeiten zeigen. Präsentiere deine besten Werke in einem Online-Portfolio, das deinen persönlichen Stil zur Schau stellt. Richte auch Social-Media-Accounts ein, und tritt Communitys wie Behance bei.

2. Networking: Für Comic-Zeichner in New York war es vorteilhaft, dass DC Comics und Marvel dort ihren Hauptsitz hatten. Dank Social Media, E-Mail und Comic-Messen spielt der Wohnort eines Zeichners heute keine große Rolle mehr. Wenn dir Reisen zum Aufbau von Kontakten zu teuer sind, kannst du digitale Kanäle nutzen. Viele Comic-Zeichner sind Freelancer, und Redakteure und Verleger knüpfen häufig Geschäftskontakte online.

3. Portfolio-Reviews: Auf bestimmten Messen bieten Verleger Portfolio-Reviews an. Bevor du dich für eine solche Review anmeldest, zeige dein Portfolio anderen Künstlern, um konstruktives Feedback einzuholen. Portfolio-Reviews sind eine gute Gelegenheit, dein Portfolio beurteilen zu lassen und mit Redakteuren oder Verlegern in Verbindung zu treten. Stelle aber sicher, dass du vorher alle etwaigen Problemstellen ausgebügelt hast. „Dein Portfolio sollte mehrere Seiten mit sequenziellen Zeichnungen enthalten, die deine Storytelling-Fähigkeiten unter Beweis stellen“, sagt Schmidt. „Vorteilhaft ist es auch, wenn du das zugehörige Skript beifügst. So kann der Prüfer nachvollziehen, wie gut du die Story umgesetzt hast.“

4. Self-Publishing: Für Einsteiger ist es sinnvoll, sich durch selbst veröffentlichte Comics eine Reputation aufzubauen. Anhand einer kompletten Story kann ein Redakteur oder Verleger deine Fähigkeiten besser beurteilen. Du kannst digitale Comics oder Webcomics selbst erstellen oder dich mit einem Autor zusammentun. Mit Crowdfunding verdienst du sogar Geld. Die Crowdfunding-Revolution hat viele selbst veröffentlichte Comic-Anthologien hervorgebracht und eine alternative Plattform zum Publizieren und Vermarkten von Comics eröffnet.

Erfahre mehr über die Karrieren von Gene Luen Yang und Nicola Scott in der Comic-Branche.

Bild von einer Seite eines Comic-Buchs mit Illustrationen

Sonstige künstlerische Tätigkeiten im Comic-Bereich.

Über das sequenzielle Storytelling auf den Seiten eines Comics oder einer Graphic Novel hinaus gibt es noch weitere berufliche Laufbahnen in diesem Sektor.

 

  • Cover-Artist: Man sagt zwar, dass man ein Buch nie nach seinem Einband beurteilen soll. Für die Comic-Branche gilt das definitiv nicht. Auf einem Regal voller neuer Comics kommt es auf das Cover an. Die richtige Komposition ist entscheidend. Mache dich kundig, wie du das Hauptmotiv klar hervorhebst. „Ich wollte unbedingt Cover designen. Deshalb habe ich alles gegeben, um Illustrationen zu erstellen, die wie Cover-Art aussehen“, sagt Bartel.

 

  • Tuschezeichner („Inker“): Bei einer traditionellen Comic-Publikation skizziert ein Vorzeichner („Penciller“) die Seiten, die die Story erzählen, und übergibt sie dann zur Fertigstellung an den Tuschezeichner. Beim Überzeichnen der Stiftskizzen professioneller Künstler entwickelt man ein Gefühl dafür, wie Stimmung und Charakter durch den Inking-Prozess verändert werden können.

 

  • Kolorist: Das sind Spezialisten, die Schwarz-Weiß-Bilder einfärben und so für mehr Dynamik und Emotion auf Comic-Seiten oder dem Cover sorgen. Ein guter Kolorist kann die Ausdruckskraft jedes Projekts beeinflussen und den Comic-Zeichner unterstützen. Talentierte Koloristen sind daher gefragt.

 

  • Letterer: Sie geben Text in Sprechblasen ein. Sie sind Experten für Typografie und Handlettering. Mit den von ihnen erstellten Schriften legen sie den Stil jedes Projekts fest. Letterer fügen Comics auch Sound-Effekte hinzu – vom Wolverine-Klassiker SNIKT! zu jedem KLONK oder BOING.

 

  • Designer: Auf dem Cover und den Seiten jedes Comic-Buchs bzw. jeder Graphic Novel sind Design-Elemente erforderlich – vom Logo bis zum Impressum. Comic-Kunst braucht einen passenden Rahmen. Und diesen Rahmen gestaltet der Buch-Designer.

 

In einem Medium, das so vielfältig ist wie seine Helden, gibt es Platz für jeden Stil. Arbeite an deinen Skills in Anatomie, Perspektive und visuellem Storytelling, um deinen persönlichen Stil zu entwickeln.

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