Fotografieren mit Doppel- und Mehrfachbelichtung.

Fotos mit mehrfacher Belichtung können künstlerische Grenzen sprengen. Mit einem Programm zur digitalen Fotobearbeitung stehen dir sogar noch mehr Möglichkeiten offen.

Doppelt belichtetes Bild einer durchsichtig wirkenden Frau mit Bergen im Hintergrund

Der geschichtliche Hintergrund der Doppelbelichtung.

Heutzutage kannst du mit Fotobearbeitungs-Software ganz einfach doppelt belichtete Fotos erstellen. In der Vergangenheit war das jedoch deutlich komplizierter. „Früher hat man für eine Doppelbelichtung ein Bild auf Fotofilm aufgenommen“, erläutert der Fotograf und Dozent Ben Long. „Anstatt einen neuen Film einzulegen oder die Filmrolle weiterzudrehen, hat man einfach eine weitere Aufnahme gemacht, sodass beide übereinander lagen. Damals war das ein besonderer Effekt, der auf das Publikum wild und surreal wirkte.“

 

Aufnahmen mit Mehrfachbelichtung gehören zu den frühesten Spezialeffekten in der Fotografie. Mit dieser Methode konnten Bilder geschaffen werden, die es in der Natur nicht gab. Da man inzwischen an bearbeitete Bilder gewöhnt ist, ist der Reiz des Neuen längst verflogen. Doppelbelichtungen sind jedoch weiterhin eine kreative Option für unverwechselbare und aussagekräftige Bilder. Das Ergebnis sind oft recht abstrakte Bilder, die sich gut für das Verständnis von Kompositionen eignen.

 

Doppelbelichtung in der analogen Fotografie.

Ob digital oder analog: Um bessere Ergebnisse zu erhalten, solltest du wissen, wie die Doppelbelichtung auf Fotofilm funktioniert. Dabei gibt es zwei Verfahren: doppelte Belichtung in der Kamera oder doppelte Belichtung in der Dunkelkammer.

 

In der Kamera.

Bei Doppelbelichtung in der Kamera wird derselbe Filmabschnitt zweimal belichtet. Bei den meisten Kameras musst du den Film vor der zweiten Aufnahme zurückdrehen, weil die Rolle nach jeder Aufnahme automatisch um ein Bild weitertransportiert wird. 

 

„Der erste Versuch einer Doppelbelichtung ist vermutlich noch nicht erfolgreich. Du musst eine ganze Weile herumexperimentieren.“

 

Bei einer Doppelbelichtung in der Kamera musst du die Aufnahmen gewissermaßen übereinander stapeln. Das Licht der zweiten Aufnahme wirkt sich auch auf die erste Aufnahme aus und verdunkelt sie. Das musst du bei der Einstellung von Blende und Belichtungszeit berücksichtigen. Um ein Ausbrennen des finalen Bilds zu vermeiden, sollten beide Einzelaufnahmen unterbelichtet sein. Alles aufeinander abzustimmen, ist ziemlich kompliziert. „Der erste Versuch einer Doppelbelichtung ist vermutlich noch nicht erfolgreich“, meint Long. „Du musst eine ganze Weile herumexperimentieren.“ Sorgfältige Planung ist für eine erfolgreiche Doppelbelichtung unerlässlich. Nimm dir genügend Zeit für die Visualisierung des endgültigen Bilds, und achte auf alle Details.

 

Nimm mehrere ähnliche Doppelbelichtungen auf derselben Filmrolle auf, sodass du zwischen verschiedenen Versionen wählen kannst. „Du siehst das Ergebnis ja erst, nachdem der Film entwickelt wurde“, sagt Fotograf Shawn Ingersoll.

Foto von zwei Hirsch-Silhouetten mit Waldüberlagerung

In der Dunkelkammer.

Die Doppelbelichtung in der Dunkelkammer funktioniert etwas anders. Du belichtest das lichtempfindliche Fotopapier mehrmals im Vergrößerungsgerät. Das ist ein spezieller Projektor, der Licht durch das Fotonegativ projiziert. Dieses Verfahren ist etwas einfacher als das in der Kamera, denn du arbeitest mit normal belichteten und entwickelten Negativen. Außerdem kannst du Position und Winkel der Negative im Vergrößerer verändern. Durch diese zusätzliche Flexibilität kannst du mit der Deckkraft jeder Ebene experimentieren, indem du die Menge des Lichts änderst, dem das Fotopapier ausgesetzt wird. Das erste Negativ benötigt meistens mehr Zeit im Vergrößerer, während für das zweite möglicherweise nur einige Sekunden erforderlich sind.

 

Wahrscheinlich erhältst bei der ersten Doppelbelichtung in der Dunkelkammer noch nicht das gewünschte Ergebnis. Du brauchst also vor allem Geduld. Long empfiehlt Anfängern, zuerst nur mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu arbeiten und sich mit den Funktionen der Kamera vertraut zu machen. „Beginne mit ganz einfachen Szenen. Suche nach einer möglichst leeren Umgebung, und positioniere darin ein Element. Kombiniere das mit einer anderen leeren Umgebung und einem Element an einer anderen Stelle. Beim Zusammenfügen der Komposition lernst du die Funktionsweise der Belichtung immer besser kennen.“ Das Experimentieren mit Licht und Schatten ist eine gute Methode zum Sammeln von Erfahrungen für Kompositionen mit Doppelbelichtung. Das gilt für den Prozess in der Kamera genauso wie für den in der Dunkelkammer.

 

Doppelbelichtung in der digitalen Fotografie.

Mit digitaler Fotografie und Fotobearbeitungs-Software sind Mehrfachbelichtungen wesentlich einfacher. „Jetzt kann man ein Foto viel wirkungsvoller kombinieren als bei Doppelbelichtung in der Kamera“, sagt der erfahrene Fotograf Carli Davidson. „Man kann sogar mit Bildern arbeiten, die zu verschiedenen Zeiten oder an unterschiedlichen Orten aufgenommen wurden.“

 

Manche Digitalkameras haben eine Einstellung für Doppelbelichtung. Die Optionen und Tools variieren jedoch je nach Modell, und bei älteren Kameras können sie völlig fehlen. Aber durch die Flexibilität von Fotobearbeitungs-Programmen können Fotografen und Künstler ihre kreativen Möglichkeiten voll ausschöpfen. Ingersoll erläutert: „Du nimmst einfach zwei digitale Fotos und legst sie übereinander. Mithilfe von Mischmodi, Transparenzen und Maskierung erhältst du ein Bild mit Doppelbelichtung.“

Doppelbelichtung einer Tänzerin auf einer Straße und einem Blumenbild
Doppelbelichtung einer Frau in zwei verschiedenen Posen; blaue und rote Überlagerung

Experimentieren mit Transparenz.

Um durch digitale Bearbeitung einen Doppelbelichtungseffekt zu erzielen, musst du die Aufnahmen auf separaten Ebenen übereinanderstapeln und anschließend mit der Transparenz und Deckkraft des obersten Bilds spielen. Die Deckkraft legt fest, wie viel Licht blockiert wird. In Photoshop kannst du die Deckkraft der Ebenen, Filter und Effekte so verändern, dass das darunter liegende Bild durchscheint.

 

Maskieren für Einsteiger.

Mithilfe von Ebenenmasken lassen sich Teile einer Ebene verbergen, ohne sie dauerhaft zu entfernen. Wenn ein Bereich auf einem Bild merkwürdig aussieht, wenn es auf das untere Bild überlagert wird, ist eine Maskierung eine gute Lösung. Die Maskierung gibt dir mehr Flexibilität als das dauerhafte Löschen des unerwünschten Bildteils. Bei Bildkompositionen und Doppelbelichtungen ist das Maskieren besonders nützlich.

 

Grundlagen des Mischens von Ebenen.

„Du musst dir keine Sorgen machen, ob du die Filmrolle an die korrekte Position zurückgespult hast“, sagt Long zum Thema Doppelbelichtung mit Fotobearbeitungs-Programmen. „Du hast so viel mehr Kontrolle über das Mischen der Aufnahmen. Du kannst Optionen nutzen, die dir in der Dunkelkammer fehlen.“ Mischmodi steuern, wie sich ein Zeichen- oder Bearbeitungswerkzeug auf die Pixel eines Bilds auswirkt. Anstelle von Abwedeln und Nachbelichten in der Dunkelkammer kannst du die Aufnahmen bei digitaler Bildbearbeitung auf Pixelebene zusammenführen.

 

Tutorials zum Thema.

Sobald du die Grundlagen verstanden hast, kannst du erfolgreich ein Foto mit Doppelbelichtung oder eine Bildkomposition erstellen. Oft sind dabei nur minimale Anpassungen nötig.

 

  • Doppelbelichtungseffekt erstellen: In diesem Tutorial erfährst du, wie du durch die Kombination zweier Bilder die visuelle Wirkung verstärkst und ein Foto mit Doppelbelichtung erhältst.

 

 

 

Auf die Frage, wie man am besten eine Doppelbelichtung mit nachhaltiger Wirkung erreicht, antwortet Long: „Es gibt keine Regeln. Du kannst tun, was immer du willst.“ Nutze deine Kreativität. Experimentiere mit neuen Techniken – analog oder digital. Lasse dich nicht entmutigen, wenn die ersten Versuche mit Doppelbelichtung nicht perfekt sind. Wie bei vielen Dingen ist auch hier Zeit und Übung erforderlich.

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