Grafische Equalizer erklärt: Tipps und Einstellungen.

Mit einem graphischen Equalizer kannst du Sound optimieren und noch mehr aus Tonaufnahmen oder Live-Performances herausholen. Hier erfährst du, wie genau Equalizer funktionieren und welche verschiedenen Arten es gibt. Gleichzeitig erhältst du praktische Tipps von unseren Experten: der Produzentin und Tontechnikerin Lo Boutillette und dem Produzenten und Toningenieur Gus Berry.

Mann stellt Einstellungen ein (Schwarz-Weiß-Bild)

Was ist ein graphischer Equalizer?

 

Ein graphischer (oder manchmal auch „grafischer“) Equalizer ermöglicht es dir, den Ton durch Verstärken oder Absenken von bestimmten Frequenzen zu verändern. Er wird häufig in der Sound- und Musikproduktion verwendet.

 

Ein Instrument erzeugt z. B. einen Sound, der sich aus vielen verschiedenen Frequenzen zusammensetzt. Dieses Frequenzspektrum verleiht jedem Instrument eine charakteristische Klangfarbe, das sogenannte Timbre. Mit dem graphischen Equalizer kannst du diese einzelnen Frequenzen anheben oder absenken und somit das Timbre beeinflussen.

Frequenz eines Sounds grafisch dargestellt

Was heißt Equalizer?

 

Equalizer leitet sich von dem englischen Wort „equalize” (ausgleichen, gleichmachen, entzerren) ab. Ein Equalizer ist also ein „Ausgleicher”, obwohl die deutschen Bezeichnungen Entzerrer oder Filter geläufiger sind. 

 

Im Grunde ist ein Equalizer also ein Signalprozessor, der Audiosignale entzerren und verändern kann. Er wird oft auch als EQ abgekürzt.

Wofür kannst du einen graphischen Equalizer verwenden?

Es gibt Equalizer mit verschiedenen Bauart- und Bedienkonzepten. Zwei davon stellen wir dir hier im Vergleich vor: den graphischen und den parametrischen Equalizer.

 

1. Podcasts.

 

Du brauchst das passende Equipment und ein wenig Know-how, aber im Grunde kann jeder seinen eigenen Podcast erstellen. Mit einem Equalizer kannst du deiner Aufnahme dann noch den nötigen Feinschliff verleihen.

Sound grafisch in grünen Farben dargestellt

2. Musik. 

 

Wenn man den Sound mehrerer Instrumente mischt, überlagern sich einige Frequenzen. Auf diese Weise entsteht die Musik eigentlich erst. Es kann aber sein, dass einige Frequenzbereiche zu überfüllt, zu laut oder zu unharmonisch sind. Damit nicht das ganze Musikstück darunter leidet, verwendet man den Equalizer. 

 

Lies mehr dazu in unserem Leitfaden zum Musikmischen.

Guitar_player

3. Videos. 

 

Auch den Sound deiner Videos kannst du mit einem graphischen Equalizer optimieren. Natürlich kannst du auch hier die Stimmen besser herausarbeiten, aber Videos sind auch eine gute Möglichkeit, um den Equalizer kreativ einzusetzen.

meeting_recording

Graphise Equalizer

„Das Coole an grafischen EQs ist, wie einfach sie sind.“

            Produzent und Tonginenieur Gus Berry

 

Man spricht von einem graphischen Equalizer, da man an der Position der Regler den Verlauf der Frequenzkorrektur „grafisch“ ablesen kann. Dank dieser Equalizer-Grafik hast du Veränderungen also immer im Blick. 

 

Für wen sind diese Equalizer geeignet?

 

Graphische Equalizer werden häufig von Live-Tontechnikern verwendet, wenn kein Digitalpult zur Verfügung steht. Einen 31-Band-Equalizer kann man einsetzen, um eine PA-Anlage an die Gegebenheiten des Veranstaltungsortes anzupassen. 

 

Sie sind großartige Hilfen, um Schwächen in der Raumakustik zu kompensieren. Du findest graphische Equalizer, aber auch in höherwertigen Stereoanlagen und im Outboard-Equipment im Tonstudio. 

stereo

Parametrische Equalizer. 

Während du bei einem graphischen Equalizer mit festgelegten Frequenzwerten und Bandbreiten arbeitest, ermöglicht ein parametrischer Equalizer dir eine vollständige Steuerung der Einstellungen:

  • Mit einem semiparametrischen Equalizer kannst du die Frequenz und Amplitudenänderung (Gain) frei wählen und gezielt kontrollieren. 
 
  • Beim vollparametrischen Equalizer kommt auch noch die Filtergüte (Q) hinzu. 

In der Praxis bedeutet das, dass du ein Frequenzband „durchfahren“ und störende Frequenzen herausfiltern kannst.

 

Für wen sind diese Equalizer geeignet?

 

Diese Art Equalizer findet häufig Verwendung in Tonstudios und wird in Channel Strips und Mischpulte eingebaut.

mixer_closeup

Weitere EQ_Arten.

  • Shelving EQ. Mit ihm kannst du hohe und tiefe Frequenzen einstellen. Ab einer bestimmten Grenzfrequenz werden alle Frequenzen auf dem verbleibenden Frequenzband, die darüber (High-Shelf) bzw. darunter (Low-Shelf) liegen, gedämpft oder verstärkt.Die dadurch entstehende Regelkurve erinnert in ihrer Form an einen Kuhschwanz, weshalb man diesen Equalizer auch Kuhschwanzfilter nennt. Ein weitverbreitetes Beispiel für einen Shelving-EQ sind die Bass- und Treble-Regler an einer Stereoanlage. 
 
  • Peak EQ. Der Peak Equalizer kann bestimmte Frequenzen anheben oder absenken. Er wird auch Glocken- oder Bell-Filter genannt, da seine Nutzung eine Glockenform im Frequenzgang zur Folge hat.
 
  • High-Pass-Filter (Hochpassfilter). Er lässt alle Frequenzen durch, die über einer eingestellten Kennfrequenz liegen. Frequenzen, die darunter liegen, werden weggeschnitten.
 
  • Low-Pass-Filter (Tiefpassfilter). Er lässt alle tiefen Frequenzen durch und schneidet hohe Frequenzen weg. 

Was kann ein EQ nicht?

 

Leider hat auch ein EQ seine Grenzen und kann nicht jede Tonaufnahme retten. Folgende Dinge kann ein EQ nicht erreichen:

 

  1. Hallende Geräusche. Er kann eine schlechte Sprachverständlichkeit bedingt durch Hall, Hintergrundgeräusche oder auch durch einen zu großen Abstand zwischen Sprecher und Mikrofon nicht verbessern. 

  2. Echos. EQ können Echos, wie sie etwa in Telekonferenzsystemen vorkommen, nicht verhindern.

  3. Grundrauschen. Wenn es ein Grundrauschen gibt, kann der EQ dieses nicht reduzieren.

  4. PA-Systeme. Er kann die Audioqualität eines schlechten PA-Systems nicht verbessern.

  5. Verzerrungen. Übersteuerte Verstärker können verzerrt klingen, allerdings kann ein Equalizer leider nichts dagegen ausrichten.

Warum solltest du einen graphischen Equalizer benutzen?

 

Die Bearbeitung von Audiosignalen kann einen ähnlichen Effekt erzielen wie das Begradigen und Freistellen von Fotos – nur nicht auf visuelle Art, sondern akustisch. Die Bearbeitung gibt dir viele verschiedene Möglichkeiten:

 

  1. Vermische verschiedene Sounds und Instrumente. 

  2. Füge Sounds wie Gesang ein.

  3. Hebe ein bestimmtes Instrument hervor.

  4. Verbessere die Klangfarbe eines Instruments.

  5. Kreiere außergewöhnliche Effekte, z. B. eine Telefonstimme.
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Wie veränderst du die Einstellungen?

 

Wie du die Einstellungen veränderst, hängt davon ab, was du erreichen möchtest. Für einen Podcast ist es z. B. sinnvoll, den oft unnötig starken Bass zu reduzieren, indem du den Low-Cut-Filter verwendest und Frequenzen unter einem bestimmten Richtwert, z. B. 80 Hz herausfilterst. Für noch mehr Präsenz kannst du den Frequenzbereich im 5000-Hz-Bereich um +2 bis +3 dB verstärken.

„Du kannst an einem der festen Frequenzpunkte entweder nach oben oder nach unten gehen. Wenn du etwas verstärkst und dir der Klang nicht gefällt, senkst du es ein wenig ab. Wenn du etwas absenkst und die ganze Fülle des Klangs verschwindet, solltest du es vielleicht unverändert lassen oder sogar noch etwas mehr verstärken.“

         Gus Berry

                    

graphic_display

Was ist akustisches Feedback?

 

Akustisches Feedback wird auch Rückkopplung genannt. Es entsteht, wenn ein Mikrofon sein eigenes verstärktes Ausgangssignal erneut aufnimmt, während es über einen Lautsprecher wiedergegeben wird.

 

Es gibt mehrere Möglichkeiten, akustisches Feedback zu verhindern, z.B. indem du den Abstand zwischen Lautsprecher und Mikrofon möglichst groß hältst. Eine weitere Option sind graphische Equalizer, die die Feedback-Frequenzen abschwächen können.

Professionelle Sound-Bearbeitung mit Adobe Tools.

 

Wenn du lernst, wie man Ton richtig aufzeichnet und mischt, kann das bei deinem Ergebnis einen großen Qualitätsunterschied aufzeigen. Es ist bei der Bearbeitung aber auch Vorsicht geboten, denn:

„Wenn man die hohen Töne herunterzieht, besteht immer die Gefahr, dass man die Klarheit der menschlichen Stimme verliert. Man muss feinfühlig sein“.

        Produzentin und Tontechnikerin Lo Boutillette

 

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Sound-Nachbearbeitung.

 

Tools wie Adobe Audition erlauben es dir, dein Audiomaterial zu bereinigen, zu restaurieren oder zu optimieren. Auch wenn du kein Profi bist, kannst du mit dem Bedienfeld Essential Sound grundlegende Korrekturen durchführen und das Endergebnis deutlich aufwerten. 

 

Hier findest du einige Tipps, wie du in der Nachbearbeitung das meiste aus deinem Sound herausholen kannst. 

  • Loudness / Lautstärke. Mit der Funktion Auto Match (automatisch anpassen) kannst du mit nur einem Klick Tonspuren angleichen, sodass diese etwa gleich laut sind. Das kann vor allem bei Dialogen, aber auch bei Sound-Effekten, Raumschall und Musik sehr sinnvoll sein, um die Lautstärke zu vereinheitlichen.
 
  • Repair / Rumpeln und Brummen. Nicht selten kommt es bei Videoaufnahmen zu einem Rumpeln und Brummen im Hintergrund. Die Funktionen Reduce Rumble und Reduce Noise erlauben es dir, die Intensität dieser Hintergrundgeräusche zu steuern.
 
  • Clarity / Klarheit. Verwende den Dynamikprozessor (Dynamics), um bestimmte Töne noch weiter hervorzuheben. Hier findest du auch die DeEss-Funktion, mit der du das Zischen von S-Lauten reduzieren kannst. 
 
  • Ambiance / Raumschall. Hier steht dir ebenfalls die Option Auto Match zur Verfügung. Du kannst aber auch kreativ werden und über Reverb das Preset ändern. Geräusche können dadurch so klingen, als seist du in einem großen Raum oder draußen im Freien.

So wirst du Sound-Spezialist.

 

Damit du bei der Tonbearbeitung Fortschritte machst, können dir die folgenden Tipps helfen:

  • Fange jedes Mal neu an. Voreinstellungen für bestimmte Musikrichtungen oder Stimmaufnahmen können die Bearbeitung beschleunigen. Doch wer noch unerfahren ist, sollte vorher mit manuellen Einstellungen so viel Erfahrung wie möglich sammeln. 
 
  • Übung macht den Meister. Nimm dir Zeit und nutze Tutorials, um dein Gehör zu schulen und dein Gefühl zu verbessern. 

Erlerne die Grundlagen mithilfe unserer detaillierten Tutorials für Videos, Podcasts und Sound Design.

man_with_drums

Häufig gestellte Fragen.

 

Was ist ein graphischer Equalizer?

 

Ein Equalizer ist ein Filter, mit dem du den Klang eines Sounds verändern kannst, indem du bestimmte Frequenzen entweder verstärkst, dämpfst oder entfernst. Jede Stimme und jedes Instrument hat eine Grundfrequenz sowie auch Ober- und Untertöne, die dem Sound einen bestimmten Klang verleihen. Bei einem graphischen Equalizer zeigt die Anordnung der Regler den Verlauf der Frequenzkorrektur grafisch an. 

 

Was ist ein Equalizer Modus?

 

Einige Geräte wie Lautsprecher verfügen über verschiedene EQ-Modi. Im Grunde handelt es sich um Equalizer-Voreinstellungen, mit denen du bestimmte Eingangssignale direkt anpassen kannst. Es gibt etwa einen Modus für klare Sprachwiedergabe oder aber einen Modus mit Bassanhebung, damit Signale wie Dance Music besonders gut zur Geltung kommen. 

 

Wie kann man Graphic Equalizer einstellen?

 

Wenn du deinen graphischen Equalizer einstellen möchtest, solltest du die folgenden drei Parameter kennen:

 

  1. Gain: Zeigt an, um wie viel Dezibel (dB) ein Frequenzband gedämpft oder verstärkt wird.

  2. Center Frequency (Mittelfrequenz): Die Frequenz, die am stärksten verstärkt oder gedämpft wird. 

  3. Q-Factor (Filtergüte): Zeigt die Steilheit der Filterkurve (Bereich um die Mittelfrequenz, der mit verändert werden soll) an. Je größer der Q-Factor, desto schmaler ist der Bereich.

 

Über Adobes Designpartner.

  • Gus Berry – Produzent, Tontechniker und Schreiber für das Music-Production-Magazin Tape Op mit Sitz in Portland, Oregon.
 
  • Lo Boutillette – Produzentin aus New York City mit mehr als sieben Jahren Erfahrung in den Bereichen Creative Production, Videografie, Tontechnik und Medienmanagement.

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