Im Filmschnitt, oft auch als Filmmontage bezeichnet, gibst du dem aufgenommenen Videomaterial seine endgültige Form vor der Veröffentlichung. Während man beim Schnitt häufig nur vom rein technischen Prozess der Anordnung der einzelnen Sequenzen und Szenen spricht, bezeichnet die Montage oftmals den künstlerischen Aspekt bei der Komposition der Bilder. Filmschnitt ist also nicht nur die reine Konstruktion eines Gesamtwerks, sondern auch die Gestaltung von Dramaturgie und Stil unter Berücksichtigung der Kontinuität.
Als Filmeditor*in musst du viele Einzelstücke zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Die Kunst des Filmschnitts liegt daran, die Balance zwischen Filmlänge im Kontext zur Handlung und Dramaturgie zu finden. Der Zweck und der Inhalt bestimmen die Form deines Filmes. Wir zeigen dir, mit welchen Schnitttechniken deine Filmaufnahmen bearbeitet werden können, was du beim Filmschnitt beachten solltest und was diese ganzen Begriffe, die wir hier verwenden, eigentlich bedeuten.
Egal ob Dokumentarfilm, Reportage, Imagefilm, Animation oder Actionmovie – kein Film kommt ohne Schnitt und Montage in der Postproduktion aus. Durch den Einsatz von Schnitttechniken können Editor*innen oder Filmeditor*innen Spannung erzeugen, Emotionen transportieren und Geschichten erzählen. Struktur, Rhythmus, Stil und Dramaturgie eines Films entwickeln sich somit oftmals erst in der Nachbearbeitung im Schneideraum.
Ende des 19. Jahrhunderts bestanden erste Filmaufnahmen aus einer statischen Kameraeinstellung. Um die Jahrhundertwende experimentierten Filmemacher*innen bereits erstmals mit den Möglichkeiten des Filmschnitts, sodass Filme aus unterschiedlichen Einstellungen und Motiven zusammengesetzt werden konnten. Über lange Zeit fand der Filmschnitt am Schneidetisch statt. Dazu wurde das Zelluloid-Material der Filmrollen mit einer speziellen Schneidetechnik geschnitten und zusammengeklebt, um die gewünschte Bild- und Szenenfolge zu erstellen. Dieser zusammengebastelte Filmstreifen, die sogenannte Schnittkopie, konnte dann mithilfe des Negativmaterials im Kopierwerk vervielfältigt werden.
Mit dem Aufkommen des digitalen Filmschnitts und Videoschnittprogrammen hat sich dieser Prozess grundlegend verändert – der mechanische Vorgang am Schneidetisch ist Geschichte. Im digitalen Filmschnitt lassen sich Bildsequenzen und Bildfolgen einfacher zu einem Film zusammenschneiden, Bild- und Tonspur können parallel bearbeitet werden, Effekte, Farbkorrekturen und Blenden können spielend leicht hinzufügt werden.
Nach Abschluss der Dreharbeiten wird das gesammelte Rohmaterial weiterverarbeitet. In der Schnittphase wird die Geschichte nach Drehbuch mit dem Filmmaterial erzählt. Der Filmschnitt umfasst nicht nur das Herausschneiden unbrauchbarer Filmaufnahmen, sondern fügt die einzelnen Einstellungen künstlerisch zusammen.
Im ersten Schritt sichtest du das gesamte Filmmaterial, bewertest und sortierst es. Wurden Sequenzen mehrfach gefilmt, wird der beste Take ausgewählt. Welche Bilder und Einstellungen eignen sich, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen oder zu unterstreichen? Sind die Aufnahmen technisch einwandfrei? Diese Fragen stellst du dir im Rohschnitt und suchst dir die passenden Sequenzen aus dem Gesamtmaterial zusammen. Dabei orientierst du dich am Drehbuch oder Storyboard, welches die Handlungsreihenfolge vorgibt und letztlich einen schlüssigen Ablauf sicherstellen soll. Im Rohschnitt legst du also die Szenen und ihre Reihenfolge fest, die zusammen die Grundstruktur der Geschichte bilden. Bei dieser ersten Schnittfassung deines Filmes spricht man auch von Makromontage. Von deinem ursprünglich gedrehten Material wird dann nur noch ein Bruchteil übrig bleiben.
Unmittelbar auf den Grobschnitt deines Filmes folgt die Feinabstimmung, die sogenannte Mikromontage. Wenn die Reihenfolge der Szenen feststeht, kannst du dich um jedes Einzelbild und die daraus resultierende Länge einer Szene sowie um die einzelnen Übergänge zwischen den Szenen kümmern. Diese Übergänge bezeichnet man als Schnitt oder Blende. Welche Arten von Schnitttechniken und Blenden es gibt, verraten wir dir im weiteren Verlauf.
Im Feinschnitt werden auch das Timing, die Geschwindigkeit und der Rhythmus deines Filmes festgelegt. Diese Faktoren sind maßgeblich für die Stimmung verantwortlich, die dein Film letztlich erzeugen soll. Du solltest Bild für Bild, Frame für Frame, betrachten und dir genau überlegen, wie du deine Schnitte setzen musst, um den gewünschten Effekt beim Pubilkum zu erzeugen und die Handlung schlüssig zu gestalten. Hier sollte auf jedes Detail geachtet werden. Passen Ein- und Ausstiegspunkte deiner Szenen inhaltlich und formal zueinander? Vermittelt die Kameraeinstellung die Stimmung, die erzeugt werden soll?
Mit einer Plansequenz zeigst du eine abgeschlossene Handlung in ihrer vollen Länge. So vermittelst du den Zuschauenden den Eindruck, dass sie sich mitten im Geschehen befinden, wenn eine Handlung nicht durch Schnitte unterbrochen wird.
Laufen zwei oder mehrere Handlungen parallel ab, kannst du einzelne Sequenzen abwechselnd hintereinander schneiden. Die Handlung springt dann hin und her – für das Publikum wird mit einer solchen Parallelmontage ein Spannungsbogen erzeugt, weil es wissen möchte, wie es weiter geht oder wie die beiden Handlungsstränge vielleicht aufeinandertreffen.
Mit Zwischenschnitten kannst du etwas Gesagtes illustrieren oder die tatsächliche Handlung zeitlich straffen, um ein Geschehen zu verkürzen und dennoch vollständig zu erzählen. Nach dem Feinschnitt kannst du dich dann um die Farbkorrektur, das Color Grading, kümmern, sodass deine Szenen ein einheitliches Bild erhalten und die Wahrnehmung der Zuschauer*innen nicht durch wechselnde Farb- oder Lichtgebung innerhalb einer Szene gestört wird. Das Color Grading ist auch ein wichtiges Element der generellen Ästhetik eines Films.
Mit deiner finalen Schnittfassung kannst du dich nun auch explizit um die Tonspur und das Sounddesign kümmern. Wenn keine Sekunde mehr am Bild verändert wird, kann der passende Ton die Emotionen, die du mit deinen Schnitten bereits geschaffen hast, verstärken.
Kontinuität ist das Zauberwort – oder aus dem Englischen „continuity“. Wird diese nicht erfüllt, kommt es zu einem Anschlussfehler. Es gibt diverse Internetforen, in denen die Nutzer*innen solche Filmfehler und Anschlussfehler aufspüren – sehr zum Ärgernis der Cutter*innen. Sowohl im Grob- als auch im Feinschnitt solltest du also darauf achten, dass sich im Bild nichts verändert – beispielsweise die Uhrzeit einer Wanduhr oder der Fehler eines Tellers auf dem Tisch. Nicht nur Gegenstände und Requisiten können für solche Filmfehler sorgen. Auch die Position und Optik der Darsteller*innen oder die Lichtgebung können Kontinuitätsfehler verursachen. Deshalb schule deinen Blick und achte wirklich auf jedes Detail bei der Auswahl deiner Bilder.
Wie bereits erwähnt, kannst du mit dem Timing und der Geschwindigkeit deines Filmes eine bestimmte Stimmung beim Publikum erzeugen. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat:
Pacing kann auch als Tempo einer Einstellung bzw. der Abfolge der Einstellungen bezeichnet werden. Das Pacing gibt den Takt deines Films vor und bestimmt die Geschwindigkeit der Szenenwechsel. Zeitraffer, Blenden oder Zeitlupen können den Takt deines Films beeinflussen und verändern. Auch das Zusammenspiel von Bild und Ton spielt beim Pacing eine wichtige Rolle.
Unter Timing verstehen Filmschaffende den Zeitpunkt des Ausstiegs bzw. des Einstiegs in eine neue Einstellung und somit die Länge einer Szene. Ein veränderter Szeneneinstieg oder -ausstieg kann die Wirkung komplett verändern.
Pacing und Timing beeinflussen sich gegenseitig – das Timing einer Einstellung kann das Pacing verstärken oder verringern. Die perfekt abgestimmte Kombination von Tempo und Timing geben den Rhythmus deines Films vor.
Viele Schnitte und kurze Einstellungen sorgen für einen schnellen Rhythmus, während wenige Schnitte und lange Einstellungen den Rhythmus verlangsamen. In einem actiongeladenen Film würde man eher einen schnellen Rhythmus anschlagen, in einem Dokumentarfilm hingegen eine langsamere Erzählgeschwindigkeit bevorzugen.
Der Filmschnitt geht weit über das eigentliche Zusammenschneiden hinaus. Deshalb spricht man oft auch von Filmmontage, wenn es um gestalterische Elemente geht, die den Rhythmus deines Films steuern, für die gewisse Action oder Dramatik sorgen und eine gewünschte Stimmung erzeugen.
Mit den folgenden Techniken kannst du deine einzelnen Szenen zu einem perfekten Ganzen verbinden:
Mit dem unsichtbaren Schnitt möchtest du erreichen, dass der Zuschauer oder die Zuschauerin den Schnitt gar nicht wahrnimmt. Wenn es dir gelingt, den perfekten Moment für einen Szenenwechsel zu finden, sodass die Abfolge für den Zuschauer vollkommen logisch erscheint, hast du bereits beim Dreh deines Filmmaterials einiges richtig gemacht.
Beim Schneiden unterscheidet man zwischen harten und weichen Schnitten, den sogenannten Blenden. Beim harten Schnitt geht eine Szene plötzlich und übergangslos in eine andere Einstellung über – das kann sowohl ein örtlicher als auch ein zeitlicher Sprung in der Handlung sein. Im Gegensatz dazu wird bei Überblendungen ein gemächlicher Übergang geschaffen.
Wie lange du für den Filmschnitt brauchst, hängt von mehreren Komponenten ab: Wie viel Ausgangsmaterial musst du sichten, bewerten und sortieren? Wie lange soll dein Film letztendlich werden? Wie viele Schnitte musst du setzen, um die Handlung logisch zu gestalten? Allgemein lässt sich sagen, dass der Filmschnitt deutlich aufwendiger ist als die Dreharbeiten. Plane dir für die Postproduktion ausreichend Zeit ein.
Um dein Filmmaterial zu bearbeiten, zu schneiden und zu montieren, benötigst du die passende Film- bzw. Video Editing Software. Diese ermöglicht es dir in den meisten Fällen auch, dass du Musik, Texte oder Effekte unterlegen kannst. Je mehr Spuren ein Videoschnitt-Programm bietet, umso kreativer und komplexer kannst du dein Ausgangsmaterial zusammenschneiden. Digitaler Videoschnitt benötigt viel Rechenleistung und Arbeitsspeicher. Du solltest sicherstellen, dass sein System die notwendige Power mitbringt.
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