VR-Filme: Alles, was du wissen musst.

Virtuelle Wow-Erlebnisse: Filme in Virtual Reality (auf Deutsch virtuelle Realität, kurz VR genannt) öffnen die Türen zu völlig neuen Welten und ungeahnten kreativen Möglichkeiten. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über VR-Filme wissen musst – von den theoretischen Hintergründen bis hin zur praktischen Umsetzung.

Ein Mann hat eine VR-Brille auf und schaut einen VR-Film an.

Was ist Virtual Reality?

Schauen wir uns zunächst einmal an, was virtuelle Realität überhaupt ist. Von Virtual Reality spricht man, wenn mithilfe spezieller Hard- und Software eine künstliche, virtuelle (also scheinbare) Umgebung geschaffen wird. Nutzer*innen können vollständig in diese Realität eintauchen, sich in ihr bewegen, mit ihr interagieren und sie erleben. Oft wird zur Erklärung von VR auch folgende Definition genannt:

 

„VR wird als eine immersive, interaktive, multisensorische, betrachterzentrierte, dreidimensionale computergenerierte Umgebung verstanden, die aus einer Kombination von Technologien besteht, die zur Erzeugung dieser Umgebung erforderlich sind.“ (Carolina Cruz-Neira, 1993: Virtual Reality Overview.)

 

Im Kontext von virtueller Realität wird auch oft von Immersion gesprochen. Darunter versteht man einen Effekt, der auftreten kann, wenn eine Person mit einer virtuellen Welt interagiert: Er oder sie taucht dann so sehr in diese Realität ein, dass die wirkliche Welt in den Hintergrund tritt und die Person die virtuelle Welt als real erlebt.

Eine Frau steht auf der Straße. SIe hat ein Smartphone in der Hand, das virtuelle Wegweiser in die Luft projiziert.

XR, VR, 360 Grad: Begrifflichkeiten und Abgrenzungen.

VR, MR, XR, AR und dann auch noch 360-Grad-Inhalte: Damit du im Dschungel der Kürzel und Begrifflichkeiten nicht den Überblick verlierst, schaffen wir zunächst einmal Klarheit, definieren die wichtigsten Begriffe und grenzen sie voneinander ab.

 

XR: XR steht für „Extended Reality“ und ist der Überbegriff für Technologien, die es ermöglichen, computergenerierte virtuelle Elemente oder Umgebungen zu erstellen und sie mit unserer realen Welt zu kombinieren.

 

AR: AR steht für „Augmented Reality“, also erweiterte Realität. Dabei werden virtuelle Elemente in die Realität integriert. Während du in der virtuellen Realität vollkommen in eine virtuelle Welt eintauchst, wird die Realität hier nur mit virtuellen Elementen angereichert. Der Fokus bleibt dabei in der realen Welt. Beispiele für AR sind Snapchat-Filter oder auch das Spiel „Pokémon GO!“.

 

MR: MR bedeutet „Mixed Reality“ und verbindet die wirkliche und die virtuelle Welt zu einer neuen Realität. Dabei verschwimmen die Grenzen – Nutzer*innen können sowohl mit realen als auch mit virtuellen Elementen und Objekten interagieren.

 

360-Grad: Ein 360-Grad-Film oder -Foto ist sozusagen die Basis für einen VR-Film. Dabei wird eine reale oder computergenerierte Umgebung in einer Rundumsicht (also 360-Grad) aufgenommen. Nutzer*innen können sich darin in alle Richtungen umsehen (bei einem 360-Grad-Foto) oder sich sogar durch die Szene bewegen und sich dabei in alle Richtungen umsehen (bei einem 360-Grad-Video). Dabei entsteht bei den Rezipient*innen das Gefühl, Teil des Geschehens zu sein. 360-Grad-Filme können sowohl auf dem PC, Tablet oder Smartphone als auch mit einer VR-Brille angesehen werden.

 

Eine neue Realität nach der oben genannten Definition entsteht mit einem reinen 360-Grad-Film oder -Foto allerdings noch nicht unbedingt, denn Nutzer*innen nehmen bei der Rezeption eher die Rolle von Beobachtenden ein und können nicht wirklich mit der virtuellen Umgebung interagieren.

 

Monoskopisch vs. stereoskopisch: Wenn du dich mit VR beschäftigst, stößt du früher oder später auf die Begriffe „monoskopisch“ und „stereoskopisch“. Dahinter steckt eine wichtige Unterscheidung zwischen zwei Arten von 360-Grad-Videos.


Die meisten 360-Grad-Videos, die uns im Alltag begegnen, sind monoskopisch. Bei monoskopischen 360-Grad-Videos gibt es nur ein zweidimensionales Bild, das sich der Betrachter oder die Betrachterin mit beiden Augen ansieht. Ein monoskopisches 360-Grad-Video kann daher wie ein ganz normales Video ohne VR-Headset betrachtet werden, zum Beispiel auf dem Smartphone.

 

Bei stereoskopischen 360-Grad-Videos gibt es dagegen zwei Bilder in minimal verschiedenen Winkeln – eines für jedes Auge. Dadurch wird die Art und Weise simuliert, wie die menschlichen Augen sehen und dein Gehirn kann die Tiefe berechnen; es wird ein Gefühl von Dreidimensionalität erzeugt. Diese Art von 360-Grad-Videos kannst du dir nur mit einem VR-Headset anschauen. Stereoskopische VR-Videos sind nicht nur zeit- und kostenintensiv, sondern auch sehr anspruchsvoll in der Produktion. Dafür entsteht hier aber ein wesentlich immersiveres Erlebnis als bei einem monoskopischen 360-Grad-Video.

Detailaufnahme einer Spezialkamera zur Erstellung von VR-Filmen.

Was ist ein VR-Film?

Was genau ist denn nun eigentlich ein VR-Film? Würden wir uns nach der oben genannten Definition von Carolina Cruz-Neira richten, dann wäre ein VR-Film ist ein immersiver, interaktiver, multisensorischer, betrachterzentrierter, dreidimensionaler, computergenerierter Film.

 

Das stimmt zunächst einmal nicht alles. So gibt es beispielsweise nicht nur animierte oder computergenerierte VR-Filme, sondern auch VR-Realfilme. Außerdem sind die meisten VR-Filme, abgesehen von der Möglichkeit, den Kopf zu bewegen und damit den Blickwinkel zu ändern, nicht wirklich interaktiv und somit eher passiv erlebbar.

 

Festhalten können wir aber: Ein VR-Film ist (idealerweise) immersiv, multisensorisch, betrachterzentriert, bedingt in 360 Grad erlebbar und stereoskopisch gedreht oder 3D-computergeneriert. Filmfans können mithilfe einer VR-Brille oder eines VR-Headsets in das Video eintauchen.

 

VR-Filme in der Zukunft.

Insbesondere in Sachen Interaktion haben VR-Filme einiges an Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft wurde. Aktuell sind die meisten VR-Filme hauptsächlich passiv erlebbar – wie eben ein ganz normaler Kinofilm. Die Entwicklung geht jedoch zu VR-Erlebnissen, in denen sich die Zuschauer*innen völlig frei bewegen und mit der Filmwelt interagieren können. Dabei werden die Grenzen zwischen Filmen und Games zunehmend verschwimmen.

 

Wie kann ich einen VR-Film erstellen?

Du willst einen VR-Film erstellen? Für die Produktion wie die Rezeption von VR ist spezielle Hard- und Software nötig. Wir zeigen dir, wie du einen VR-Film erstellen kannst und welche Technologien den Zuschauer*innen ermöglichen, in die virtuelle Realität einzutauchen.

Eine Frau sitzt auf einem Sofa. Sie hat eine VR-Brille auf dem Kopf. Vor sich sieht sie einen virtuell eingeblendeten Onlineshop.
Eine Spezialkamera für die Aufnahme von VR-Filmen.

VR-Filme: Diese Technologien machen es möglich.

360-Grad-Kamera: Um einen VR-Film zu erstellen, benötigst du eine 360-Grad-Kamera. Es gibt hier mittlerweile sehr viele verschiedene Optionen in verschiedenen Preisklassen. High-End-Modelle verfügen über mehrere Linsen und sind in der Lage, stereoskopische Aufnahmen anzufertigen. Es gibt aber auch VR-Filme, die teilweise oder sogar vollständig in VR erstellt werden. Dabei kommen virtuelle Kameras zum Einsatz, mit denen die Filmemacher*innen selbst in die virtuelle Realität eintauchen und dort sozusagen vor Ort „filmen“.

 

VR-Headset: Du möchtest VR-Videos schauen? Dann benötigst du ein VR-Headset (auch VR-Brille genannt). Diese Head-Mounted Displays werden am Kopf des Nutzers oder der Nutzerin angebracht. Durch zwei Linsen wird ein Eindruck von Dreidimensionalität erweckt. Ein Gehäuse schirmt zudem den Blick auf die reale Umgebung ab. Durch die Bewegung des Kopfes können Nutzer*innen die Perspektive eigenständig ändern. Es gibt VR-Brillen für den PC oder für Konsolen, VR-Brillen für Smartphones (dabei wird das Smartphone in eine VR-Brille eingesetzt) und sogenannte Standalone VR Devices. Bekannte VR-Brillen sind zum Beispiel die Oculus Rift S oder die HTC Vive Pro. Die günstige Alternative zu einem VR-Headset ist Google Cardboard – eine Brille aus Karton, in die du dein Smartphone einsetzen und mit Apps wie YouTube VR die virtuelle Realität genießen kannst.
 

Weitere Geräte: Ein VR-Headset ist erst der Anfang. Um in virtuelle Welten einzutauchen und sie zu erleben, gibt es mittlerweile diverse weitere Geräte. Zu diesen gehören zum Beispiel:
 

  • Die 3D-Maus oder Spacemouse (eine spezielle Maus für die Navigation in 3D-Umgebungen)

  • Der Datenhandschuh (ein Handschuh, mit dem sich Bewegungen in einer virtuellen Umgebung simulieren lassen)

  • Das omnidirektionale Laufband (ein spezielles Laufband, mit dem du dich in der virtuellen Realität fortbewegen kannst)
     

Bearbeitungssoftware: Um ein VR-Video zu produzieren, benötigst du eine spezielle Software. Hier kannst du zum Beispiel auf Adobe Premiere Pro zurückgreifen. Die Software für den Videoschnitt ermöglicht es dir nicht nur, reale Filme zu erstellen, sondern erlaubt auch die Bearbeitung und den Schnitt von 360-Grad-Filmmaterial.

Erstelle einen VR-Film mit den Apps deiner Wahl.

VR-Filme in Premiere Pro schneiden.

Du willst selbst einen VR-Film mit Premiere Pro schneiden und bearbeiten? Wie das geht, zeigen wir dir in der folgenden Kurzanleitung.

 

Schritt 1: Das 360-Grad-Filmmaterial in Premiere Pro importieren.

Zunächst musst du deine 360- oder 180-Grad-Videos in Premiere Pro importieren. Damit das funktioniert, muss dein System die VR-Systemanforderungen erfüllen.

 

Schritt 2: Die richtigen Einstellungen in Premiere Pro zum Bearbeiten von VR-Videos.

Premiere Pro erkennt automatisch, ob deine Clips über VR-Eigenschaften verfügen, und konfiguriert den VR-Viewer dementsprechend. In manchen Fällen musst du dein VR-Filmmaterial allerdings selbst interpretieren – nämlich, wenn in deinem VR-Clip keine VR-Eigenschaften vorhanden sind oder wenn den Eigenschaften „VR-Projektion“, „VR-Layout“ und „Erfasste VR-Ansicht“ falsche Werte zugewiesen wurden. Anschließend musst du noch das Vorschaufenster richtig einstellen. Dazu klickst du entweder auf das Schraubenschlüssel-Icon und wählst hier den VR-Modus aus, oder du klickst auf das Plus-Symbol und wählst von dort den VR-Modus.

 

Schritt 3: Einen VR-Film in Premiere Pro schneiden und bearbeiten.

Anschließend kannst du dein Videomaterial wie gewohnt schneiden und bearbeiten. Dabei kannst du auch mit den Videoeffekten und -überblendungen von Premiere Pro arbeiten. Diese findest du, wenn du auf „Videoeffekte“ klickst, dort „Immersives Video und Videoüberblendungen“ und dann „Immersives Video“ auswählst.

 

Schritt 4: Einen VR-Film aus Premiere Pro exportieren.

Du kannst deinen fertigen VR-Film direkt aus Premiere Pro auf YouTube oder Facebook veröffentlichen. Folge dazu diesen Schritten:
 

  • Wähle zuerst „Exporteinstellungen“ und dann „Videoeinstellungen“.

  • Codiere dein Video anschließend im Format H.264, HEVC oder QuickTime.

  • Aktivieren das Kontrollkästchen „Video ist VR“ und wähle im Popup-Menü das passende Layout.

  • Wähle in den Exporteinstellungen die Skalierungseinstellung „Auf Framegröße verzerren“.

  • Wählen in den Exporteinstellungen „Veröffentlichen“, um deinen VR-Film direkt auf YouTube oder Facebook hochzuladen.
     

Tipp: Du benötigst weitere Infos oder bist auf der Suche nach einem ausführlicheren Tutorial? Auf dem YouTube-Kanal von Adobe Creative Cloud findest du eine kostenlose Masterclass zum Bearbeiten von 360/VR-Videos in Premiere Pro (Teil 1 und Teil 2).

 

Die besten Filme für die VR-Brille.

Nachdem du nun das Wichtigste über die Theorie hinter VR-Filmen weißt, ist es Zeit, dass wir uns einige Beispiele anschauen. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an VR-Filmen, die kostenpflichtig (beispielsweise Amazon Prime VR-Filme) oder kostenlos verfügbar sind. Wir haben uns drei besonders beliebte VR-Filme herausgegriffen, die in den letzten Jahren entstanden sind und die wir dir kurz vorstellen möchten.

 

 

Dear Angelica.
 

  • Von: Oculus Story Studio

  • „Dear Angelica“ erzählt eine berührende Geschichte um die Protagonistin Jessica, die sich an ihre verstorbene Mutter Angelica erinnert. Der animierte VR-Film ist eine Art begehbares Gemälde, das sich vor den Augen des Publikums entfaltet. Dabei wurde der Film komplett in VR erstellt – mit dem Zeichenprogramm Quill und Oculus Touch Controller. „Dear Angelica“ ist kostenlos für Oculus Quest verfügbar (allerdings nur in der 360-Grad-Version).

  • Trailer: YouTube

 

Jurassic World: Blue.
 

  • Von: Felix & Paul Studios

  • In „Jurassic World: Blue“ begleiten die Zuschauer*innen den Velociraptor „Blue“ auf einem Streifzug über die Insel „Isla Nublar“. Filmfans sind in diesem Spin-off hautnah bei Vulkanausbrüchen oder Begegnungen mit anderen Dinosauriern dabei. Der Kurzfilm ist im Oculus Store verfügbar.

  • Trailer: YouTube

 

Kingdom of Plants.
 

  • Von: Alchemy Immersive, Meta, ZOO VFX, 1.618 Digital

  • „Kingdom of Plants“ ist eine dreiteilige Doku in VR. Gemeinsam mit dem berühmten Naturfilmer David Attenborough dringst du dabei in das Königreich der Pflanzen vor und erlebst die Natur aus einer völlig neuen Perspektive. Der VR-Realfilm wurde in den Royal Botanic Gardens in Kew gedreht, einem der ältesten botanischen Gärten der Welt. Dabei kam eine spezielle 3D-Kameraanlage zum Einsatz.

  • Trailer: YouTube

Weitere Einsatzmöglichkeiten für VR-Brillen-Videos.

Virtual Reality kommt heute nicht nur in Filmen und Games zum Einsatz, sondern auch in vielen weiteren Bereichen. Zu guter Letzt schauen wir uns deshalb noch ein paar weitere spannende Einsatzmöglichkeiten von VR-Videos an.

 

Produktentwicklung: Beim VR-Prototyping können Produkte und Prozesse visualisiert werden, die noch gar nicht existieren. So können Produkte virtuell getestet und überprüft werden – noch vor der eigentlichen Produktion.

 

Produktkonfiguration: Kund*innen können Produkte in einem Virtual Showroom nicht nur anschauen, sondern sogar selbst konfigurieren.

 

Bildung: VR-Videos haben ein besonders großes Potenzial in der Aus- und Weiterbildung: Durch Immersion und Interaktionsmöglichkeiten können VR-Videos Inhalte und Zusammenhänge ganz besonders anschaulich vermitteln.

 

Architektur: Mit VR können Gebäude simuliert werden. Kund*innen und Auftraggeber*innen können Bauten so schon vor der Fertigstellung ansehen und Entscheidungen über die Planung treffen.

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