Was ist Compositing? Geschichte und Anwendung in Video- und Filmtechnik.

Aufwändige Spezialeffekte und Animationen, welche die Grenze zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lassen, sind aus der Filmtechnik nicht mehr wegzudenken. Kinohits wie „Iron Man“ oder auch Klassiker wie die Filmreihe „Indianer Jones“ wären ohne visuelle Effekte (VFX) und Film Compositing undenkbar. In diesem Artikel erklären wir, was Compositing ist, welche Techniken es gibt, werfen einen Blick in die Geschichte des Compositings und wie Compositing in der Postproduktion angewendet wird.

Man sitting at a table with art supplies sketching on a piece of paper.

Was ist Compositing?

Der Begriff Compositing, aus dem Englischen übersetzt „Mischung“ oder „Zusammensetzung“, stammt aus der Video - und Filmtechnik. Als Teil der Postproduktion werden zwei oder mehrere getrennt voneinander aufgenommene Bildteile zu einem Gesamtbild zusammengeführt. Ziel ist es, die verschiedenen Elemente so zusammenzusetzen, dass sie ein stimmiges Gesamtbild ergeben. Während sich ein Photoshop Artist auf ein einziges Visual konzentriert, arbeitet ein so genannter Compositing Artist allerdings mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Nehmen wir als Beispiel für Video Compositing den Filmklassiker „Jurassic Park“: Das Filmteam dreht einen Hintergrund, etwa eine Urwald-Szene, der Special Effects Animator animiert am Computer einen zähnefletschenden Dinosaurier und der Compositing Artist fügt all diese Objekte mit Hilfe einer Compositing-Software zu einer täuschend echt wirkenden Aufnahme zusammen. Als Abschluss dieses Prozesses steht das Rendering. Beim Rendern von visuellen Effekten werden alle Einzelbilder, auch Frames genannt, einzeln gerendert und zusammengefügt.

 

Wir können also festhalten, dass heutige Filmproduktionen ohne Compositing und andere visuelle Effekte auch VFX genannt, nicht mehr denkbar wäre.

 

Geschichte des Compositings.

Bereits in den 1930er-Jahren wurden erste visuelle Effekte mithilfe eines Optical printers realisiert. Dieser bestand aus einem Projektor, der den Film projiziert und einer synchron zugeschalteten Kamera, die diesen direkt wieder abfilmt. Mit einer so genannten Travelling Matte konnten die Filmemacher Teile der Projektion abschatten und in einem zweiten Durchlauf ein weiteres Element auf die abgeschattete Stelle einfügen.

 

Ein Jahrzehnt später erweiterte der US-amerikanische Filmtechniker Lawrence W. Butler diese Effekt-Variante, indem er die sogenannte Bluescreen-Technik erfand. Dabei wurde im ersten Schritt ein Gegenstand oder eine Person vor einem gut ausgeleuchteten Hintergrund gefilmt, während im nächsten Schritt das aufgenommene Objekt freigestellt und alles, was vorab als Hintergrund definiert wurde, ausgeschnitten wird. Zum ersten Mal wurde diese Compositing-Technik 1940 im Kinofilm „Der Dieb von Bagdad“ genutzt und war damit Wegbereiter für spätere Science-Fiction-Klassiker wie „Star Wars“, „Superman“ oder „Flash Gordon“. Mit der Kombination von so genannten Matte Paintings (Hintergrundbildern), Miniaturmodellen und Realfilmaufnahmen, wurde diese Filmtechnik immer weiter verfeinert.

 

Einen weiteren Entwicklungsschritt brachten Filme wie „Jurassic Park“ (1993) oder „Godzilla“ (1997), in denen zum ersten Mal digital erzeugte Figuren (CGI: Computer Generated Imagery) in Realfilm-Sequenzen eingesetzt wurden.

 

Welche Techniken gibt es beim Compositing?

Inzwischen sind visuelle Effekte und Compositing in der Filmproduktion nicht mehr wegzudenken. Damit computeranimierte Elemente in Kombination mit Realaufnahmen authentisch wirken, müssen verschiedene Faktoren wie Farben, Kontrast, Schatten und Licht, Schärfe und Unschärfe sowie Reflexionen zusammenspielen. Erst dann wird aus vielen Einzelkomponenten ein Gesamtbild. Es gibt verschiedene Techniken, die beim Compositing verwendet werden, das Freistellen und Fotorealistische Integration. Wir wollen beide Varianten etwas näher beleuchten.

 

Das Freistellen mit Keying oder Rotoskopie.

Graphic of a car on the road driving into the sunset.

Freigestellte Bilder oder Szenen lassen sich bearbeiten, verändern oder auf immer neue Art und Weise kombinieren.

 

Eine Variante des Freistellens in der Videobearbeitung ist das sogenannte Keying. Dabei werden Bildelemente auf Basis einer Schlüsselfarbe vom Hintergrund freigestellt und eine Maske, auch Alphakanal genannt erstellt, die eine Transparenz für jeden Bildbereich definiert. Chroma Key, Color Difference Key, 3D Keying, Luma Key oder Difference Matte – inzwischen gibt es einige Keying-Methoden, die je nach Situation und Anwendungsbereich eingesetzt werden können. Die wohl bekannteste Variante ist das Chroma Key, das tagtäglich in zahlreichen Fernsehstudios Anwendung findet. Bei Chroma Key wird ein Farbton aus einem Farbraum ausgewählt, der freigestellt werden soll. Meistens handelt es sich dabei um einen einfarbigen Hintergrund. Bestes Beispiel ist der Moderator, der vor einem Bluescreen oder einem Greenscreen steht und die im Hintergrund abgebildete Wetterkarte moderiert.

 

Eine weitere Methode des Compositings ist das Freistellen in Form von Rotoskopie. Ursprünglich wurde die Rotoskopie bei der Herstellung von Animationsfilmen verwendet, indem aufgenommene Filmszenen auf eine Mattglasscheibe projiziert und von einem Animator Einzelbild für Einzelbild abgezeichnet werden konnten. Ziel war es, komplexere Bewegungen wie Tanzszenen möglichst realistisch darstellen zu können. Heute wird die Rotoskopie als Alternative zur Bluescreen-Technik meist bei komplizierten Einstellungen wie beispielsweise einer heftigen Kamerabewegung eingesetzt.

 

Das Freistellen mit fotorealistischer Integration.

Bei der fotorealistischen Integration sollen neue Elemente in Bildmaterial eingefügt werden. Das können freigestellte Bilder, Matte Paintings, gerenderte Elemente und 3D-Animationen sein. Ziel des Compositing Artists ist es, die hinzugefügten Elemente so in das vorhandene Bildmaterial zu integrieren, dass diese wirken, als seien sie durch die Kamera gefilmt worden.

 

Compositing-Software: Anwendung in der Postproduktion.

Der Film ist im Kasten, die Dreharbeiten vorbei und die Postproduktion startet. Bis eine Filmszene auf der Kinoleinwand zu sehen sein wird, werden die Aufnahmen in der Regel vielfach bearbeitet. Neben der Sichtung des gesammelten Filmmaterials, der Nachbereitung und Schnitt und dem Sounddesign, verleihen Compositing Artists dem Film nun den letzten Schliff. Eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe bei der Nachbereitung des Films ist außerdem die Korrektur und Optimierung des Filmmaterials: Technisches Gerät aus dem Filmstudio wird in dieser Produktionsphase ebenso wegretuschiert, wie beispielsweise die Kaffeetasse, die in der Kulisse vergessen wurde. Bescheidene Studiosets und Kulissen werden mithilfe von Blue- oder Greenscreens digital erweitert und zu beeindruckenden Filmsets nachbearbeitet. Dafür benötigen Compositing Artists nicht nur ein künstlerisches Talent, ein gutes technisches Verständnis sowie ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, sondern auch die entsprechenden Bearbeitungstools. Mithilfe von VFX Software wie Adobe After Effects oder dem Schnittprogramm Adobe Premiere Pro werden animierte Charaktere, Explosionen oder spektakuläre Stunts zu einem realistisch wirkenden Bild zusammengefügt. Um Spezialeffekte so realistisch wie möglich aussehen zu lassen, liefern die Programme Werkzeuge wie Clip Layering, 3D-Modellierung, Anpassungen der Z-Tiefe oder Color Grading.

 

Damit die animierten Effekte in voller Auflösung und Qualität zur Verfügung stehen können, müssen sie nach Abschluss der Bearbeitung gerendert werden. Ja, richtig gehört, auch bei der Endausgabe des Filmes wird der Begriff Rendern verwendet. Hier werden alle Teile des fertigen Films in eine einzige, finale Videodatei konvertiert. Dazu gehören etwa Filmsequenzen, Sound- und Grafik-Rohmaterial oder Animationen. Am Ende eines aufwändigen Postproduktions-Prozesses steht im nächsten Schritt noch die Abnahme des fertigen Films und wenige Wochen später ist ein neuer Blockbuster fertig für die Filmpremiere.

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